Meditation über Tiberius Iulius Celsus Polemaenus
Essay zum Thema Tradition
von Graeculus
Kommentare zu diesem Text
Nun mal nicht so pessimistisch. Da gibt es eine Trick. Einfach das "Retro" oder "Vintage" vor die Bibliothek stellen und schon ist sie wieder hip und der Sarkophag findet auch wieder seinen Platz.
Wenn es so einfach wäre! Ich kenne etliche meiner Altersgenossen, die sich fragen, was aus ihren Büchern werden soll. Kinder haben sie alle, aber niemanden, der sich für ihre Bibilothek interessiert. Vom Sarkophag darin zu schweigen.
Die Oskar Rudolf Schlag-Bibliothek in Zürich innerhalb dessen ehemaliger Villa soll die weltweit umfangreichste private Fachbibliothek über Religionswissenschaft, Magie und Esoterik sein.
Schlag selbst war als Jugendlicher einer von C. G. Jungs begabtesten sensitiven Probanden, mit denen Jung eine Zeit
parapsychologisch, damals offiziell als Psychiater, forschte.
Schlag lebte hauptsächlich von Okkultahandel. Er scheint seine Sensitivität auch dafür genutzt zu haben. Zu Lebzeiten bekannt wurde, dass praktisch so gut wie nichts über ihn bekannt war. Er gehörte Sapere Aude in Zürich an und mischte im OTO mit, wohl Metzgers Schweizer Linie, er lebte homosexuell, legte jedoch auch da keinerlei Wert auf Selbstdarstellung. Seine Tranceprotokolle werden nach wie vor kommentiert ediert. Das Projekt ist noch unvollendet.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Oskar_Rudolf_Schlag
Ich finde ihn sehr sympathisch. Erinnert etwas vom Typ her an Paul Celan und war ähnlich hochbegabt.
https://www.wikiwand.com/de/Zentralbibliothek_Zürich
Schlag selbst war als Jugendlicher einer von C. G. Jungs begabtesten sensitiven Probanden, mit denen Jung eine Zeit
parapsychologisch, damals offiziell als Psychiater, forschte.
Schlag lebte hauptsächlich von Okkultahandel. Er scheint seine Sensitivität auch dafür genutzt zu haben. Zu Lebzeiten bekannt wurde, dass praktisch so gut wie nichts über ihn bekannt war. Er gehörte Sapere Aude in Zürich an und mischte im OTO mit, wohl Metzgers Schweizer Linie, er lebte homosexuell, legte jedoch auch da keinerlei Wert auf Selbstdarstellung. Seine Tranceprotokolle werden nach wie vor kommentiert ediert. Das Projekt ist noch unvollendet.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Oskar_Rudolf_Schlag
Ich finde ihn sehr sympathisch. Erinnert etwas vom Typ her an Paul Celan und war ähnlich hochbegabt.
https://www.wikiwand.com/de/Zentralbibliothek_Zürich
Kommentar geändert am 22.01.2020 um 03:33 Uhr
Spezialbibliotheken, die genießen noch ein gewisses Ansehen. Einer soll über 30000 Bücher haben - alle zu Marcel Proust. Da mögen die Spezialisten hinpilgern.
"Ah, das alte Wikipedia!“, meinte ein junger Gast kürzlich, als ich mit einem Buch ankam."
So sind se! Neulich fragte mich einer entgeistert, wie ich ohne Navigationssystem an ein Ziel käme ...
Lächelnde Grüße
der8.
Das Navi! Das ist ein vergleichbares Thema. Landkarten und Stadtpläne sind "old-school".
Ob die noch wissen, daß es einmal eine Encyclopedia Britannica, einen Brockhaus, eine Meyers Enzyklopädie gab?
Wikipedia hat sie alle plattgemacht.
Ob die noch wissen, daß es einmal eine Encyclopedia Britannica, einen Brockhaus, eine Meyers Enzyklopädie gab?
Wikipedia hat sie alle plattgemacht.
Antwort geändert am 22.01.2020 um 17:20 Uhr
@Graeculus: Betreute 2002-2008 bei Wikipedia die Artikel "Freimaurerei" und "Magie" und erhielt speziell für Lemmma Freimaurerei und weitere FM-Unterartikel einen Preis im Wert von 100€ bei einem bestimmten Verlag. Ich kaufte mir dafür als CDs die Encyclopedia Britannica und Staublis Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens.
Unter Wikipedia-Nickname "Benutzer: Penta".
Unter Wikipedia-Nickname "Benutzer: Penta".
Antwort geändert am 22.01.2020 um 21:23 Uhr
Antwort geändert am 22.01.2020 um 21:24 Uhr
Wird die Enyclopedia Britannica denn wenigstens auf CD noch fortgesetzt? Nein, nehme ich an.
Es gibt ja noch Lexika im Handel, die ich nicht erwähnt habe, z.B. der Neue Pauly (für die Antike) oder das Historische Wörterbuch der Philosophie. Nur neu kommt da nix mehr.
Es gibt ja noch Lexika im Handel, die ich nicht erwähnt habe, z.B. der Neue Pauly (für die Antike) oder das Historische Wörterbuch der Philosophie. Nur neu kommt da nix mehr.
vom Ersteller gelöscht
Kommentar geändert am 22.01.2020 um 09:58 Uhr
Das stimmt schon: es ist die Architektur, die sie berühmt gemacht hat; die Buchrollen gibt es ja auch nicht mehr - da ist nichts mehr zu bewundern.
