Erbsenhirn (eigentlich Walnußgroß)

Erzählung zum Thema Evolution

von  tueichler

Ameisenbären, so habe ich heute morgen im Deutschlandfunk Kultur gehört, haben das, was man gemeinhin ein Erbsenhirn nennt. ’Etwas tumbe Tiere’ wie die Moderatorin der eingeladenen Wissenschaftlerin entgegnet, die sich mit Ameisenbären in ihrer Dissertation beschäftigt.

Schon schräg, sich mit Ameisenbären zu beschäftigen. Da fällt mir gleich der Witz ein, bei dem sich Tiere über ihre Eltern unterhalten. Beim Ameisenbär kommt sofort, ’Du willst uns doch verscheißern’.

Immerhin, der hört schlecht, sieht noch weniger, seine Hirnleistung wird von meinem iPhone bei weitem übertroffen, er ist extremer Nahrungsspezialist und in etwa so wehrhaft wie ein Hamster mit Krallen. Und doch, diese Spezies gibt es mittlerweile seit etwa 38 Millionen Jahren. Das muss erst mal einer nachmachen. Wir Menschen wandeln ja erst seit, naja, wie man es nimmt, so zwischen 1 Million und ein paar hunderttausend Jahren in diesem Jammertal.

Die meiste Zeit ging es auch gut. Nur in den letzten einhundert Jahren verstärken sich die Tendenzen, dass wir unsere Umwelt als mehr oder weniger unvollkommen betrachten und alles daran setzen, diese zu verbessern. Nur, gut gemeint ist eben nicht gut. Wir erkennen zunehmend, dass wir zu zerebralen Leistungen fähig sind, die wir uns vor einiger Zeit selbst nicht zugetraut hätten. Natürlich dank der Unterstützung hinlänglich bekannter Mechanismen und Hilfsmittel.

Unglücklicherweise schließen wir immer ein Loch der Unzulänglichkeit, indem wir die dünne Bespannung mehrerer anderer entfernen und zum Flicken verwenden. Das sieht absehbar danach aus, als würden wir uns selbst überholen und das Experiment könnte an der nächsten nahen evolutionären Kurve schon am daneben stehenden Mammutbaum enden.

Unser Hirn hat so zwischen 1300 und 1400 Gramm und eine erheblich größere Oberfläche (wenn man daran glauben mag, dass wir nur an der Oberfläche denken, was allerdings erklären könnte, warum wir insgesamt und allgemein so oberflächlich sind) als jenes des Ameisenbären.

Eines mag der uns voraus haben. Er leidet wahrscheinlich nicht an Selbstüberschätzung, die der Grund für sein Ausscheiden aus der Evolution hätte sein können. Selbst wenn er es nicht mehr so lange als Art schafft, er ist evolutionär bereits in der Lage, den Vorruhestand anzunehmen. Wir dagegen kommen evolutionär gerade aus der Krabbelphase, gebärden uns aber, als hätten wir schon mehrere erfolgreiche Karrieren hinter uns. Wenn das mal nicht schief geht. Da scheint mir das Erbsenhirn trotz aller Defizite doch deutlich besser aufgestellt.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(18.01.17)
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 tueichler meinte dazu am 18.01.17:
Hah! Der Ameisenbär hat eine klebrige Zunge. Beim Menschen werden Individuen mit Mengen anderer fertig, weil sie klebrige Finger haben. Also hammwer doch was gemeinsam ...
(Antwort korrigiert am 18.01.2017)
(Antwort korrigiert am 18.01.2017)
Graeculus (69) antwortete darauf am 18.01.17:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 tueichler schrieb daraufhin am 18.01.17:
In der IT nennt man Angriffe, die nicht die Intelligenz des Gegners, sondern dessen Infrastruktur zum Ziel haben, Brute Force.

 TassoTuwas (18.01.17)
Sehr unterhaltsam verpackte Denkanstöße.
Hat mir gefallen.
LG TT

 tueichler äußerte darauf am 18.01.17:
Na Merci! Vielleicht springen wir ja vor dem Baum aus der Karre!
Würde mich freuen, Wir könnten dann dem Erbsenhirn ja die Tricks ablauschen 😉

LG, Tom 😎

 AZU20 (18.01.17)
Hat mir gefallen. LG

 tueichler ergänzte dazu am 18.01.17:
Mann, Mann, Mann ... Danke für die Blumen!
Du bist ja ein treuer Leser, auch des höheren Blödsinns.

LG,

Tom 😎
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