Epochentypische Gedichte. Naturalismus. Arno Holz: Ihr Dach stieß fast bis an die Sterne
Essay zum Thema Lebenseinstellung
von EkkehartMittelberg
Kommentare zu diesem Text
Nimbus (38)
(24.09.13)
(24.09.13)
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Merci, Heike. Sagen wir mal: Das Gedicht ist epochentypisch -X.
Ich bin nicht ganz sicher, ob der Dichter töricht ist. (wahrscheinlich hast du das auch mit einem Funken Ironie gemeint). Seine Ekstase lässt ihn die materielle Not vergessen.
Ich bin nicht ganz sicher, ob der Dichter töricht ist. (wahrscheinlich hast du das auch mit einem Funken Ironie gemeint). Seine Ekstase lässt ihn die materielle Not vergessen.
Nimbus (38) antwortete darauf am 24.09.13:
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LancealostDream (49)
(24.09.13)
(24.09.13)
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Graciasl Lance. Unter uns. Es fehlt uns der Idealismus. Wir sollten uns an diesen Träumer in dem Gedicht von Holz halten. Dann stößt auch unser Dach an die Sterne.
LancealostDream (49) äußerte darauf am 24.09.13:
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Gut, dass du mich daran erinnerst. Ich werde umgehend meine kapitalismuskritischen Oden löschen. ))
Mag diese hervorragend geschriebene Wissenschaftsprosa. Du könntest locker für Kindlers Literaturlexikon schreiben.
Dieses schöne Kompliment freut mich sehr, Dieter.
Vielen Dank.
LG
Ekki
Vielen Dank.
LG
Ekki
Sehr gut zu lesen, sehr informativ!
Gewünscht hätte ich mir noch eine kurze Erläuterung der Wirkung des Naturalismus nach 1900 und sein Zusammenwirken mit anderen Kunstformen.
(Ja, ich weiß, dann wäre der Essay länger geworden und kein KV-Schwein hätte ihn gelesen...).
Die Einordnung in den historischen Kontext hebt diesen Text weit über eine reine akademische Fingerübung hinaus.
Ich, der Nichtlyriker, fand das darum nicht nur gut zu lesen (s.o.), sondern habe es auch sehr gern gelesen, auch weil es ja, aus einem anderen Blickwinkel selbstverständlich, bestätigt, was ich in meinem Essay "Der Erste Wltkrieg - Katasthrophe zweier Zeitalter" für die Zeit vor 1914 geschrieben habe, eben jene tiefe Spaltung der Gesellschaft.
Inhaltlich:
Natürlich ist es ein wenig ungerecht, sich damit auseinanderzusetzen, denn schließlich können die Vertreter sich nicht mehr äußern. Aber dennoch möchte ich anmerken, dass diese Schlussfolgerungen nicht im geringsten zwingend sind. Selbstverständlich kann man die Themen auch romantisierend behandeln. Ironie wäre dabei zwar hilfreich, jedoch nicht zwingend erforderlich, weil ein Gegensatz allein durch Form und Inhalt entstehen würde.
Eine sehr richtige und wichtige Beobachtung. Darum scheint mir der Naturalismus auch eine Art Hilfeschrei gegen die veröffentlichte Meinung der Zeit zu sein. In diesem Sinne scheint mir auch die Intention des Gedichts erkennbar, was ich darum auch eher darauf zurückführen würde, als auf "die idealisierende Tradition der Klassik". Der Protagonist des Gedichts scheint mir doch eher ein typischer Antiheld zu sein, auch wenn man dem Ganzen eine gewisse Melodramatik nicht absprechen kann.
In diesem Sinne frage ich mich auch nach kunstübergreifenden Zusammenhängen. Denn auch wenn "Der arme Poet" von Spitzweg von 1839 ist, scheint das Gedicht - das rein zufällig 60 Jahre später erschien? - eine Art modernisierte Fassung des Gemäldes zu sein.
(Kommentar korrigiert am 24.09.2013)
Gewünscht hätte ich mir noch eine kurze Erläuterung der Wirkung des Naturalismus nach 1900 und sein Zusammenwirken mit anderen Kunstformen.
(Ja, ich weiß, dann wäre der Essay länger geworden und kein KV-Schwein hätte ihn gelesen...).
Die Einordnung in den historischen Kontext hebt diesen Text weit über eine reine akademische Fingerübung hinaus.
Ich, der Nichtlyriker, fand das darum nicht nur gut zu lesen (s.o.), sondern habe es auch sehr gern gelesen, auch weil es ja, aus einem anderen Blickwinkel selbstverständlich, bestätigt, was ich in meinem Essay "Der Erste Wltkrieg - Katasthrophe zweier Zeitalter" für die Zeit vor 1914 geschrieben habe, eben jene tiefe Spaltung der Gesellschaft.
Inhaltlich:
"(...)der die Handlungsfreiheit des Menschen durch Vererbung, Milieu und historische Situation eingeschränkt sah.
Aus dieser Programmatik ergeben sich einige Forderungen für die künstlerische Darstellung im Einzelnen: rücksichtslose Darstellung der gesellschaftlichen Wirklichkeit, Vermeidung von Verklärung, schönem Schein und Idealisierung, genaue Erfassung der materiellen Grundlagen und Widerstände gegen eine freie Lebensführung."
Aus dieser Programmatik ergeben sich einige Forderungen für die künstlerische Darstellung im Einzelnen: rücksichtslose Darstellung der gesellschaftlichen Wirklichkeit, Vermeidung von Verklärung, schönem Schein und Idealisierung, genaue Erfassung der materiellen Grundlagen und Widerstände gegen eine freie Lebensführung."
