Stories #4: Der berühmte Gilson-Nachlaß
Essay zum Thema Literatur
von Graeculus
Kommentare zu diesem Text
Lieber Graeculus,
ich lese ab und an gern einmal Essays, allerdings weniger bei kV.
Deines heute gefällt mir allerdings vorzüglich!
Du schreibst in einem angenehmen Plauderton, dessen ich selbst nicht fähig bin - dafür bin ich ein umso dankbarerer Zuhörer!
Anfangs war ich etwas erschrocken: OMG, wieder so ein monstermäßig langer Text - gähn!
Von diesem Eindruck befreite mich rasch deine Erzählweise. Kurze Zeit später las ich deinen letzten Satz in Endlosschleife, weil ich bedauerte, bereits am Ende angekommen zu sein.
Hochinteressant, vergnüglich geschrieben, spannender Inhalt. Du siehst, ich bin des Lobes voll!
Tolles Essay! Klasse!
Lotta
ich lese ab und an gern einmal Essays, allerdings weniger bei kV.
Deines heute gefällt mir allerdings vorzüglich!
Du schreibst in einem angenehmen Plauderton, dessen ich selbst nicht fähig bin - dafür bin ich ein umso dankbarerer Zuhörer!
Anfangs war ich etwas erschrocken: OMG, wieder so ein monstermäßig langer Text - gähn!
Von diesem Eindruck befreite mich rasch deine Erzählweise. Kurze Zeit später las ich deinen letzten Satz in Endlosschleife, weil ich bedauerte, bereits am Ende angekommen zu sein.
Hochinteressant, vergnüglich geschrieben, spannender Inhalt. Du siehst, ich bin des Lobes voll!
Tolles Essay! Klasse!
Lotta
Kommentar geändert am 10.12.2019 um 09:16 Uhr
Von mir mag ich's nicht behaupten (dennoch: danke!), aber Bierce (genannt "Bitter Bierce") liest sich so, wie Du es beschreibst - vorausgesetzt, man stößt sich nicht an seinem oft zynischen Humor.
In seinem "Wörterbuch des Teufels" hat er "Zyniker" so definiert: "Ein Mensch, der aufgrund einer Augenerkrankung die Dinge so sieht, wie sie sind, und nicht so, wie sie sein sollten."
Damit mag es zusammenhängen, daß Zyniker, Pessimisten & Co. sich oft als Realisten bezeichnen.
In seinem "Wörterbuch des Teufels" hat er "Zyniker" so definiert: "Ein Mensch, der aufgrund einer Augenerkrankung die Dinge so sieht, wie sie sind, und nicht so, wie sie sein sollten."
Damit mag es zusammenhängen, daß Zyniker, Pessimisten & Co. sich oft als Realisten bezeichnen.
Cora (29)
(10.12.19)
(10.12.19)
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Brentshaw zu bestechen, wäre eine Möglichkeit gewesen. In gewisser Weise hat er ja auch genau das getan - aber viel raffinierter, nämlich so, daß er den gesamten, ihm verhaßten Ort in den Ruin getrieben hat.
Manches ist wichtiger als das eigene Leben, und für manche Menschen gehört der Haß dazu. Das ist freilich eine extreme Haltung, die hier höchst intelligent umgesetzt wurde.
Gut, daß ich Dich auf das Phänomen der kognitiven Dissonanz gebracht habe. Das ist ein wichtiges psychologisches Gesetz, das einem verständlich macht, warum selbst die besten Argumente oft keinerlei Konsequenz haben. Sie zu akzeptieren, würde nämlich beim Gesprächspartner eine kognitive Dissonanz erzeugen. Sehr unangenehm!
Ja, Gisbert Haefs ist ein guter Autor. Ich erinnere mich nicht an Krimis, aber an einen historischen Roman über Hannibal.
Manches ist wichtiger als das eigene Leben, und für manche Menschen gehört der Haß dazu. Das ist freilich eine extreme Haltung, die hier höchst intelligent umgesetzt wurde.
