Projekt "Texte vom Tod."

Ich wohne circa 150 Meter nördlich von einem Friedhof. In einigen Jahren werde ich umzíehen. Ich wohne dann etwa 150 Meter südlich von meinem Haus.

Zuerst bewegte ich noch meine Beine, wie es nötig ist, wenn man seinen Körper nach vorne schieben will, später stellte ich die Bewegung ein und schwebte dennoch vorwärts. Die Stadt bestand aus Ruinen. Dort waren Häuser aus rot gebranntem...

Euthanasie Schizophreniepatientin. Allein das Wort ist Gift. Drum auch in meiner Akte ein Kreuz mit rotem Stift. Im Namen der Gesundheit längst unfruchtbar gemacht, soll ich „nicht länger leiden“ und werde fortgebracht. Der graue Bus fährt...

Geh´ ich weg, komm´ ich wieder und bin tot und tot und tot. Meine Ohren sind ab, die Zunge ist faul, der Schädel steht offen und die Beine sind gebrochen, zersplittert sind die Knochen, mein Fleisch ist am Kochen. Ich laufe ohne...

Dem Tod entwischt Auf einmal wär es nur noch drum gegangen, das Steigen meiner Seele nicht zu stören, auf kein erstauntes Stöhnen mehr zu hören, und etwas Nächstes hätte angefangen. Ich fühlte, dass es gleich gelungen wäre. Mit letzter...

Für Bärchen Denkst du manchmal noch an mich dort, wo du jetzt bist? Hörst du mein Gebet für dich, wenn es Abend ist? Manchmal schmilzt dein Bild wie Schnee, gerad, wenn ich dich brauch. Tut das nur mir selber weh oder spürst du’s auch?...

Mobbing Wer mithalten wollte, verspottete sie. Es ging bis zum Hass, denn sie wehrte sich nie, die Brillenschlange mit Schüttelfrisur und frühreif entwickelter Birnenfigur. Pro Tag war sie mindestens einmal dran. Dann schwieg sie die...

Ohne Unterlass Keiner ruft bei der Kasse an, ob noch Tickets zu haben sind. Keiner tritt an den Schalter ran. Keine Liebesgeschichte beginnt. Das Licht der Welt scheint ohne dich nur blass, dein Licht in mir scheint ohne Unterlass. Keiner eilt...

Meine Nächte sind heiser zerschrien, aber der Satz ist nicht mehr an Verzweiflung gebunden. Die Apathie hängt gleißend hell hinter den heruntergelassenen Rollläden, aber ich sperre hier mehr als die Wärme aus. „Mein armes Mädchen.“ Die...

lass uns baumeln wie die Kreolen von den Ohren die Füße vom Steg und schmelzen wie Pistazieneis auf deinen warmen Lippen rede weiter vom Kupidobogen ich werde die Pfeile ohnehin verschießen lass uns baumeln und nicht mehr von Stricken reden...

Lose Verstricktes

Ich frage mich, was du jetzt denken würdest. Darüber, dass sie nach und nach alle deine Bilder abnahmen, dass sie das Gartenhäuschen entfernten, an dem du lehntest und die Bäume ausgruben, die du mühevoll gesetzt hast. Ist es gut unsere...

Und dann war er da, dieser Ton, kurz bevor du unter Wasser gezogen wirst. Das ist weniger Geräusch, mehr Gefühl, das du hörst, dass es gleich anders wird. Aber auch ein Versprechen, dass du irgendwann mal wieder Boden unter den Füßen hast,...

Weißt du noch, als ich zu dir sagte, ich suche nach dem Vergessen? Es ist seltsam, jetzt zusammen mit diesen Erinnerungen im Sesselkreis zu sitzen und dass die Vorstellungsrunde mich tatsächlich neue Dinge hören lässt. Ich hatte vergessen....

Du hast es geschworen. Als ich Blut spuckend auf dem Rücksitz lag, hast du geflüstert, du würdest immer da sein. Es formte sich benommen in mir zu einem verschwommenen Nein. Ich will es nicht hören, ich möchte … Das Fühlen, ich tausche es...

