Schweizer Käseallerlei

Nicht immer ganz ernstgemeinte Blicke über die Grenze


Eine archivierte Kolumne von  Maya_Gähler

Donnerstag, 02. Oktober 2008, 03:33
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Wo bitte geht es nach...?

Oftmals wird ja über den Schilderwald in Deutschland geschimpft. In der Schweiz vermisse ich ihn doch des Öfteren. Da wünsche ich mir nämlich, dass es mehr dieser Metalldinger gäbe. Es stehen zwar auch einige in der Gegend rum, aber in meinen Augen eben nicht genügend.

Ich vergesse immer wieder mal, dass ich in einem Tal wohne. Was da heißt, wir liegen etwas tiefer, als die Ortschaften, welche höher liegen. Eigentlich ja ganz logisch.
Viele Täler bedeuten auch viele Höhenorte, das macht mir manchmal ganz schön zu schaffen.

Eine Freundin von mir ist umgezogen. Stolz lud sie mich ein, sie in ihrem neuen Domizil zu besuchen. Ehrensache, dass ich dieser Einladung folgte. Die Ortschaft war mir vom Namen her bekannt und ich meinte, das wird ja wohl nicht so schwer sein dich zu finden. Ich wusste, dass es ein kleines Kaff ist, welches nicht auf jeder Landkarte verzeichnet ist.

Nun gehöre ich noch zu den Menschen, die sich kein Navigationssystem leisten (können/wollen). Habe bisher immer dahin gefunden, wo ich hin sollte. Egal wo. Klar manchmal mit Verspätung, weil ich mich verfahren hatte, aber ich schaffte es. Darauf war ich immer stolz und bin es auch heute noch. Obwohl ich doch wieder einmal einen herben Tiefschlag erleben musste.

Meine Freundin gehört zu der Gattung derer, die nicht erklären können, wo sie wohnen. Frag mich nicht, wie du da dahin kommst, ich bin schon froh, wenn ich es finde, dank meinem Navi.
Sie schickte mir dann per MSN eine Wegbeschreibung, keine Ahnung, wo die herkam. Da standen genau drei Ortschaften.

Wie ich von meinem Wohnort, in die erste Ortschaft käme, das wusste ich, ca. halbe Stunde Autorfahrt. Auch die Zweite war kein Problem. Ja und die Dritte war schon der Zielort. Doch wo in aller Welt war ein Schild, welches mich dorthin weist? Ich sah keines. So drehte ich nach Kilometern um, ohne zu wissen, wie nah ich meinem Ziel war. Als ich in den besagten zweiten Ort kam, suchte ich vergebens einen Wegweiser zum Zielort. Ich fuhr einfach mal nach Gefühl, obwohl mir dieses klar sagte, das ist der falsche Weg.
So war es dann auch. Ich hielt an, rief meine Freundin an und bekam als Antwort, also da wo du jetzt bist, das weiß ich und kenne ich. Aber wie du von dort nach hier kommst, frag mich bitte nicht.
Ich ließ mir ein paar Ortschaften rund um ihren Wohnort nennen. Die meisten hatte ich zwar schon mal gehört, aber keine Peilung wo die lagen. Plötzlich ein mir vertrauter Name.

Ich fuhr also zurück, schlug einen völlig anderen Weg ein und fuhr schnurstracks in den Ort, den ich so lange suchte.

Eine Stunde und zweiundzwanzig Minuten zu spät, fast hundert Kilometer Irrfahrt. Die Heimfahrt dauerte genau fünfundzwanzig Minuten und betrug siebenundzwanzig Kilometer.

Hätte ich doch nur ein wenig genauer auf die Postleitzahl geguckt, dann hätte ich gemerkt, dass dies in meiner Nähe sein musste. Meine Freundin hatte nicht gepeilt, dass, wenn ich bei uns über den einen Berg fahre, dann den nächsten wieder rauf, ich dann schon fast bei ihr bin. Einfach von der anderen Seite des Hügels wie sie mich lotsen wollte.

Ach ja und noch was habe ich gelernt:
Je kleiner eine Ortschaft, umso kleiner die Wegweiser.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

wupperzeit (58)
(07.10.08)
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