(...)war im Sinne des Imperialismus weit mehr an Machtausdehnung des Staates und Profitmaximierung der Wirtschaft im Zeichen des Manchesterliberalismus interessiert als an der Lösung der sozialen Probleme der Klassengesellschaft.
In diesem Sinne frage ich mich auch nach kunstübergreifenden Zusammenhängen. Denn auch wenn "Der arme Poet" von Spitzweg von 1839 ist, scheint das Gedicht - das rein zufällig 60 Jahre später erschien? - eine Art modernisierte Fassung des Gemäldes zu sein.
(Kommentar korrigiert am 24.09.2013)
Lieber Stefan, es freut mich natürlich, dass du den Beitrag für gut lesbar und informativ hältst.
Die Wirkung des Naturalismus nach 1900 und sein Zusammenwirken mit anderen Kunstformen: Ich will mich gar nicht auf die Länge meines Beitrags hinausreden, aber so etwas findet man zum Beispiel bei Google.
romantisierende Behandlung: Das kann man schon machen, aber man fiele in der literaturgeschichtlichen Entwicklung hinter seine Zeit zurück..
Ja, der Naturalismus ist ein Hilfeschrei gegen die veröffentlichte Meinung der Zeit. Aber obwohl der Protagonist des Gedichts ein typischer Antiheld ist, wirkt die Tradition der Klassik nach. Die Idealisierung eines Antihelden ist besonders attraktiv.
Ich habe an den armen Poeten von Spitzweg nicht gedacht. Aber deine Beobachtung, dass Holz ihn modernisiert hat (ob bewusst oder nicht, weiß ich nicht) ist zutreffend.
Grazie espesciale für deinen sorgfältigen Kommentar.
LG
Ekki
Die Wirkung des Naturalismus nach 1900 und sein Zusammenwirken mit anderen Kunstformen: Ich will mich gar nicht auf die Länge meines Beitrags hinausreden, aber so etwas findet man zum Beispiel bei Google.
romantisierende Behandlung: Das kann man schon machen, aber man fiele in der literaturgeschichtlichen Entwicklung hinter seine Zeit zurück..
Ja, der Naturalismus ist ein Hilfeschrei gegen die veröffentlichte Meinung der Zeit. Aber obwohl der Protagonist des Gedichts ein typischer Antiheld ist, wirkt die Tradition der Klassik nach. Die Idealisierung eines Antihelden ist besonders attraktiv.
Ich habe an den armen Poeten von Spitzweg nicht gedacht. Aber deine Beobachtung, dass Holz ihn modernisiert hat (ob bewusst oder nicht, weiß ich nicht) ist zutreffend.
Grazie espesciale für deinen sorgfältigen Kommentar.
LG
Ekki
Und wieder eine Menge dazugelernt. Danke, Ekki. LG
chichi† (80) meinte dazu am 24.09.13:
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Ich danke euch beiden. Man kann zeitgenössische Lyrik viel besser einschätzen, wenn man weiß, in welcher Tradition sie steht.
LG
Ekki
LG
Ekki
wa Bash (47)
(24.09.13)
(24.09.13)
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Gracias, wa Bash. Ja, es gibt viele Übereinstimmungen zwischen Naturalismus und Expressionismus. I n einem unterscheiden sie sich freilich gründlich: Der Expressionismus billigt der Fiktion ihre eigene Wahrheit zu, der Naturalismus will diese in der möglichst getreuen Abbildung der Wirklichkeit finden.
LG
Ekki
LG
Ekki
Hochinteressant und dabei kurzweilig.
Irgendwie sucht man sich darin selbst und entdeckt so manches Zipfelchen.
Ich hoffe auf Fortsetzungen.
LG TT
Irgendwie sucht man sich darin selbst und entdeckt so manches Zipfelchen.
Ich hoffe auf Fortsetzungen.
LG TT
Lieber Tasso,
es ist mir sehr wichtig, dass du als Meister literarischer Kurzweil die Interpretation nicht als zu trocken empfindest.
Eine Fortsetzung ist gelant.
Ich danke dir.
LG
Ekki
es ist mir sehr wichtig, dass du als Meister literarischer Kurzweil die Interpretation nicht als zu trocken empfindest.
Eine Fortsetzung ist gelant.
Ich danke dir.
LG
Ekki
Von Arno Holz kannte ich bisher nur ganz andere (sehr leidenschaftliche Liebesgedichte) Gedichte, aber auch die Darstellung einer eher traurigen Realität, auch die Tristesse einer Fabrik, von Tabak, Alkohol und der Begebnung mit einer Dirne - dies mit Worten so zu zeichnen, dass der Leser den Geruch des Stübchens in der Nase hat, das ist Kunst!
Trotz (oder gerade wegen?)der naturalistischen Beschreibung, die Holz hier anwendet, bleiben die unsichtbaren, aber deutlich spürbaren "inneren Prozesse", die täglich/nächtliche Qual des Schreibenden, der von allen als Träumer abgetan wird, bedrückend nah. Der Leser assoziert Unausgesprochenes, liest zwischen den Zeilen.
Danke, Ekki, für deine Anregungen!
L.G.
Ira
Trotz (oder gerade wegen?)der naturalistischen Beschreibung, die Holz hier anwendet, bleiben die unsichtbaren, aber deutlich spürbaren "inneren Prozesse", die täglich/nächtliche Qual des Schreibenden, der von allen als Träumer abgetan wird, bedrückend nah. Der Leser assoziert Unausgesprochenes, liest zwischen den Zeilen.
Danke, Ekki, für deine Anregungen!
L.G.
Ira
Ich darf dir noch einmal für deine Empathie herzlich danken, Ira.
LG
Ekki
LG
Ekki