An Kein von Aber und noch nicht zurück.

Groteske

von  Vaga

Aber schreibt einen Brief an Kein. Er wolle am Freitag zu ihm kommen. Mit knapper Verspätung, weil er Pünktlichkeit meide.

Aber ist nicht selten sehr direkt, wenn es um die Überschreitung von Schwellen und die Kalkulation von Gleichgültigkeiten geht. Er plant seine Vorhaben gern daneben, denn auf den Punkt genau ist ihm zu exakt. Den Tag denkt er morgens langsam an. Bis zum Abend ist er manchmal damit fix und fertig.

Kein lässt sich oft auf etwas ein, was Aber will und doch nicht kann. Partiell teilt er dessen Vorliebe für Ambivalenzen. Sitzt Kein um 12 Uhr auf der Bank, wartet Aber seit 11 auf ihn in der Sparkasse.

Ihr Verständnis füreinander verliert nicht durch die größeren Abstände, in denen sie sich verfehlen. Der unverbindliche Zufall bringt sie immer wieder zu langen Weilen ungleich zusammen.

Erfahrung außer Acht lassend stellen sie sich Selbstversuchen im Verbund ihrer Umschlüssigkeiten. Dreimal hat Aber bisher versucht, sich das Rauchen anzugewöhnen, hielt das Für und Wider drehend in den Händen und widerte sich ob seiner Misserfolge an. Keins Beihilfe hatte Bestand in dem Vorschlag, Aber solle es doch zunächst einmal mit dem Saufen versuchen. Sich über den bloßen Durst hinaus zu trinken sei eine gute Voraussetzung für leichtes Gelingen, sich nicht minder stark in den bloßen Dunst hinein zu versetzen.
Aber beteuerte, er wolle es sich überlegen.

So hatte Kein jetzt einen blassen Schimmer, als er Abers Brief las und verfasste umgehend seine Antwort. Er bedauere es außerordentlich, aber sein Freitag sei in dieser Woche schon am Dienstag gewesen. Im nächsten Halbwahr jedoch könne er. Um 4.44 Uhr in der Schnapszahl. Das sei eine neue Bar in ihrem Aspekt, sich bis weit über den Durst hinaus zuzuschütten, was bisher schon so lange auf der Strecke geblieben sei.

Je länger Kein darüber sinnierte, ob seine Zeichensetzung nicht zu offen und sichtlich falsch sei, desto kürzer wurden seine Überlegungen. Er entschied sich, vor dem Absenden seines Briefes noch eine weitere Nacht abwartend zu schlafen, um nicht überstürzt zuwege zu bringen, was gedankenlose Folgen haben könnte.

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (02.09.08)
Diese Pilot-Story gefällt mir über die Maßen! Sowohl sprachlich als auch im Erzählton! Ich wünschte mir, du könntest eine längere Serie über Kein und Aber schreiben. Das wäre spitzenmäßig. Doppelplusplus!

 Vaga meinte dazu am 03.09.08:
Die beiden sind bereits vor längerer Zeit im Kopf geboren. Ob sie sich dort weiter entwickeln, kann ich nicht sagen. Ich werde sie beobachten . LG und Dank - Vaga.

 Bergmann antwortete darauf am 03.09.08:
Nimm sie an die Hand und führe sie durch (d)eine große weite welt!

 Vaga schrieb daraufhin am 03.09.08:
Sie sind recht eigenartig. Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich an (m)eine Hand nehmen lassen. Ich werde sehr diplomatisch mit ihnen umgehen müssen, fürchte ich.

 Bergmann äußerte darauf am 03.09.08:
Du hast nur keine Lust und deswegen versteckst du dich hinter dem Prinzip der antiautoritären Erziehung...

 Vaga ergänzte dazu am 03.09.08:
Das Problem ist nur, dass sie sich so schwer (er-)ziehen lassen, ziehen sie sich doch längst selbst gegenseitig am Gängelband und damit an der eigenen Nase im Kreis herum. Ich könnte also allenfalls, mit oder ohne Lust, wegbeschreibend berichten.
Mich würde interessieren, wie du das Alter der beiden eingeschätztest beim Lesen.

 Bergmann meinte dazu am 03.09.08:
Keinund Aber (Kain und Abel) sind älter als Max und Moritz, sie sind in irgendeinem erwachsenen Alter, das kannst du selbst noch entscheiden. Ich hielte ein Alter um 35 oder 40 für ideal zum Erzählen. Ich freue mich auf weitere 'Berichte'!
locido (21) meinte dazu am 04.09.08:
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mmazzurro (56)
(03.09.08)
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