Alle 767 Textkommentare von Irma

24.04.23 - Kommentar zum Text  Schwanengesang von  Isaban: "Ich habe leider recht wenig Zeit, aber ich will mich mal mit ein paar Worten an dein Gedicht heranwagen, Sabine. Als Schwanengesang (oder auch Schwanenlied) bezeichnet man das letzte Werk eines Musikers oder Dichters. Hier scheint es um einen sterbenden Schwan zu gehen, der bei seinem Tod in einen an trauriger Schönheit unübertroffenen Gesang verfällt. Und um ein LyrIch, das beim Abschied fast vor Schmerz vergeht, sich aber schlussendlich mit diesem Lied ein wenig zu trösten vermag, das als Vermächtnis bleibt. Das Gedicht selber hat auch etwas Liedhaftes. Nichts fröhlich Volksliedhaftes mit einem festen Reimschema, aber voller klingender Vokale, Wiederholungen und Reime, die es durchziehen. Ein Klagelied.   LyrIch scheint den Partner am Morgen im Sterben liegend vorzufinden, in jenem letzten tiefen Schlaf gefallen, der Endgültigkeit bedeutet (V.1 + V.2). Das „gewickelt“ steht als Reimwaise, da dieser letzte Gang nur alleine beschritten werden kann. In dem Wort steckt aber auch etwas Sanftes. Der Tod scheint sich ruhig angenähert zu haben, er hüllt den Sterbenden behutsam ein. Er hat sich bereits auf die Reise gemacht, ist abwesend - sowohl örtlich („an einem andren Ort“) als auch geistig, denn das verzweifelte (zweifache) Rufen von LyrIch findet keine Erwiderung mehr. Das „tief“ ist fest inmitten des ersten Verses verbaut, dass es nicht mehr als Paarreim zum doppelten „rief“ am Ende von V.2 gelangt. In V.3 werden „Stirn, Herz, Ohr“ als Sinnesorgane aufgeführt, gefolgt vom „nahen Mund“ in V.5. Im ersten Moment fällt auf, dass das Auge fehlt. Aber es bedarf kein Auge, um Musik zu hören. Sie dürfen auch geschlossen sein. Der Klang fließt aus dem Mund des Sängers über das Ohr des Hörers zu dessen Stirn und Herz. Das Rufen von LyrIch hat sich allerdings zum Reifen in V.3 gewandelt (rief – Reif). Langsam scheint die kalte Erkenntnis zu reifen, dass Abschied genommen werden muss. Doch der aufliegende Reif blockiert die Sinneswahrnehmung, und einsetzender dichter Schnee verhindert beim Abschiedskuss sogar, dass LyrIch den Mund des Partners spüren kann. Die enge Ursache-Wirkung-Verknüpfung kommt durch den reinen Kreuzreim „spürte“ (V.5) und „berührte“ (V.7) zum Ausdruck. Der starke Schneefall kommt durch dreifache Nennung („Schnee um Schnee“ in V.6 und „Schneefall“ in V.7) zum Ausdruck. Er fällt „dicht, / so dicht“, aber durch das Zeilenenjambement wird das „dicht“ auch mit dem synonymen „nah(en)“ verbunden, welches wiederum in V.5 soweit nach rechts eingerückt ist, dass der Widerspruch auch optisch deutlich hervortritt: Der dichte Schneefall verhindert eine Annäherung an den nahen Mund. Es ist ein kalter Abschiedskuss, eine Berührung ohne menschliche Wärme. Inmitten des Eisigen wirkt das herausstechende „es verbrannte mich“ völlig fehl am Platz, ein scheinbares Paradoxon. Der gefrierende Schnee führt bei LyrIch zum Verbrennen. Der brennende Schmerz ist so übermächtig, dass er LyrIch verzehrt. Der angehängte Kurzvers V.8 mit seiner Reimwaise bildet einen Abschluss, der LyrIch alleine zurücklässt. War in V.7 noch von „uns“ die Rede, ist es in V.9 mit dem „Wir“ vorbei: „Ein letztes Wir schlich fort. Und doch:“ – und doch ist das nicht das Ende. Die letzten drei Verse bieten etwas Trost: „Da bleibt ein Lied. Er singt es noch.“ Das Lied bleibt als Vermächtnis, dass eine bleibende Nähe ermöglicht, was auch durch den Paarreim „doch“ (V.9) und „noch“ (V.10) gezeigt wird. Bezeichnend ist allerdings, dass der Partner im gesamten Gedicht nicht als LyrDu auftaucht, sondern immer nur in der dritten Person Singular als „er“. Es beginnt mit: „Am Morgen lag er“ (V.1) und endet mit „Er singt es noch.“ (V.10) LyrDu bleibt durchgehend „er“, der sterbende Schwan, der sich übrigens mit seiner weißen Farbe gut ins Bild aus Eis und Schnee und weißen Laken fügt. „Stirn, Herz, Ohr“ (Z.3) von LyrIch scheinen am Schluss wieder aufnahmefähig zu sein: „Ich lausche jedem Wort.“ (V.11) Die Werke eines Autors oder Künstlers bleiben den Hinterbliebenen als Nachlass erhalten, der ihnen die Stimme des Verstorbenen immer wieder lebendig werden lässt. Sehr traurig und melancholisch, aber ich habe mich gerne damit beschäftigt. Liebe Grüße, Irma Kommentar geändert am 24.04.2023 um 10:37 Uhr Kommentar geändert am 24.04.2023 um 18:45 Uhr"

