Rotzrede.

Text zum Thema Absurdes

von  franky

*

Rotzrede.

Fleischrote Schleckzunge baumelt hinter der Lefze.
Die Nase keilt sich wie ein sattgefreßener Krautwurm ihre
Bahn über den von Speisen und Rotz durchdrängten Bart an der Oberlippe.
Das schmutzige undefinierte Grau der Augen, verdeckt eine äußerst sparsame Brille, die von einer Warze am Krautwurm gehindert wird weiter gegen Nasenspitze zu flüchten.
Die Ohren etwas abstehend, sie erwecken im Gesamtbild einen Ausdruck von Niedergeschlagenheit. Die spärlich behaarte und von vielen verlorenen Schlachten flachgeklopfte
Schädeldecke verstärkt noch diese Vermutung. Der leicht schräg nach
vorn geneigte von Schweiß triefende Nacken, Zeigt von einem
hoffnungslosen Optimismus. Während er sich in endlosen Verstrickungen in
geistiger und wörtlichem Gestolper ruckweise im Teufelskreise bewegt, gewinnt man den Eindruck, er hätte seine Ansprache von hinten begonnen und will sie durch
ein Seitentürl fluchtartig verlassen. Da gibt es aber kein Zittern und wimmern, die Pfiffe und Unmutsäußerungen stechen unbarmherzig in sein Ohr. Diese sind schon derartig rot wie
geräderte Tomaten. Er nimmt zum ixten mal sein schon pitsch nasses Schweißtuch und fährt über Stirn und Nacken.
Da bemerkt er plötzlich, dass er beim letzten Hustenanfall seine obere
Zahnprothese versehentlich ins Taschentuch gespuckt haben muss.
Kein Wunder, dass die Ansprache so unverständlich ankommt.

In einer Redepause dreht er sich unauffällig um
Und versucht die Sache wieder in Ordnung zu bringen.
Überrascht stellt er mit einem kurzen Blick fest, das ist gar nicht mein Gebiss,
der 4 rechts und der 5 links oben waren noch in takt, deshalb müssten an diesen Stellen
Löcher im Kunstgebiss sein. Dieses im Taschentuch war aber ganz anders eingeteilt. 

Mit dieser Feststellung kehrt er sich wieder dem Folk zu um seine Rede weiter zu führen.
Das Flutscht und murmelt, dass ihm selber die Grausbirnen zu wachsen Beginnen. 
Bei der nächst passenden Gelegenheit beschließt er seine Ansprache
und dankt für die Aufmerksamkeit. Nervös rafft er sein Manuskript
vom Rednerpult, dabei viel ein anderes Gebiss zu Boden.
Rasch hebt er es auf und verstaut es in seinem Jackett.
Auf dem Weg zu seinem Platz im Saal schüttelten ihm seine Clubkollegen begeistert die Hand und schworen noch nie so eine sachlich vollendete Rede jemals vorher hier in diesem hohen Hause vernommen zu haben. Zur Beratung stand nämlich
Ressort Gesundheit, späte Zahnpflege.

Er hatte  irrtümlicher Weise morgens nach dem Zähneputzen das Gebiss seiner Frau  ins lose Mundwerk geschoben. Seines aber zwischen den Papieren verwurschtelt.

„Ach darum war das Frühstückskipferl so ekelhaft zu beißen.“ 
Man ist halt viel zu nachlässig in der Auswahl seiner Gedanken. 
Ist gut, dass es nicht um die Verhütung von Hämorriden gegangen ist, wer weiß was er da in der Zerfahrenheit noch vertauscht hätte.

*
© F. Puschnik


Anmerkung von franky:

Bei den vielen Versprechungen ist es nicht verwunderlich, dass einem das Gebiss versagt.

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (12.08.12)
Franky! Bäh!! :D
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