Der "F*ckschein"

Kurzgeschichte zum Thema Sexismus

von  Koreapeitsche

Diese Geschichte ereignete sich, als an den Unis noch Leistungsscheine vergeben wurden statt Credits.

Die Studentin aus NRW befand sich hier im hohen Norden bereits im achten Semester Betriebswirtschaftslehre und hatte keine nennenswerten Probleme mit ihrem Studium. Kurz vor ihrem Abschluss, sie musste noch ein paar wenige Scheine schaffen und danach ihre Diplomarbeit schreiben, ging sie in die Sprechstunde ihres Professors an dieser kleinen aber feinen Fachhochschule, um ein paar Formalitäten zu klären.
Es ging jetzt in diesem Gespräch speziell um die Anforderungen für einen Leistungsschein. Schließlich sagte der Professor:
      „Wenn ihnen das zu umständlich ist, kann ich ihnen den Schein auch so ausstellen. Dafür müssten Sie allerdings einmal mit mir ins Bett gehen.“
Die Studentin schwieg, denn sie war total perplex. Nach ein paar Sekunden - der Professor schwieg ebenfalls - stand die Studentin deprimiert auf und verließ das Büro. Sie fuhr nach Hause und verließ die Wohnung ein paar Tage nicht mehr, lag die meiste Zeit im Bett und weinte. Schließlich fing sie an in ihrer Wohnung zu randalieren. Sie stand unter Schock, da der Professor so grausam zu ihr war. Das stellte ihr ganzes Studium in Frage. Sie sah inzwischen recht verwahrlost aus, hatte schon ein paar Tage nichts mehr gegessen. Ihre Welt war zusammengebrochen. Als sie das nächste Mal die Wohnung verließ, lief sie unachtsam über die Straßen, ohne nach links und rechts zu schauen, als hätte sie mit dem Leben abgeschlossen. Sie wurde beinahe angefahren. Als Passanten sie ansprachen, fing sie an, diese auszuschimpfen. Schließlich wurde die Polizei auf sie aufmerksam. Als sie die Beamten beleidigte und diese feststellten, dass sie sich in einem jämmerlichen Zustand befand, nahmen sie die junge Frau mit und brachten sie in die Psychiatrie. Hier blieb sie mehrere Wochen und wurde stark medikamentiert.
Es war schwierig, mit ihr ein Gespräch zu führen, doch die Ärzte bekamen heraus, dass Sie seelisch verletzt war und ein unmoralische Angebot eines BWL-Professors dahinter steckte. Doch die Ärzte wünschten nicht, dass darüber weiter gesprochen wird, da der gute Ruf der Fachhochschule auf dem Spiel stand. Sie wollten einen Skandal vermeiden, denn das würde wohlmöglich zukünftige Fördergelder unterbinden. Sie wollten auch nicht, dass der Professor angetastet wird. Außerdem gab die Privatfirma des Professors Managementtipps an die kaufmännische Leitung ebendieser psychiatrischer Klinik. Die Medikamente, die sie erhielt, waren außergewöhnlich stark. Sie wirkte danach umso verschlossener, ja regelrecht apathisch. Nach einer Weile wurde sie wieder entlassen, musste jedoch alle paar Wochen die Kliniksprechstunde aufsuchen. Sie schaffte es nicht wirklich, den Vorfall mit dem Professor zu verarbeiten. Es gab erneut Ärger auf der Straße, und sie wurde erneut in die psychiatrische Klinik eingewiesen. Die Ärzte waren nicht willens, dem Auslöser ihres Zustandes auf den Grund zu gehen und eine entsprechende Therapie anzubieten. Die Ärzte wirkten wie untereinander abgesprochen, als sei es interne Klinikpolitik, nichts Negatives über die Uni und Fachhochschule nach außen dringen zu lassen. Die junge Frau war inzwischen exmatrikuliert und wurde weitere Male eingewiesen. Sie bekam immer stärkere Medikamente. Schlussendlich wurde sie in eine geschlossene Wohneinrichtung eingewiesen, wo sie heute immer noch wohnt. Der Professor doziert nach wie vor an der Fachhochschule - als wenn nichts vorgefallen wäre. Das Institut hat sogar eine Auszeichnung erhalten, und die Fachhochschule wird neuerdings in einem bundesweiten Exzellenzcluster geführt. Das hat zur Folge, dass  die FH regelmäßig Forschungsgelder aus einem bundesweiten Förderungstopf erhält, von denen auch der BWL-Professor profitiert. Die junge Frau hat sich nicht mehr erholt und ist von den Medikamenten aufgeschwemmt und ergraut, sodass du Schwierigkeiten hast, sie wiederzuerkennen.




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Kommentare zu diesem Text


 Verlo (26.04.23, 23:03)
Was hast du getan, um ihr zu helfen?

 Koreapeitsche meinte dazu am 26.04.23 um 23:11:
Ich habe mich mit ihr angefreundet, mit ihr Kaffee getrunken und mich mit ihr unterhalten. Ich wollte sie motivieren, das Studium wieder aufzunehmen, da sie ja schon so weit war. Doch eine Ärztin hat ihr untersagt, sich mit mir zu unterhalten.

