Hund-schuldig

Gedicht zum Thema Aufmerksamkeit

von  Irma

Mann ermordet, Hund liegt tot.
Welch ein Bild, das sich hier bot!
Mann wird rot und immer röter,
Frau weint nur noch um den Köter,

folgt mit ihrer Nase stur
erstmal einer falschen Spur.
„Der Gefährte war der Täter“,
urteilt sie. (Jedoch erst später!)

Rainer schien das Tier ganz treu,
so ergeben - sich ganz neu -
Dinge, wenn man zweimal schaut,
ehe-man dem Hunde traut,

rabenschwarz und handbeschuht,
weiß wie Unschuld, nun voll Blut.
Welch Verräter mit den roten
Sprenkeln auf gestreckten Pfoten!

Scharf gestochen konnt’ er sehen:
Herrchen will mit Frauchen gehen,
fraß ihr doch schon aus der Hand!
Da hat sich der Hund verrannt,

pfiff auf „ihn“. Es schien, als tät-er
spuren, doch nur wenig später
folgt er einem innern Trieb:
Opfert nun sein Herrchen lieb,

springt ihn an und reißt ihn um.
Dieser dreht sich noch - wie dumm -
mitten drin im Sturz zur Klinge,
dass sie in den Bauch eindringe.

Und so rächt sich, wie man sieht:
- Aufmerksamkeits-Defizit! -
Anke sollt’ den Hund bedenken,
ihm viel mehr Beachtung schenken.

Messerscharf wird kombiniert,
überführt und fabuliert:
Selbst mit Pfoten kreideweiß -
bleibt ’s ein Wolf und keine Geiß!


Anmerkung von Irma:

Angeregt durch die  "Mord und Totschlag" Story von  Isaban wollte ich mich auf die Spuren von "Täter und Opfer" begeben.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

KoKa (42)
(25.08.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Martina meinte dazu am 25.08.11:
Kann mich John nur anschließen =)

 Irma antwortete darauf am 26.08.11:
Herzlichen Dank, freue mich wirklich sehr über Euer Lob! Liebe Grüße und danke auch für die Empfehlung, BirmchenIrmchen

 Isaban (25.08.11)
Hehe, so könnts natürlich auch gewesen sein! :D
Freut mich riesig, einmal Inspiration gewesen zu sein, liebes Irmchen.
Herzlich grüßt: Sabine

 Irma schrieb daraufhin am 26.08.11:
Hat viel Spaß gemacht! LG BirmchenIrmchen
SigrunAl-Badri (52)
(25.08.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Irma äußerte darauf am 26.08.11:
Danke sehr, liebe Sigrun! LG BirmchenIrmchen
Steyk (61)
(26.08.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Irma ergänzte dazu am 26.08.11:
Freut mich, dass Du das so siehst! LG und Dank, BirmchenIrmchen

 Isaban (26.08.11)
Sodela, jetzt habe ich ein bisschen mehr Zeit als gestern, jetzt kann ich auch ein bissl genauer auf den Text eingehen.
Schön der Zitel ist einen zweiten Hingucker wert, da liegt alles drin, zwischen "hundsgemein", "unschuldig" und "der Hund ist schuldig".

Sehr geschickt, wie hier im Text Inhalt und Leserverständnis des Verses miteinander verschmelzen - in meinen Augen gelungene Enjambements!

folgt mit ihrer Nase stur (der Leser folgt auch erst mal der Spur...)
erstmal einer falschen Spur.(...um dann in der nächsten Zeile zu entdecken, dass es die falsche war.)
„Der Ge-fährte war der Täter“, (hier erschließt sich mir die Gefährtentrennung nicht so ganz)
urteilt sie. (Jedoch erst später!) (hübsch, diese nachgesetzte Klammer, die auch wieder geschickt die Abläufe wiederspiegelt!)

Meine Lieblingsverse:

Rainer schien das Tier ganz treu,
so ergeben - sich ganz neu - (höchst gelungen, wie sich hier dem Inhalt der Verse entsprechend Satz- und Sinnzusammenhänge neu ordnen, wenn man weiterliest!)
Dinge, wenn man zweimal schaut:

Die nächsten beiden bauen dann etwas ab:
Ehe-Mann dem Hunde traut, (diese Doppeldeutbarkeit ist mir ein klein bissl zuviel des Guten, durch den Doppelpunkt und die Ehe-Großschreibung wirkt diese Textstelle auf mich etwas gezwungen)

Das Highlight: der Täter im ersten Vers der 6. Strophe, der dann im dritten gar zu einem Triebtäter mutiert - herrliche Wortspielerei!

pfiff auf „ihn“. Es schien, als tät-er
spuren, doch nur wenig später
folgt er einem innern Trieb:

Nur eine kleine Mäkelei am Rande: Nicht ganz so gut gefällt mir der reimgeschuldete Tempiwechsel in S1, V1/2 (liegt tot/bot). Auch das "muss" in S8, V3 scheint mir nicht so ganz in der richtigen Zeitform zu stehen, schließlich ist Rainer zu dem Zeitpunkt schon ziemlich tot und der Hund ist auch nicht mehr besonders lebendig, Anke hätte also früher müssen, jetzt nutzt die Aufmerksamkeit schließlich auch nicht mehr.
Dafür versöhnt dann die Conclusio, in märchenhaft geschickt auch noch der Wolf im Schafspelz untergebracht dann wieder.

