In welcher Gesellschaft ist der ewige Friede möglich?

Text zum Thema Frieden

von  Muuuzi

„Komm Immanuel! Gehen wir spielen!“
„Aber ich will meine Aufgaben noch machen!“
„Jetzt komm schon, das ist deine Chance!“
„Gut, was spielen wir?“
„Was hälst du von einem Ballspiel?“
„Ist gut. Und welches?“
„Ähm… Völkerball?“
„Okay. Aber wie geht das?“
„Es bilden sich Völker. Also… es gibt zwei Seiten. Zwei Teams. Das eine muss versuchen, das andere zu besiegen, indem sie die Spieler im Feld mit dem Ball abschießen. Wenn du getroffen wurdest, musst du auf die andere Seite hinter die weiße Linie treten. Dort wartet der Anführer. Wenn du dann irgendwie an den Ball kommst, kannst du versuchen, die Gegner abzuschießen. Wenn du das geschafft hast, darfst du wieder ins Feld. DU musst dich gut ducken und ausweichen, denn der Ball schlägt manchmal ein wie eine Bombe. Gib gut acht. Unsere Feinde sind oft unbarmherzig und schießen, ohne ein Ziel vor Augen zu haben. Sie sind dann so in ihrer Wut, dass sie alles um sich vergessen.“
„Ist gut. Ich hab verstanden!“

Sie treffen sich mit den anderen Kindern.
„Haha, seht mal. Immanuel ist auch da. Wie der schon wieder rumläuft. Hahaha!“, rufen die Jungen am Sportplatz.
„Hör nicht auf sie, Immanuel! Sie sind nicht in unserem Team!“
„Wir wollen ihn aber auch nicht haben.“, ruft ein Junge aus Immanuels Team.
„ Er ist doch so schlecht. Er fängt nicht. Er kann sich nicht bewegen. Schau ihn dir doch an. Warum schleppst du ihn überhaupt mit? Wenn wir verlieren, dann bist du Schuld. Das sag ich dir.“, der Junge ist entsetzt und wütend.
Sie spielen.
Immanuel ist gar nicht so schlecht, wie die anderen geglaubt haben. Doch er sieht anders aus als sie. Er hat eine große Nase und eine komische Kopfform. Er ist auch nicht so stark. Nur im Ausweichen ist er wirklich gut.
„Er soll verschwinden! Ich treff ihn nicht!“, ruft der Anführer der gegnerischen Mannschaft.
„Er soll verschwinden! Er ist zu gut!“, ruft ein Spieler  aus der gegnerischen Mannschaft. „Den erwisch ich nicht!“
„Er soll verschwinden! Er spielt unfair!“, ruft der Anführer in seiner Mannschaft.
„Er soll verschwinden! Er fängt nie. Das nervt mich.“, ruft ein Junge aus seiner Mannschaft.
„Er soll verschwinden, denn er ist anders als wir!“, rufen alle.
Plötzlich wurden die Kinder, die sich vorher nicht leiden konnten, Freunde, egal ob sie im gegnerischen Team waren oder in seinem. Sie beschimpften den kleinen Immanuel gemeinsam. Sie haben ein Ziel gefunden. Eine Herausforderung. Ein gemeinsames Hobby. Eine gemeinsame Tätigkeit.
Traurig geht er nach Hause. Dort wartet bereits seine Mutter und tröstet ihn. Sie umarmt ihn und streichelt seine Wange.
„Mach dir nichts draus, mein Junge. Du bist besonders, so wie du bist!“
Er geht in sein Zimmer und denkt nach. Dann nimmt er sein Tagebuch. Er schreibt: „Der ewige Frieden ist nur in einer Gesellschaft möglich, die ein gemeinsames Opfer gefunden haben.“
Er schließt es und geht zu Bett. Er weint die ganze Nacht.