Gut, daß ich Dich auf das Phänomen der kognitiven Dissonanz gebracht habe. Das ist ein wichtiges psychologisches Gesetz, das einem verständlich macht, warum selbst die besten Argumente oft keinerlei Konsequenz haben. Sie zu akzeptieren, würde nämlich beim Gesprächspartner eine kognitive Dissonanz erzeugen. Sehr unangenehm!
Ja, Gisbert Haefs ist ein guter Autor. Ich erinnere mich nicht an Krimis, aber an einen historischen Roman über Hannibal.
P.S.: Man muß bedenken, daß Gilson offenbar erst im Gefängnis auf diesen Einfall gekommen ist. Da war es für die plumpe Bestechungsmethode gegenüber Brentshaw schon zu spät.
Cora (29) äußerte darauf am 10.12.19:
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Eine amüsante Geschichte, die zeigt, will man ein erfolgreichen Gauner sein, dazu auch ein gute Portion Schlitzohrigkeit gehört. Vorstellbar, Mr. Gilson hätte es auch im bürgerlichen Dasein zu etwas gebracht, aber das zu erzählen wäre wohl wirklich langweilig gewesen. TT
Meine Gedanken, TT!
Das ist sogar eine ungeheure Schlitzohrigkeit, die sogar so weit geht, das eigene Leben dafür aufzugeben. Für Gilson gibt es offenbar etwas Wichtigeres: den Ruin einer verhaßten Stadt. Aber so, daß sie sich selbst ruiniert, an ihrer eigenen Gier zugrunde geht.
Für einen Feld-Wald-und-Wiesen-Gauner ist das nicht klüger als ein Parasit, der seinen eigenen Wirt zerstört.
Für einen Feld-Wald-und-Wiesen-Gauner ist das nicht klüger als ein Parasit, der seinen eigenen Wirt zerstört.
Ambrose Bierce, der Mann hatte wirklich etwas drauf, und jetzt weiß ich auch, welcher Vorlage Friedrich Dürenmatts " Der Besuch der alten Dame" nachempfunden sein dürfte, auch solltest Du ruhig noch ein oder zweimal gegen Deine goldene Regel verstoßen, denn Bierces Kurzgeschichten bewegen sich auf einem interessant vielfältigen Niveau, einige von Edgar Alan Poes Geschichten sind schon ziemlich wichtig für die Wissenschaft der Erzähltheorie, viele von Bierces jedoch toppen das mühelos.
Dein Essay ist ausführlich und dennoch prägnant geschrieben, ich denke, dass es sich unter rein inhaltlichen Aspekten erübrigt, diese Story zu lesen, wirklich klasse.
Ciao, Frank
Dein Essay ist ausführlich und dennoch prägnant geschrieben, ich denke, dass es sich unter rein inhaltlichen Aspekten erübrigt, diese Story zu lesen, wirklich klasse.
Ciao, Frank
Die Parellele zu Dürrenmatt hatte ich noch nicht gesehen.
Poe und Bierce haben einiges gemeinsam - vor allem, daß sie nicht recht passen in das Land des Optimismus, der allzeit gebleckten Zähne und des Grahambrotes.
Und auch wenn Bierce einige Gedichte geschrieben hat, so erreicht seine Sprache doch nicht das einzigartig Melodische, Musikalische von Poes Englisch. Er hat sowas wohl auch nicht erstrebt.
Poe und Bierce haben einiges gemeinsam - vor allem, daß sie nicht recht passen in das Land des Optimismus, der allzeit gebleckten Zähne und des Grahambrotes.
Und auch wenn Bierce einige Gedichte geschrieben hat, so erreicht seine Sprache doch nicht das einzigartig Melodische, Musikalische von Poes Englisch. Er hat sowas wohl auch nicht erstrebt.
Ein Stück Käse hingelegt. Die Falle darum herum baut der andere schon ganz von allein.
Genau das ist es! Sehr gut gesagt.
