Der fliegende Holländer

Satire zum Thema Alles und Nichts...

von  Mondsichel

Auch wenns daheim inner Kaschemme immer recht jemütlich is, so ziehts mich ab und an denn doch raus auf den erdigen Boden der Flora und Fauna. Auf dem heimischen Schiffe und in der Kaschemme ist einfach nicht genug Platz um einem entspannten Gange nachzukommen. Deshalb habsch mir entschlossen täglich einen nächtlichen Landgang zu machen.
Als ordentliche Piratin natürlich mit Augenklappe und Mp3-Player bewaffnet, immer auf der Flucht und angespannt. Stets bereit die Waffe zu ziehen und mit Lehm zu schmeißen.
Nun habe ich natürlich auch schon von der Legende des fliegenden Holländers gehört, der die Seelen eines jeden Seefahrers mit sich nimmt der ihm begegnet. Daher bin ich besonders im Dunkeln immer mächtig auf der Hut, man weiß ja nie wer da einem begegnen kann. Und eigentlich wollte ich meine Seele ja noch nicht unbedingt verlieren. Also hab ich mit dem Einen Auge immer angestrengt das Dunkel fixiert.
Gestern war ich denn also wieder mal wie üblich draußen, da auch das piratenübliche Festmahl doch schwer im Magen lag und ich erst mal gucken musste, dass ich mich ein wenig bewege. So stiefelte ich also mit starrem Blick die Straße herunter und hinein in den ansässigen Park, der um diese Uhrzeit nicht mehr beleuchtet war. Die Steine und die hochstehenden Wegplatten sind zwar immer wieder ein kleines Problem, aber getreu dem Spruch: "Man solle im Leben alles mitnehmen, was sich einem bietet", hab ich mich dann auch durch die Nacht gepoltert.
Irgendwo in der Ferne sah ich dann doch ein Lichtchen leuchten und ich dachte schon so bei mir, dass dies wohl der fliegende Holländer sein müsste. Aber ich, so todesmutig wie ich war, wollte mich ihm nicht ohne Kampf ergeben. Also ging ich mit festem Schritt und bösem Blick auf das Licht zu, welches sich nach und nach als ein kleines Lagerfeuer entpuppte.
Ich wollte die Gunst der Überraschung nutzen und schlich mich langsam durch das Gebüsch. Laut knackte das Holz unter meinen Füßen. Am Boden habe ich nix mehr erkennen können und da passierte es. Ich blieb ich an einer Wurzel hängen und krachte mit lautem Geschrei mitten in eine Ansammlung von Flaschen hinein.
Von dem Gepolter aufgeschreckt, stand plötzlich ein riesiger Schatten vor mir, der in der einen eine Flasche und in der anderen einen Rauschstengel hielt. Ich erwartete das Ende. Tolle Überraschung! Doch stattdessen lallte mir jemand mit einer Alkoholfahne entgegen: "Schei... scheiße... Ick gloob... det ist det Ordnungsamt...." Von der anderen Seite tönte ein: "Ey ick hab meiner Mum jesacht wir sind bei Dir Robert. Wir sollten abhauen!" Eine dritte Stimme meinte dann mit völlig bekiffter Stimme: "Ick gloob det is nen Jeist. Oda?" Dann kicherte er vor sich hin und der Schatten vor mir torkelte zurück zum Feuer. Vier kleine Jungs, höchstens 13 Jahre alt, saßen da, im Kreise von Alkoholflaschen und Zigarettenpapier, während direkt vor ihnen ein Feuer brannte.
Ick stand langsam auf, noch ein wenig benebelt, versuchte meinen Rock zu ordnen und brummelte dabei mit Blick auf die Gören: "Wat wird dat denn hier?" Mir guckten vier Augenpaare entgegen. "Wonach sieht det denn aus?", versuchte einer nen Aufstand zu machen. "Wir haben nix schlimmes gemacht", jammerte ein weiterer, den ich vorher nicht gesehen hatte.
Ich hob meinen Blick und sah nun in entgeisterte Blicke. Meine Person hatte wohl Eindruck gemacht. Und bevor ick noch irgendwat sagen konnte machten sich die Gören plötzlich schnellstens aus dem Staub. Im nächsten Moment legte sich eine Hand auf meine Schulter.
Ick zuckte zusammen und drehte mich um. Es war zwar nicht der fliegende Holländer, aber sowat ähnlichet. Der Polizist schaute mich an und war auch erst mal entgeistert, als ick ihm aus meinem einen Auge fragend musterte. Tjo, so ne waschechte Piratin an Land sieht man eben nicht alle Tage.
Dat Ende vom Lied war ein Aufenthalt auf der Wache, wo ich eine Aussage zu Protokoll geben musste. Die Gören wurden von ihren Eltern mit einem zünftigen Donnerwetter abgeholt. Und nachdem ick aus der Bude raus war, wurde ich erst mal verartztet. Denn bei meinem Zusammenstoß mit dem Busch hab ick mir ungeliebte Gäste zugezogen. Verdammte Zecken!
Der Arzt sah mich schmunzelnd an und meinte: "Solange Sie die Augenklappe tragen, sollten Sie es vermeiden nachts durch den Park zu laufen. Im Dunkeln sieht man eh schon so schlecht." Und ick gloobe er hat recht. Ab morgen werdsch mir eben ne zünftige Piratenwampe zulegen, oder nen Hometrainer leisten. Viel besser als sich dat Geschrei diverser Eltern anzuhören und sich gegen Zeckenbisse behandeln zu lassen...

Bussis, Eure Einaugen-Kriemhilde


(c)by Arcana Moon

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Kommentare zu diesem Text

nibelheim (52)
(05.07.07)
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 Mondsichel meinte dazu am 05.07.07:
Hehe der Polterjeist kömmt ab 0 Uhr on. Is schon fertig und hat bei Probelesern schon mächtig Anklang jefunden :D

Liebe Grüßle
Deine Arcy
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