Anmerkung von Muuuzi:

Immanuel Kant: der ewige Friede ist in einer Gesellschaft möglich.
Frage einer Freundin: In welcher?
Ich: Ich mach mir Gedanken.
Sie: Stells dann auf KV, wenn du fertig bist.
Ich tu es.

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Kommentare zu diesem Text


 Songline (26.09.11)
„Der ewige Frieden ist nur in einer Gesellschaft möglich, die ein gemeinsames Opfer gefunden haben.“
Wow. Das bleibt im Kopf.

 Muuuzi meinte dazu am 26.09.11:
:)

 Georg Maria Wilke (26.09.11)
Ein sehr interessanter Text- Name Immanuel, hebräisch "mit uns ist Gott", das el oder EL, bezieht sich auf Elohim= Gott, man findet diesen Namen auch in Beziehung zu Christus. Die Beziehung zu Kant oder Kants Gottesbeweis ist ein gelungenes Ganzes.
Gerne gelesen, Georg

 Muuuzi antwortete darauf am 26.09.11:
Und wieder was neues gelernt! :) Danke.
Menschenkind (27)
(26.09.11)
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 Muuuzi schrieb daraufhin am 26.09.11:
ja aber nicht für jeden, oder?
Menschenkind (27) äußerte darauf am 26.09.11:
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 Muuuzi ergänzte dazu am 26.09.11:
In diesem Fall nicht Liebe, sonder ihr Gegenteil. Hass. Das Prinzip ist dasselbe.

Liebe ist niemals profan, wenn sie denn eine ist.
Menschenkind (27) meinte dazu am 26.09.11:
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 Muuuzi meinte dazu am 26.09.11:
Das gegenteil von Liebe. Man fühlt in derselben Stärke und Itensität. Nur umgekehrt.
Oje ich bin schon soo müde.
Oder wie kommst du auf Liebe, wenn es in meinemText um Hass geht? Dann hab ich es wohl falsch gedeutet.
Beide Gefühle verbinden. Das wollt ich sagen.

Gut. EInverstanden. Also gibts keine profane Liebe. Abgehackt. :)
Menschenkind (27) meinte dazu am 26.09.11:
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 Muuuzi meinte dazu am 26.09.11:
schön! :)

 RomanTikker (27.09.11)
Eine soziophilosophische Frage* eines I. Kants mit mit einer Kindkantgeschichte um Völkerball anzugehen ist ... einfach ... ziemlich ungewöhnlich. Und zeugt von einer unbedarften, frischen und lebendigen Kreativität - das ist mir beim ersten lesen gar nicht recht aufgefallen, aber die Anmerkung macht's deutlich.
Und ja, ich kann ihn vor mir sehen, den kleinen I., mit seiner Nase und seinem faltigen Gesicht, und wenn ich genau hinsehe fällt mir auf: Er sieht genauso aus wie eine Miniaturausgabe meines alten Erkundelehrers bei seinem legendären Höllenritt auf einem fetten Schwein. Eine Mischung aus Kobold und ääähm ... Schweinepriester?
Konnte auch nicht fangen & werfen, aber ausweichen: R.

*Falls es eine ist. Ackerdämische Filosovieh ist nicht so Mainz. Nomma phile liebe intraLeckDuelle Grütze hier!
(Kommentar korrigiert am 27.09.2011)

 Muuuzi meinte dazu am 28.09.11:
naja ich glaube als Kind hatte er noch keine Falten! :)
aber sonst... schweinepriester kommt schon sehr nahe. :) Was auch immer das genau ist. :)

Ich konnte auch nicht werfen. Nur ausweichen. Weil ich so klein war! :P

 AZU20 (27.09.11)
Ja, der berühmte Prügelknabe. Westerwelle oder sonstwer. Eine Geschichte zum Nachdenken. LG

 Muuuzi meinte dazu am 28.09.11:
Ich danke dir. :)
Lg
ichbinelvis1951 (64)
(11.10.11)
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