16.06.20 - Kommentar zum Text  Allergischer Poet von  Walther: "Der Mund-und-Nasenschutz (verordnet), der ist fies, erspart jedoch Poeten eben dies. LG, auch an den armen Poeten. Leidensgenossin Irma"

28.12.19 - Kommentar zum Text  Omnia mea mecum porto von  Bergmann: "Besitz im Sinne von: Summe all unserer Erfahrungen? Flüchtlinge, die ihr letztes Hab und Gut auf ihren Schultern tragen, stöhnen vielleicht aufgrund der Last. Viel schwerer aber wiegen wohl die Erinnerungen an das Erlebte: Krieg, Tod, Leiden, Folter usw. Was oder wieviel wiegt geistiges Eigentum? Man trägt es stets bei sich und häuft es sein Leben lang an, bis man es vielleicht auf dem Wege der Demenz wieder schmerzlich verliert. Manches besitzen wir länger, als uns lieb ist, anderes verlieren wir schneller, als wir wollen. LG Irma Kommentar geändert am 29.12.2019 um 00:21 Uhr"

29.11.19 - Kommentar zum Text  „Rituale sind Inseln der Zuflucht, in denen wir uns wiederfinden können.“ (Pierre Franckh) von  Oreste: "Immerhin hast du nicht auch deinen morgendlichen Toilettengang experimentell ans Fenster verlegt. :-D LG Irma"

16.10.19 - Kommentar zum Text  Ausflug ins Grüne von  Isaban: "Diese Taube wird nach ihrer Rasenlandung nie mehr picken oder nicken, nie mehr ausfliegen. Der Ausflug ins Grüne findet zwar mit ihr statt, aber anders als gedacht: Sie wird zum Pick-Nick für die anderen hungrigen Gäste. :-( So effiizient arbeitet die Natur. Ein klein wenig hadere ich noch mit V.12: "Mir schwant ein Schnurren:". Mir schwant etwas. Okay. Aber vielleicht sollte sich da jetzt doch nicht noch ein Schwan mit einmischen? (Ich ahn ein Schnurren ...) Ansonsten fein. LG Irma :-) Kommentar geändert am 16.10.2019 um 19:40 Uhr"

14.10.19 - Kommentar zum Text  Flying Dennis von  Oreste: "Ach nee, gib es zu: Du hast jenes "farblich recht auffällig gestaltete() Stück Papier" natürlich sofort als einen Liebesbrief deiner stillen Verehrerin erkannt, dessen Überbringer du flugs mit deiner gedichteten Antwort wieder auf den Weg gebracht hast. ;-) "Flying Dennis" heißt also eure geheime Brieftaube? :D LG Irma Kommentar geändert am 14.10.2019 um 16:11 Uhr"

04.10.19 - Kommentar zum Text  Geplättet von  plotzn: "So 'ne olle Flunder hat es aber auch schwer: Ist sie zu rund, wird ihr zur Abnehmkur geraten. Ist sie zu platt, nimmt sie kein mittelloser Harung mehr. Zumindest nicht ohne Bestechung. ;-) Hab mich köstlich amüsiert! :D Frische Grüße aus der Tiefkühltruhe, Irma. ;-) Nachtrag: Ich würde das "so" am Beginn von V.3 vielleicht gegen ein "ganz" austauschen: "ganz wie es sich für 'nen Fisch gehört". Das erleichtert nicht nur das Lesen, sondern zeigt die gesunde Flunder in ihrer Gänze und Fülle auf. Kommentar geändert am 04.10.2019 um 12:19 Uhr"

24.09.19 - Kommentar zum Text  Rauchzeichen von  Didi.Costaire: "E-Qualm ist doch jetzt im Trend. Das stinkt besser, weil nichts brennt! ;-) Liquide Grüße, Irma."

24.09.19 - Kommentar zum Text  Geld von  GastIltis: "Was uns bleibt sind dann auch morgen nichts als Geldnot und Geldsorgen. ;-) LG Irma, die hier ihr Falschgeld an den Mann bringen will. ;-)"

24.09.19 - Kommentar zum Text  Wonderbra von  AchterZwerg: "Wonderbra beschissen zum Schluss! ;-) LG Irma"

Diese Liste umfasst nur eigenständige Textkommentare von Irma. Threads, in denen sich Irma an der Diskussion zu Textkommentaren anderer Leser mit Antworten bzw. Beiträgen beteiligt hat, findest Du  hier.

 
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