Seelenspiegel

Der Gedankennebel verflüchtigt sich.
Die Wolkendecke reißt auf,
und versteckte Buchstaben werden sichtbar.

Auf dem nassen Asphalt spiegelt sich ein Gesicht,
Ein Bild der eigenen Welt erscheint.

Seelenarbeiter beginnen Sätze zu formen.
Im Tal tanzt über sattgrünen Wiesen ein Lächeln.
Baumschatten entwickeln sich zu kunstvollen Schönheiten.

Durch den dichten Wald kämpft sich sich die Traurigkeit.
Die Verzweifelung gräbt sich in das Moos ein.
Ameisen wuseln auf dem Berg der Erinnerungen.

Ein kleiner Bach lässt träge das Blut fließen,
und wartet auf Auffrischung.
Brandnarben reißen ein schwarzes Feld,
dies inmitten einer Welt der blühenden und verwelkten Athmosphäre.

Ein Fluß teilt sich, zwei Ufer,
und Brücken verbinden, wenn sie gebaut werden.

Auf Wanderschaft durch das Reich der emotionalen Gedanken:

Rastlos und pausierend,
aufwühlend und beruhigend,
lächelnd und weinend,
ängstlich und mutig,
hoffnungsvoll und verzweifelt,

liebend und ablehnend,
erinnernd und vorrausschauend,
fragend und erkenntnisgewinnend,
suchend und findend,
fehlerhaft und lernend.

Lebend.

Pfade werden gekreuzt und von Gefühlen aufgewühlt.
Spuren bleiben sichtbar und manche auch blind.

Manch ein Verstehen entpuppt sich als Last,
und ein stilles Verständnis kann erleichtern.

Der Friedhof wird von gefühlten Todeslinien durchzogen,
Grabsteine bleiben nicht stumm.
In der Kapelle lässt der Grabgesang Bilder entstehen,
und die Orgel weckt Erinnerungen
an vergangene Stimmen im Chor des emotional Erlebten.

Irgendwo ruft leise die Erschöpfung,
das Echo warnt vor dem Weitergehen.

Fesselnde Momente suchen den Weg der Freiheit,
eine Ruine erinnert an einen verlorenen Glauben,
und ein neues Haus füllt seine Lebensräume
mit lebenswichtigem Seelensauerstoff.
Emotionen.

Die Sonne hält das Eis eng umschlungen,
schmelzende Eisberge vergrößern die Sicht gen Horizont.
Lautlose Sehfetzen wirken manchmal
wie ein Schnappschuß des Vergangenen.

Eine Seelenreise vergrößert das Blickfeld.

Jörg S.