II - Weggeworfenes Leben

Text zum Thema Lebenszeiten

von  Ephemere

Wer “Zeit totschlägt”, erschlägt einen Teil von sich - “Zeit irgendwie herumzukriegen” bedeutet nichts anderes als “das Leben irgendwie herumzukriegen”, mitsamt der implizierten Beliebigkeit.
Die zu Grunde liegende Idee, dass die Zeit nicht schnell genug vergehen will, kann zweierlei offenbaren:

Zum einen, dass man sein Leben in höchstem Maße entfremdet, uneigentlich zubringt und folglich um der wenigen authentischen Momente willen lebt, den Rest hingegen von sich absondert und wegwirft...das “living for the weekend”-Phänomen, in dem man resigniert akzeptiert, den Großteil seiner selbst anästhesiert zu haben.

Zum anderen eine Angst vor dem offenen Meer des Lebens und seinen Möglichkeiten: Momente, die nicht gefüllt sind mit dem explizitem Sinn und Alibi von Aktivitäten, werden gemieden, da in der Stille des undefinierten Augenblicks jene Authentizität und radikale Individualität des Wahrnehmens und Fühlens aufblitzt, die zu verdrängen man sich aus Angst vor den Konsequenzen der Erkenntnis anerzogen hat.

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