 Verlo antwortete darauf am 27.04.23 um 07:18:
Koreapeitsche:

Doch die Ärzte wünschten nicht, dass darüber weiter gesprochen wird, da der gute Ruf der Fachhochschule auf dem Spiel stand. Sie wollten einen Skandal vermeiden, denn das würde wohlmöglich zukünftige Fördergelder unterbinden. Sie wollten auch nicht, dass der Professor angetastet wird. Außerdem gab die Privatfirma des Professors Managementtipps an die kaufmännische Leitung ebendieser psychiatrischer Klinik. Die Medikamente, die sie erhielt, waren außergewöhnlich stark.
Verstehe ich richtig, Koreapeitsche: deutest du eine Verschwörung an?

 Koreapeitsche schrieb daraufhin am 27.04.23 um 07:38:
Ich würde nicht jede vertuschte Straftat gleich als Verschwörung bezeichnen. Der Begriff wird ohnehin inflationär verwendet.
Es ist aber auf jeden Fall eine Menschenrechtsverletzung,
wenn sexualisierte Gewalt an den Uni und FH stattfindet und unter den Teppich gekehrt wird. Viele Leute bringen Begriffe wie Korruption und Verschwörung durcheinander. Vielleicht kannst Du mal erklären, wie Du im geschilderten Kontext auf den Begriff Verschwörung kommst? Ich denke bei dem Begriff eher an ein Mantel- und Degendrame wie bei Shakespeare mit Abmurksen und Ränkespiel um den Königsposten oder die Nachfolge Julius Caesars, der bei Shakespeare übrigens nicht von Brutus ermordet wurde. Bei einer Verschwörung geht es in meinen Augen immer darum, den Träger des höchsten Amtes im Staate auszuschalten und das Amt neu zu besetzen. Alles andere ist Spökenkiekerei.

 WinstonSmith äußerte darauf am 27.04.23 um 07:41:
Guten Morgen Koreapeitsche,

dieser Text peitscht auf mich sehr positiv ein! Solange es keine Verschwörung beinhaltet, ist es nur autodidaktisch oder halbautodidaktisch. Wie auch immer.

Dank Verlo, bin ich auf diesen guten Text aufmerksam geworden. 

Herzliche Grüße
Winston

P.S.: Dein Pseudonym ist sehr kreativ und vieldeutig. Betrifft es Nord- oder Südkorea? Wohl eher Nordkorea, wegen der Peitsche. Nur aus Neugier: bist Du asiatischer Abstammung?

 Verlo ergänzte dazu am 27.04.23 um 07:46:
Koreapeitsche:

Vielleicht kannst Du [Verlo] mal erklären, wie Du im geschilderten Kontext auf den Begriff Verschwörung kommst?
Wikipedia schreibt dazu:

Eine Verschwörung ist eine geheime Zusammenarbeit mehrerer Personen zum Nachteil Dritter.
https://de.wikipedia.org/wiki/Verschwörung

 WinstonSmith meinte dazu am 27.04.23 um 07:52:
Zu Deinem Text: sexuelle Gewalt ist immer verachtenswert und ein Verbrechen! Niemals habe ich je einer Frau etwas Gewalttätiges angetan. Aber das spielt auch hier nur minder eine Rolle.

Der Text gefällt mir, wegen der Ausdrucksstärke!

Nochmals herzliche Grüße
Winston

 Verlo meinte dazu am 27.04.23 um 09:13:
Winston, sexuelle Gewalt wurde im Text nicht geschildert. 

Sondern jemand hat jemand ein Angebot unterbreitet.

So als würde ich dir vorschlagen, deine Texte zu empfehlen, wenn du mit mir Sex hast. 

Vermutlich sagst du nein, und die Sache ist überstanden.

 Koreapeitsche meinte dazu am 27.04.23 um 21:48:
Es ist auf jeden Fall sexuelle Gewalt, wenn ein Professor, in dessen Obhut sich die Studentin begibt, der jungen Frau einen sog. F*ckschein anbietet. Das scheint kein seltenes Phänomen zu sein, wird aber nirgends thematisiert, zumal  Medienunternehmen manchmal ähnliche Praktiken haben (mit der TV Praktikantin ins Hotel mit Doppelzimmer zum Sportevent in Lillehammer etc.).  Das Ganze kann fatale Folgen für die Studentin haben. Es gibt übrigens auch sexuelle Gewalt gegen Männer, auch an der Uni. Ich kenne persönlich zwei Frauen, die von diesem übergriffigen Verhalten betroffen sind. Bei einer wurde unter dem Vorwand, eine erweiterte Studienberatung oder eine Zusatzleistung anzubieten, Sex verlangt. Es gibt auch den Klassiker, von einem Professor zum Messebesuch eingeladen zu werden. Plötzlich ist es ein Doppelbett und nachts greift der Prof zu. Das wurde mir von einer anderen BWL-Studentin berichtet, die danach auch ein Fall für die Klapse war und zur Messie wurde.