Lieber Graecu,
deine Geschichte vom Gilson-Nachlaß ist nicht nur hochinteressant, sondern auch noch spannend dazu. Und das in der Kürze. Das bewegt mich fast schon dazu, dir die Vielschichtigkeit der Story, von der ich bisher nur einen Teil angedeutet habe, mal mitzuteilen. Warum? Weil sie so intensiv mit Leben gefüllt ist, dass man eigentlich aus dem Staunen nicht herauskommt. Es nützt jetzt auch nichts, sich in Andeutungen zu ergehen, da nur das Gesamtbild auch eine Übersicht ergibt, obwohl ich immernoch Zweifel habe, ob mir der ganze Umfang so richtig bewusst ist, sein kann, weil man dann möglicherweise noch andere Seiten hören müsste, die die ganze Konstruktion aushebeln könnten. Aber dazu später mehr. Beeindruckt bleibe ich erst einmal von deinem Text.
Herzlich Gil.
deine Geschichte vom Gilson-Nachlaß ist nicht nur hochinteressant, sondern auch noch spannend dazu. Und das in der Kürze. Das bewegt mich fast schon dazu, dir die Vielschichtigkeit der Story, von der ich bisher nur einen Teil angedeutet habe, mal mitzuteilen. Warum? Weil sie so intensiv mit Leben gefüllt ist, dass man eigentlich aus dem Staunen nicht herauskommt. Es nützt jetzt auch nichts, sich in Andeutungen zu ergehen, da nur das Gesamtbild auch eine Übersicht ergibt, obwohl ich immernoch Zweifel habe, ob mir der ganze Umfang so richtig bewusst ist, sein kann, weil man dann möglicherweise noch andere Seiten hören müsste, die die ganze Konstruktion aushebeln könnten. Aber dazu später mehr. Beeindruckt bleibe ich erst einmal von deinem Text.
Herzlich Gil.
Du meinst, ich habe die Vielschichtigkeit der Kurzgeschichte reduziert? Das ist gut möglich - ein Aspekt (der des 'übernatürlichen' Schlusses) ist mir sogar bewußt.
Aber ich bin sehr auf Deine Deutung gespannt. Hier auch über Literatur zu lernen, erscheint mir als sehr wichtig.
Aber ich bin sehr auf Deine Deutung gespannt. Hier auch über Literatur zu lernen, erscheint mir als sehr wichtig.
Hallo Graecu, mit der Vielschichtigkeit der Story meinte ich die, zu der ich letztens den Beitrag zum Erbstreit schrieb, der dich mit dazu veranlasst hat, diesen deinen Text zu verfassen.
Wenn es dir recht wäre, möchte ich die Geschichte, die ich aber noch aufschreiben müsste, dir per PN mitteilen.
LG von Gil.
Wenn es dir recht wäre, möchte ich die Geschichte, die ich aber noch aufschreiben müsste, dir per PN mitteilen.
LG von Gil.
Das kannst Du gerne tun.
Grüße von
Wolfgang
Grüße von
Wolfgang
Hallo Graeculus, hier ist dir ein doppelter Wurf gelungen, insofern du eine berühmte Shortstory von Bierce neu belebst und ein schönes Beispiel für ein gehaltvolles Essay lieferst.
Ich hatte versprochen, eine Definition zur Kurzgeschichte zu geben, die sie von Shortstories oder kurzen Geschichten unterscheidet:
Jürgen Baurmnn: Kurzgeschichte
"[…] Im Mittelpunkt stehen meistens ein oder zwei Hauptfiguren, die in ein konfliktreiche Situation gestellt sind, auf die sie reagieren müssen. Anders als bei der Anekdote ist diese Situation zwar eine besondere, aber aus dem Alltag einer alltäglichen Person, und auch die Sprache ist die des Alltags. Diese Person erlebt zwar, was für ihr Leben entscheidend ist: einen Schrecken, einen tiefgreifenden Zweifel, einen lebensverändernden Eingriff oder gar einen Schock, aus dem sie zumeist ratlos hervorgeht. Und der Kurzgeschichtenerzähler berichtet dies alles ohne große Anteilnahme, neutral. Niemals mischt er sich (wie der Kalendermann) in das Geschehen ein, er hält deutlichen Abstand.