Gestern ging ich in den Schuppen und betrachtete die Wiege, die du gemacht hast, sie funktioniert noch, aber sie hat niemanden mehr, für den sie funktionieren soll. Du warst so unbedingt stolz, und, mein Gott, wie habe ich dich dafür geliebt....

Atme. Immer wieder höre ich dich. Manchmal trifft es mich so plötzlich, dass ich die Augen zusammenkneife. Dann sehe ich es wieder: Als ich nach Hause kam, war alles still, nur die Melodie des Windspiels an der Haustür war zu hören. Es war zu...

Still trittst du zu mir herein gleich, in mein Häuschen hinterm Rheindeich, wo ich grade Wäsche einweich und dem Gast ein Gläschen Wein reich, sprichst: / »Verzeih, dass ich mich einschleich, es ist Zeit, folg mir in mein Reich. Deine...

Ein guter Freund ist aufgebrochen zur Reise ohne Wiederkehr. Was hätt' ich alles drum gegeben, dass ich an seiner Stelle wär. Der Menschheit ging ein Sohn verloren wie es ihn niemals zuvor gab. Und ich bin froh und stolz zu sagen,...

\"Wovon träumst du nachts?\" Eine der Fragen die mich quält seit Kindestagen. Denn ich konnt nie träumen, ungelogen. Probierte alles. Bier, Schnaps, Drogen. Eines Tags, ich wusst\'s nicht besser, griff ich kurzerhand zum Messer. Sogleich...

Unverständnis, Ausgrenzung, Kopfschütteln & Verachtung. Finger am Abzug, Waffe geladen und auch entsichert, in Blut will ich baden. Den Mantel zurück, die Waffe hervor. Ich klopfe an das Himmelstor. Es wird geöffnet,...

Sie drängen immer wieder nach oben, die Fragen, mit denen das Kissen gefüllt sein wird, das dich einmal ans andere Ufer trägt.

Ich wollt, ich wäre eine Blume, und du kämst übers Feld gegangen. Du löstest sacht mich von der Krume, und hieltst mein Sterben warm umfangen.

Durch die Morgenfrühe steigen Nebel auf vom Wiesengrund, drehen unheilvoll orakelnd wie Gespenster sich im Rund. Enger zieht der Tod die Kreise, und ein dunkler Schemen streicht durchs Gehege tönt Geschnatter, bis ein Leben stumm...

Die Zeit färbt unsres Lebens Traum. Ein rauer Tag reisst ihn herab vom Lebensbaum. Als buntes Boot treibt er den Strom zum Meer hinab.

Am Tisch vorm Fenster lag ein Blatt, das mir der Wind hereingetragen. Ihm eingebrannt schien ein Poem aus wechselvollen Lebenstagen. Ich las vom Knospen und vom Grünen, von Regen, Sonne, Sturm und Ruh. Vom Schmerz des voneinander Lösens, vom...

Was du nicht willst, das man dir tu, da lass auch mich damit in Ruh. Und hast du vor, es nicht zu lassen, dann laß mich nicht vor dir erblassen.

Er war ein Leisetreter. Für viele war er Luft. Stahl sich aus diesem Leben wie ein verscheuchter Duft.

Beschwer dich woanders. Mir ist heute so leicht um die Seele.

Siehst du die Kreuze dort im Tal? Sie tragen Nam' und Jahreszahl. Einsam das Kreuz auf Berges Spitze, trägt schwer am Mal der Feuerblitze.

Ich trieb, wie eine Feder, dem Leben zugeneigt. Ein Wind trug mich ins Später, wo alles Blau entzweigt. Im letzten Ast verfing ich, da mich ein Vogel fand, der nahm mein Seelchen zu sich, und floh in deine Hand.

Frühling liegt leblos auf frostigem Beet im Lenz hingeraffte Pflanze Trauer

Ermattet und geschwächt gab das Ich den Kampf ums Überleben auf und ließ mit einem dramatisch laut erklingenden Akkord den physischen Körper los. Dort stand der Hermaphrodit als eine unsichtbare Ganzheit, die sich nicht ins irdische Leben...