 Verlo meinte dazu am 28.04.23 um 18:08:
Koreapeitsche:

Es ist auf jeden Fall sexuelle Gewalt ...
Nein, es ist keine sexuelle Gewalt, denn es wird kein Zwang angewendet, sondern er wird ein Angebot gemacht.

Die Studentin kann zB das Angebot ablehnen mit den Worten: "Tut mir leid, Herr Professor, Sie sind mir zu alt" und den Schein wie jeder andere Student erwerben.

Koreapeitsche:

Das Ganze kann fatale Folgen für die Studentin haben.
Du schreibst es: "kann".

 Koreapeitsche meinte dazu am 28.04.23 um 20:35:
Ja gut, jetzt streiten wir uns über Sachen, die wir als Männer gar nicht beurteilen können. Das liegt wohl in der Natur der Dinge. Ich möchte mich deshalb nicht weiter darüber äußern.

 WinstonSmith meinte dazu am 28.04.23 um 20:56:
Lieber Koreapeitsche,

zumindest wir streiten uns nicht. Wir sind vollkommen einer Meinung. Verlo ist manchmal etwas querulant, das sollte aber keine Rolle spielen. Sei einfach tolerant. Dann ist das Leben leichter.

Herzliche Grüße
Winston

Antwort geändert am 28.04.2023 um 20:58 Uhr

 Verlo meinte dazu am 28.04.23 um 21:25:
Koreapeitsche:

Ja gut, jetzt streiten wir uns über Sachen, die wir als Männer gar nicht beurteilen können.
Leistungsschein gegen Sex: das wurde bereits vor Gericht verhandelt. Dabei ist nicht von "sexueller Gewalt" die Rede gewesen. 

Selbstverständlich können Männer beurteilen, was "sexuelle Gewalt" ist, zumindest wenn sie wie ich, mehrmals vergewaltigt wurden.

Wenn du beim Begriff "Gewalt" so einen großen Spielraum hast, frage ich mich, ob er bei  

Koreapeitsche (auf der Starsteite):

... in einer kieler Klinik gefoltert ...
ebenso groß ist.

 Verlo meinte dazu am 28.04.23 um 21:30:
Winston:

Verlo ist manchmal etwas querulant ...
Winston, es geht nicht um die Sache an sich (Leistungsschein gegen Sex), sondern ob es "sexuelle Gewalt" darstellt.

Dazu haben sich Gerichte geäußert.

Vielleicht empfindest du mein Angebot, deine Texte zu empfehlen, wenn wir Sex haben, als "sexuelle Gewalt", aber deshalb ist sie noch keine.

Mußtest du wegen meines Angebotes einen Psychologen oder Psychiater aufsuchen? Hast du dich tagelang zu Hause eingeschlossen und nichts gegessen?

 Dieter_Rotmund (27.04.23, 16:26)
Ist das alles autobio?

 Koreapeitsche meinte dazu am 27.04.23 um 21:49:
Der Bericht ist nicht über mich, sondern über eine Frau aus meinem ehemaligen Freundeskreis. Später hat ihr die Klinik oder das Amt gegen ihren Willen die Wohnung aufgelöst und sie in eine andere Stadt verpflanzt. Inzwischen habe ich leider den Kontakt verloren. Alle Auskünfte über sie bei Betreuungseinrichtungen, der Klinik  etc. fallen unter Datenschutz. Ich hatte schon daran gedacht, eine Vermisstenanzeige aufzugeben.

Antwort geändert am 27.04.2023 um 21:52 Uhr

 WinstonSmith meinte dazu am 28.04.23 um 21:12:
P.S.: Ich verfüge als Mann sehr wohl über Einfühlungsvermögen und Empathie.
Hier zu sagen, dass man als Mann Dinge nicht nachvollziehen oder beurteilen könnte, ist in meinen Augen nicht gerechtfertigt.

Nur als Nachsatz.

Antwort geändert am 28.04.2023 um 21:13 Uhr

 Diablesse (15.05.23, 09:30)
Das tut einfach nur weh. Danke fürs Teilen dieser unfassbaren Geschichte. Dass Menschen mit Machtmissbrauch in Führungspositionen konfrontiert sind, ist zum Kotzen.

 Koreapeitsche meinte dazu am 16.05.23 um 20:03:
Danke für Deinen Kommentar, Diablesse. Ich kann nicht einschätzen, wie groß das Ausmaß dieser Form des Machtmissbrauchs an den Unis tatsächlich ist. Jedenfalls haben weite Teile der Gesellschaft, auch der Medien, kein Interesse daran, diese Fälle zu thematisieren oder aufzuklähren. Das ist übrigens meine zweite Kurzgeschichte zu der Materie, die ich hier poste. Ich hatte bereits den Text "Die BWL-Studentin" gepostet:  https://keinverlag.de/457150.text
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