Auf diese Weise bleibt an der Kurzgeschichte immer etwas "offen". Es muss nicht der sogenannte "offene Schluss" sein, der eine Kurzgeschichte ausmacht, es ist viel häufiger die Tatsache, dass die Kurzgeschichte keine Lösung anbietet, keine Deutung, keine Erklärung. Daher lässt sie den Leser auch meistens ratlos und fordert ihn heraus über die Geschichte hinauszudenken - über sich selbst und seinen eigenen Alltag nachzudenken. […]"
Aus: Herbert Fuchs und Ekkehart Mittelberg: Klassische und moderne Kurzgeschichten. Berlin : Cornelsen 1988, 7. Auflage, S. 109 f.
Ich hatte versprochen, eine Definition zur Kurzgeschichte zu geben, die sie von Shortstories oder kurzen Geschichten unterscheidet:
Jürgen Baurmnn: Kurzgeschichte
"[…] Im Mittelpunkt stehen meistens ein oder zwei Hauptfiguren, die in ein konfliktreiche Situation gestellt sind, auf die sie reagieren müssen. Anders als bei der Anekdote ist diese Situation zwar eine besondere, aber aus dem Alltag einer alltäglichen Person, und auch die Sprache ist die des Alltags. Diese Person erlebt zwar, was für ihr Leben entscheidend ist: einen Schrecken, einen tiefgreifenden Zweifel, einen lebensverändernden Eingriff oder gar einen Schock, aus dem sie zumeist ratlos hervorgeht. Und der Kurzgeschichtenerzähler berichtet dies alles ohne große Anteilnahme, neutral. Niemals mischt er sich (wie der Kalendermann) in das Geschehen ein, er hält deutlichen Abstand.
Auf diese Weise bleibt an der Kurzgeschichte immer etwas "offen". Es muss nicht der sogenannte "offene Schluss" sein, der eine Kurzgeschichte ausmacht, es ist viel häufiger die Tatsache, dass die Kurzgeschichte keine Lösung anbietet, keine Deutung, keine Erklärung. Daher lässt sie den Leser auch meistens ratlos und fordert ihn heraus über die Geschichte hinauszudenken - über sich selbst und seinen eigenen Alltag nachzudenken. […]"
Aus: Herbert Fuchs und Ekkehart Mittelberg: Klassische und moderne Kurzgeschichten. Berlin : Cornelsen 1988, 7. Auflage, S. 109 f.
Jetzt weiß ich, warum "Ein Ereignis an der Eulenfluß-Brücke" von Bierce als Beginn der modernen Kurzgeschichte angesehen wird. Sie erfüllt perfekt alle diese Kriterien.
Kennst Du sicher, oder?
Kennst Du sicher, oder?
Ich freue mich über die erfüllten Kriterien, kenne diese Kurzgeschicht4e aber leider nicht.
Dann kann ich sie nur empfehlen - ein Meilenstein in der Entwicklung dieses Genres.
moin Graeculus, ist schon viele Monate her, aber es gab zu lesen, Du wärst gestorben. Moment, das stimmt also nicht!
Cora (29) meinte dazu am 10.12.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Meinen Tod kann ich nicht bestätigen.
Das ist eine schreckliche Geschichte gewesen. Ich hatte schon Bedenken, vielleicht kennst Du den, Elvis lebt ...
Elvis lebt! Und jetzt suche ich eine Kurzgeschichte dazu.
Damals auf der Gesamtschule gab es Ärger, wegen Sex mit Lehrern. Ich habe da meinen Doppelgänger, der wäre gerne ich gewesen ...
Sex mit Lehrern, also mit Leuten, von denen man Noten bekommt, sollte man vermeiden.
Das stimmt allerdings.