Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 17. September 2007, 20:08
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Der Werbe-Terror im privaten Bereich

von  AlmaMarieSchneider


Nach mit Werbung überfüllten Postkästen, für deren kostenpflichtige Entsorgung natürlich der Beglückte zu sorgen hat, nerviger TV-Dauerwerbung, die als Zugabe zum sonst immer magerer werdenden Unterhaltungsprogramm mit aufgezwungen wird, erlebt nun ein Bevölkerungsteil privat eine ganz besondere Art von Plage.

Wer ein paar Wochen Urlaub zu Hause verbringt oder als Rentner und Hausfrau täglich zu Hause erreichbar ist, hat sicher schon Bekanntschaft mit Telefon-Werbung. gemacht.
Hartnäckig klingelt das Telefon von 9 bis 19 Uhr und sogar am Samstag offerieren eifrige Werber günstigere Telefontarife, weiche Supermatratzen und gerissene Marktforscher erfragen wie nebenbei persönliche Daten für weitere Anschläge auf das geplagte Kundendasein.

Sogar Kontonummern und Bankverbindungen werden ausgehorcht, schließlich muss der Supergewinn vom Preisausschreiben ausgezahlt werden. An dieses Preisausschreiben kann sich zwar der Angerufene nicht erinnern, aber die freundliche Stimme am anderen Ende der Leitung bestätigt sofort die Richtigkeit von Namen, Adresse, Geburtsdatum usw.
So freut sich zunächst der Glückspilz und möchte nicht unhöflich erscheinen. Das kann fatal enden. Plötzlich ist er Besitzer eines Lotterie-Dauerloses und der monatlich zu entrichtende Beitrag kann sich sehen lassen. Natürlich läuft alles im praktischen Bank-Einzugsverfahren. Die garantierten Gewinne, von denen die freundliche Stimme sprach, aber haben sich wohl in Luft aufgelöst.

Die zunehmende Internet-Telefonie begünstigt dieses Verhalten. Ein Rechner kann bis zu eintausend Anschlüsse in der Minute anwählen, eine grausige Vorstellung. Festnetzanschlüsse oder Internet werden regelrecht mit Telefon-Spam überschwemmt. Dabei ist Telefonwerbung verboten. Abgeschlossene Verträge sind jedoch gültig und wer hier nicht aufpasst und vergisst zu widerrufen muss zahlen. Oft ist den Angerufenen gar nicht klar, dass sie einen Vertrag abgeschlossen haben. Der Ärger, wenn ein Zahlungsbefehl ins Haus flattert und der nachfolgende Nervenkrieg, um wieder aus der Sache herauszukommen, hat schon manchen Menschen krank gemacht.

Meiner Meinung nach grenzt dieser massive Werbeterror an Körperverletzung.
Er verursacht beim Adressaten zudem nicht unerhebliche Kosten.
Will man nicht im Sumpf von hunderten von Spam-Mails ersticken ist mittlerweile ein ständiger Wechsel der E-Mailadresse ratsam. Ein schwunghafter Handel mit Postanschriften, Telefonnummern und E-Mailadressen führt immer neue Plagegeister herbei. Doch was kann man tun?
Der Postkasten kann mit einem Aufkleber versehen werden, der eindeutig aussagt, dass man keine Werbung möchte. Hilft es nichts, kann man auch mal die Firmen direkt auffordern ihren Werbebeschuss einzustellen.
Bei Telefonwerbung sollte man einfach auflegen. Das ist zwar unhöflich, aber was zugemutet wird ist verboten. Denkt man an mögliche unbedachte Folgen, ist es in jedem Fall der kostengünstigere und nervenschonendere Weg. Ein Eintrag in die Robinson-Liste hilft nicht wirklich. Nur seriöse Firmen beachten ihn.
Natürlich kann immer auch der rechtliche Weg beschritten werden.

Nur beim Fernsehen und Rundfunk ist der Kunde wohl dauerhaft in einer schlechten Position. Er zahlt immer, ganz gleich welchen Senf man ihm serviert. Da nützt es auch nicht den Fernseher oder das Radio abzuschaffen. Auch für den PC wird kassiert.
Die perfektionierte staatlich sanktionierte Abzocke mit eindeutigem Vorteil für alle mögliche Werbung, die in den privaten Bereich der Menschen gebracht werden soll. Hoffentlich breitet sich dieses Phänomen nicht aus.

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