Dein Text war mir Freude und Vergnügen, liebes Irmchen.
Herzliche Grüße,

Sabine

 Irma meinte dazu am 29.08.11:
Liebe Sabine, vielen lieben Dank für Deine ausführliche Beschäftigung mit dem Text. Freue mich sehr, dass Du ihn so positiv siehst. Über die Punkte, die Dir nicht so gut gefallen, war ich selbst auch schon beim Schreiben nicht so glücklich...

Ein Komma am Ende von V 11 wirkt in jedem Fall natürlicher. Hatte den Punkt nur gesetzt, weil ich das Wortspiel nicht völlig aufgeben wollte und ich mich vor "ehe-man" etwas gescheut habe. Nun habe ich es doch so geschrieben. Den Trennstrich bei "Ge-fährte" habe ich rausgenommen. Sollte eine lustige Verbindung zu "Spur" sein, macht aber nicht so viel Sinn.

Das mit dem Tempus-Wechsel in der ersten Strophe gefällt mir auch nicht besonders. Aber bei "bot" fiel mir einfach nichts anderes ein. Als Rechtfertigung könnte man höchstens sagen, dass das "Welch ein Bild, das sich hier bot!" ein Rückbezug auf die (Deine!) Vorgeschichte ist, an welche im Folgenden angeknüpft wird.

Das "muss" in der achten Strophe macht für mich hingegen durchaus Sinn, auch wenn der Hund bereits tot ist. Es ging mir darum, dass Anke dem Hund viel mehr Beachtung schenken muss bei der Tätersuche, ihn also mehr "bedenken muss". Mir gefällt hier Lothars Vorschlag ganz gut, durch den das Ganze etwas klarer wird: "Anke sollt' den Hund bedenken".
Also nochmals herzlichen Dank für alles, BirmchenIrmchen
(Antwort korrigiert am 29.08.2011)

 loslosch (26.08.11)
vierhebige trochäen im stil von wilhem busch ("... Daß sie von dem Sauerkohle/ Eine Portion sich hole ..."). etwas komplizierter wegen der wortspiele und irreführungen. dem modernen busch würds bestimmt gefallen. viel hab ich nicht, nur:

v. 10: ... so ergeben sich - ganz neu - ... das wortspiel bliebe erhalten.

v. 31: ... Anke sollt´ den Hund bedenken ...

der tempuswechsel (v. 1/2) durch liegt/bot geht (bei mir) runter wie honig. lothar

 Irma meinte dazu am 29.08.11:
Lieber Lothar, Dein Vorschlag für V 31 ist super, den habe ich gleich übernommen. Vers 10 habe ich allerdings so belassen, weil die Lesart "Rainer schien das Tier...so ergeben" bestehen bleiben soll. Daher muss das "sich" mit hinein in die Parenthese. Liebe Grüße und herzlichen Dank für Lob und Empfehlung, BirmchenIrmchen

 loslosch meinte dazu am 29.08.11:
hehee, du hast 3 tage nachgedacht!

 Irma meinte dazu am 29.08.11:
Nee, es hat nur drei Tage gedauert, bis ich diesen langen Text endlich eingetippt hatte... ) Frechfrosch, Du!

 loslosch meinte dazu am 29.08.11:
vorwurf an die langsame sekretärin: Sie arbeiten im palästinenser-tempo. jeden tag ein anschlag. - hoffentlich krieg ich jetzt keinen ärger ...

 Irma meinte dazu am 29.08.11:
Nur für jedes Wort einen Tatzenschlag...mit ausgefahrenen Krallen!
(Antwort korrigiert am 30.08.2011)
magenta (65)
(30.11.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Irma meinte dazu am 30.11.11:
Freue mich sehr, dass Dir auch dieses etwas längere Werk von mir gefällt!

Hatte mich zunächst etwas davor gescheut, es beim Projekt einzureichen, weil es ja so eine Art Antwort auf das Gedicht von Isaban ist und für sich allein genommen vielleicht nicht so gut rüber kommt (sehr plötzlicher Einstieg usw.). Habe erst heute morgen gesehen, dass Isaban ihr "Mord und Totschlag" auch schon lange eingereicht hat.

Oh ja, diese Art von Gattenmord wäre wohl tatsächlich der perfekte Mord. Dressur hinterlässt keine Spur!!! )

Lieben Gruß und herzlichen Dank, BirmchenIrmchen
(Antwort korrigiert am 30.11.2011)
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram