Von der Sprache des Unbewußten 2

Essay zum Thema Bewusstsein

von  LotharAtzert

Sobald man sagt "mein ich ist soundso", geht man sich selbst auf den Leim. Merkur, der Gott der Denker, ist vor allem auch Gott der Diebe und Gaukler.
Da hilft eigentlich nur eines: auf die Pausen zwischen zwei Gedanken schauen. Ein kluger Kopf sagte einmal: "Nicht der Ton, die Pausen machen die Musik". Ich sehe beides in Vereinigung.

2.
Persona heißt Maske. Die Person nennt oder gebärdet sich als Ich - aber alles was ich bin, wurde ich durch Verdrängung/Tötung anderer, sowie des Gedankens, daß jedes Essen auf Töten beruht und alles irdische Dasein zeugt von Gefressenwerden und Einverleiben.
Solches Bewußtmachen ist unerläßlich.
Deshalb nenne ich mich und alle Menschen zunächst Verdränger plus Verdrängtes. Es ist die alte Geschichte von Kain und Abel, die Narren abstreiten, als beträfe sie diese Bibelstelle nicht. Ich ist immer Kain, jedes Ich sein eigener Kain, der Abel nicht nur erschlägt/verdrängt, sondern auch die Verhältnisse umkehrt: Ich bin der Gute, weil ich nützlich und dankbar bin unsern Eltern, doch diese Eltern bevorzugen den Faulenzer Abel. Der Faulenzer - weg mit ihm und alles wird besser!

In unserem wortwörtlichen Bibelfall haben wir es mit dem Entstehen von Ego zu tun, nicht mit realer Geschichte. Wer das glaubt, kennt nicht die Realsatire. Durch die Unterscheidung in gut und böse erwächst Moral: es gilt, gut zu sein und dem Bösen einen Riegel vorzuschieben. Damit beginnt das, was wir Manipulation nennen mögen, solange es uns nicht betrifft. Betrifft es uns jedoch, so wehren wir uns gegen das so bezeichnete Böse.
"Was das Böse böse gemacht hat, war die Unterbrechung des Kreises", sagte Ätznatron einmal zu mir:
"Der unterbrochene Kreis wird Schlange, liebe Bibelforscherinnen und Bibelforscher, wird Verführerin der Eva, die den Apfel vom Baum ... und welcher Baum wäre nicht Baum der Erkenntnis. Der Baum ist, wir hatten es im Teil 1 bereits, der Baum ist die Zelle der Gestalt des Waldes, des Wasserspeichers im Erdgewebe. Kein Mensch, keine Wasserwirtschaft ist dazu in der Lage, alles Keimende zu versorgen. Der Baum ist Erkenntnis und dient der Himmelsordnung.

Man kann Gott nicht suchen und bei Nichtfindung Atheist werden - das Nichtfinden spiegelt nur die eigene Naivität. Warum soll sich Gott ausgerechnet vom Gottlosen finden lassen? Gott ist nicht auf gewöhnliche Weise zu finden - weil es nichts gibt, was nicht er ist.
Und da kommt Kant und begründet die Lehre der Vernunft als höchste Verwirklichungsstufe der Moral: Verbindlich für menschliches Gemeinwohl - Kant war ein Stier, ein Herdenbilder und -bildner. Er sagte zu den seinen: Aus allem Fressen und Gefressenwerden wollen wir den bestmöglichstenen Menschen als Ausgangspunkt für eine bestmöglich moralische Gesellschaft. Die Moral des Guten.

Die Moral des Guten erschafft zwangsläufig die Unmoral des Bösen, wodurch Moral erst sichtbar wird. Das muß als erstes verdrängt werden, sonst wird das nichts mit dem Gutsein. Übrigens fällt mir gerade noch ein: der Machiavelli war auch ein Stier: Der Fürst, die Kenntnis der Abwehr aller Angriffstrategien. Die Wagenburgen der Siedler gegen die Indianer und so weiter, wir reden vom archetypischen Stier. Wen haben wir noch. . Sigmund Freud, Ho Tschi Minh, Hitler.
Wohin ritt Lao-tsu auf dem Ochsen? In die Berge, wo er für immer den Erdlingen entschwand.

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Kommentare zu diesem Text

Festil (59)
(16.12.17)
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 LotharAtzert meinte dazu am 16.12.17:
Alter Schwede! -;)
ZUCKERBROToderPEITSCHE (60)
(16.12.17)
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 LotharAtzert antwortete darauf am 16.12.17:
Oh, da hab ich einiges abzuarbeiten, da freue ich mich, liebe Barbara.
Ob das Wort Maske vor den darstellenden Künsten war , oder diese zuerst, ist ein bißchen wie Henne oder Ei. Die Person, die man darstellt, ist übrigens auch eine Kunst, jedenfalls wird darum oft viel Aufwand getrieben.
Bibelfall - ja gut, ich wollte auf die Bibel hinweisen und gleichzeitig an den Sündenfall erinnern. Sünde wird ja sinngemäß als Absonderung vom Ursprung übersetzt. Deine Annahme war also richtig.
"Durch die Unterscheidung in gut und böse ..." - Ethik und Moral sind zweierlei. Bei ersterem würde ich von einer Vermittlung zwischen Mensch und Himmel sprechen, während bei der Moral der Himmel keine Hauptrolle mehr spielt - und viel Schaden schon angerichtet hat, genau!
Beim nächsten Punkt, der Suche nach Gott, gebe ich Dir recht, das war nicht genügend durchdacht von mir.
"Die Moral des Guten erschafft zwangsläufig die Unmoral des Bösen, wodurch Moral erst sichtbar wird" - Der Gute ist nur dann gut, wenn ihm gegenüber das Böse ist. Das Böse des Guten ist, daß er sich in die Dualität begibt, er selbst hat das Böse ja als Verdrängtes in sich und nun begegnet es ihm in der Welt da draußen, wo es bekämpft wir.. Klingt vielleicht kompliziert, ist aber an sich einfach.

Sollten noch Fragen bestehen ... stets zu Diensten. Es ist ja nicht, wie bei armen Leuten;-)
Vielen Dank für Deine umfassende Kritik, die besser ist, als die "der reinen Vernunft".

Mittagsgruß (vielleicht sollt ich ein Mittagsschläfchen machen ...)
L.
ZUCKERBROToderPEITSCHE (60) schrieb daraufhin am 16.12.17:
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Bette (70)
(16.12.17)
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 LotharAtzert äußerte darauf am 16.12.17:
Damit hab ich kein Problem. Wir nennen den Mond ja auch einmal Vollmond und ein anderes mal denselben Trabanten Neumond. Nur müsste man dann die ganze Geschichte umdrehen und dann stimmt sie wieder.
Aber da ich nicht unbedingt ein Christ und noch weniger bibelfest bin, lasse ich das besser andere machen. Es diente mir nur zum Anschaulichmachen. Auch der Begriff Gott ist jetzt, wie Du weißt, nicht unbedingt meins. Da ist mir der Begriff Himmel sympathischer.
Gruß
L..

 Habakuk (16.12.17)
Das Verdrängte und Unterdrückte nannte Jung den Schatten. Im übertragenen Sinne könnte man sagen: Alles ein riesiges Schattentheater. Ob das Sprichwort „Du hast einen gehörigen Schatten“ daher stammt, ist nicht verbürgt und eher unwahrscheinlich.
Nun werden einige Schmalspurdenker wieder nach Beweisen schreien. Die Menschen im Mittelalter sollen geglaubt haben, die Erde sei eine Scheibe. Sogar noch die Seeleute des Kolumbus seien voller Angst gewesen, sie würden mit ihren Schiffen über den Rand der Welt hinaus ins Nichts stürzen. Pythagoras war da schon weiter. Auch heutzutage dreht sich für einige die Sonne noch immer um die Erde. Erstmals haben Forscher ein weiteres Sonnensystem neben unserem entdeckt. Und und und. So ist das halt. Wir haben alle den gleichen Himmel, aber nicht alle den gleichen Horizont. (angebl. K. Adenauer)
Vater der Quantenphysik Prof. Max Planck (1858–1947):
„Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Alls zusammenhält. Da es im Weltall aber weder eine intelligente Kraft noch ewige Kraft gibt, so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewussten intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie.“
Vater der Quantenmechanik Prof. Werner Heisenberg (1901–1976):
„Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch. Aber auf dem Grund wartet Gott." Selbst auf Volltrunkene wartet er.
Also, niemals über den Rand seiner Brille blicken, dort wartet ein unendlicher Abgrund. Mein Rat. Zumindest an die Brillenträger.
„Die moderne Physik führt uns notwendig zu Gott hin, nicht von ihm fort. Keiner der Erfinder des Atheismus war Naturwissenschaftler. Alle waren sie sehr mittelmäßige Philosophen.“
Sir Arthur Stanley Eddington (1882–1946, englischer Astronom und Physiker)

Und hat das nun irgendetwas mit Religion zu tun? Nicht die Bohne. Wenn schon, dann mit „religio, religare“ im Sinne von Rückbindung.

 LotharAtzert ergänzte dazu am 16.12.17:
Daß Du das hier als Kommentar einstellst und nicht als eigenen Thread, weiß ich sehr zu schätzen.
Jung war eine alte Seele. Leider verlor ich nach der Trennung von meiner zweiten Ehefrau seine Werke komplett, denn diese hatte sie mitgebracht. Ein herber Verlust.
Die "Schmalspurdenker" - ja, schwierig. Danke gerade auch für die Beispiele aus der Wissenschaft. Die Volltrunkenen, haha, das ist nicht von Heisenberg, bloß der erste Buchstaben scheint mit ihm übereinzustimmen;)
Einzig mit Pythagoras tue ich mich schwer, vielleicht aus Loyalität zu Heraklit, der ihn als Scharlatan bezeichnete. Aber, sollten wir uns begegnen, so soll auch er mir willkommen sein.
Danke.
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