Es klang nach zusammenbrechenden Balken und fallendem Gemäuer, aber auch schrille Stimmen mischten sich in den Lärm, von dem ich schlagartig aufwachte. Im Aufstehen roch ich brenzlige Luft und ich rannte ans Fenster. Schließlich stellte ich...

Anders als erwartet fühlte ich mich freier, je mehr die äußere Bedrängnis sich zuspitzte und legte jene süßliche Dämmerstundenmelancholie ab, der ich mich in beschaulicheren Lebenszeiten oft hingegeben hatte. Angst, so stellte ich fest,...

In allen von uns blüht einsames Leben ein Gesicht der Sonne wir sind volle Körbe, duftend uns zu öffnen und zu schließen vor schwirrender Welt So schön warst du bei uns als du dich weiß in warme Winde verstreutest,...

Ich habe dich schon lange nicht gesehen, lass uns gemeinsam ein paar Schritte gehen. Sehr oft habe ich an dich gedacht, und nächtelang kein Auge zu gemacht. Es war nicht leicht dich hier zu finden, Schlafstörungen musste ich erst...

Lasst alles so Meine rote Jacke im Flur die Brille auf dem Schreibtisch das Weinglas vor dem PC lasst alles so wenn ihr mich sucht ich bin nicht weggegangen ihr könnt mich nur nicht sehen Ihr findet mich in einem Gedicht lasst alles so

Wenn ein lieber Mensch nach Hause zurück zu seinen Wurzeln geht wir Tränenleer es nicht verstehn Ihn stets noch lachend vor uns sehn dann sollte sein Gewesensein uns Freude und Frieden geben

In der Fülle der Zeit lebt Liebe, Hoffnung, erwacht Leben - vergeht. Die Zeit - ein Geschenk auf Zeit ? Wie Tau benetzte Wiesen?

Dann kroch ich aus dem Keller und wandte mich nach links, wo viele rannten. Überall lagen Haufen von Steinen. Nun befand ich mich in der Gruppe der Rennenden. Hinter uns hörte ich Metall klirren und ab und zu pfiff eine Kugel zischend durch die...

Die Jüngste steht an meinem Bett, so wie sie immer ist: gut aussehend, sportlich, chic, zuverlässig und ungemein präsent. Die anderen sind nicht gekommen. Sie hat es besser gehabt als ihre Geschwister. Jüngere haben es oft leichter....

Die Auflösung Noch ist Alles gerade erst geboren an diesem Morgen. Klarheit strahlt und lässt sie leicht atmen. Bald wird es sich anfüllen mit Staub und Gleichgültigkeit, mit Freude oder mit zerreißender Verzweiflung....

Es ist als ob ich dich erdacht ein Hirngespinst der Einsamkeit ganz vage nur entsinne ich mich deiner Unbekümmertheit der Frühling starb noch vor dem Grün verstummt in einem Augenblick geschloss’ne Lider schau'n mich an im...

wenn ich einst gehe versprich mir dass ich nicht in einem licht erscheine dessen glanz ich nie verbreitet habe sag die wahrheit über mich doch sei gnädig und sparsam mit worten halt fern von mir jene die mir im leben nie nahe waren jene...

gegen das vergessen hast du angekämpft bald wusstest du nicht einmal mehr was vergessen heißt was kämpfen so lebtest du vergangenheit für eine weile besuchten dich die toten und ich war wieder zehn. schon lange bist du fort...

Das Kind von Traurigkeit ist tot - es starb an Lebensfreude.

Schwarz gewandet sah ich mich am Ende einer Treppe stehn. Aus dem Nichts kamst du in deinem blauen Lieblingshemd. Freudig sah ich dir entgegen. Dein Gesicht war mir so nah. Ich wachte auf, machte Licht und war wieder allein.

Seine Augen erkennen mich nicht. Sie sehen schon ein fernes Licht. Ein Lächeln huscht übers Gesicht, Es gilt nicht mir, gilt jenem Licht. Diese Augen, oh Licht, nimm sie mir nicht.

tränen versiegen der schmerz bleibt trauerfäden weben narben schmerzmale der zukunft ich hab angst ohne dich