Cora (29)
(22.01.20)
(22.01.20)
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Es gab eine Zeit - so bis Ronald Reagan etwa -, da hat jeder US-Präsident eine Gedenkbibliothek gestiftet. Wird Bill Clinton das noch tun? George W. Bush?
Barack Obama liest viel, wie man hört.
Donald Trump weiß vermutlich nichtmal, wie herum man ein Buch hält.
Barack Obama liest viel, wie man hört.
Donald Trump weiß vermutlich nichtmal, wie herum man ein Buch hält.
Laptops ohne Server bleiben leer.
Also sollte man Server stiften?
Server arbeiten nur mit Unmengen an Energie.
Sollte man also Energie stiften?
Energiegewinnung schadet zunehmend der Umwelt.
Ich habs!
Man sollte Umwelt spenden, indem man die Laptops mal zuklappt und ein Buch in die Hand nimmt!
:D
Meint
Lotta
Also sollte man Server stiften?
Server arbeiten nur mit Unmengen an Energie.
Sollte man also Energie stiften?
Energiegewinnung schadet zunehmend der Umwelt.
Ich habs!
Man sollte Umwelt spenden, indem man die Laptops mal zuklappt und ein Buch in die Hand nimmt!
:D
Meint
Lotta
So sollte man es machen!
Wieviel Energie die Server verbrauchen, ist mir erst spät bewußt geworden.
Man muß auch die seltenen Rohstoffe, welche die Geräteherstellung benötigt (Koltan!), bedenken.
Laptops zu- und Buch aufklappen!
Wieviel Energie die Server verbrauchen, ist mir erst spät bewußt geworden.
Man muß auch die seltenen Rohstoffe, welche die Geräteherstellung benötigt (Koltan!), bedenken.
Laptops zu- und Buch aufklappen!
Hallo Graecu,
sicher ist dein Seitenhieb auf die Goten angebracht. Und Ephesos ist zurecht ein Publikumsmagnet, das ist unbestritten. Natürlich wissen wir alle, dass von den alten Kulturen viel zu wenige Zeugnisse, vor allem schriftliche, überliefert sind. Wem sage ich das. Umso verwerflicher sind natürlich die Untaten der sich „Christen“ nennenden Eroberer in Mittelamerika, speziell auch an den schriftlichen Überlieferungen der sogenannten „Eingeborenen“ gewesen, weil im Unterschied zu den Kulturen der Griechen, Römer und des vorderen Orients überhaupt kein Austausch, wie z.B. über die Araber bzw. die hohe Kultur der Mauren stattfinden konnte. Aber das ist ein anderes Kapitel. Und Bücher und neue Mittel der Kommunikation ein weiteres. Hier könnte man sich für den Rest des Lebens vertiefen.
Herzlich grüßt dich Gil.
sicher ist dein Seitenhieb auf die Goten angebracht. Und Ephesos ist zurecht ein Publikumsmagnet, das ist unbestritten. Natürlich wissen wir alle, dass von den alten Kulturen viel zu wenige Zeugnisse, vor allem schriftliche, überliefert sind. Wem sage ich das. Umso verwerflicher sind natürlich die Untaten der sich „Christen“ nennenden Eroberer in Mittelamerika, speziell auch an den schriftlichen Überlieferungen der sogenannten „Eingeborenen“ gewesen, weil im Unterschied zu den Kulturen der Griechen, Römer und des vorderen Orients überhaupt kein Austausch, wie z.B. über die Araber bzw. die hohe Kultur der Mauren stattfinden konnte. Aber das ist ein anderes Kapitel. Und Bücher und neue Mittel der Kommunikation ein weiteres. Hier könnte man sich für den Rest des Lebens vertiefen.
Herzlich grüßt dich Gil.
Nicht alle amerikanischen Kulturen waren Schriftkulturen. Aber immerhin: auch von den Maye-Codices ist kaum etwas erhalten geblieben.
Von den ungeheuren Verlusten bei der antiken Literatur, verursacht durch den antiheidnischen Furor der Christen, habe ich ja schonmal geschrieben.
Von den ungeheuren Verlusten bei der antiken Literatur, verursacht durch den antiheidnischen Furor der Christen, habe ich ja schonmal geschrieben.
"Der Nachwelt eine öffentliche Bibliothek zu hinterlassen, das war damals ein Akt von Kultur. Und heute?"
Dafür zu sorgen, dass Menschen überhaupt Wissensdurst entwickeln, neugierig bleiben, Dinge verstehen und durchschauen wollen, sich mit anderen "Wissenden" austauschen (also Wissenschaft betreiben), das tut gerade heute wieder Not.
Ob die Kommunikation dabei in Druckform, als Morsezeichen oder per Vortrag erfolgt, ist m.E. sekundär.
Jedenfalls habe ich mit dieser Meditation einiges Neues gelernt.
vG
Eiskimo
Dafür zu sorgen, dass Menschen überhaupt Wissensdurst entwickeln, neugierig bleiben, Dinge verstehen und durchschauen wollen, sich mit anderen "Wissenden" austauschen (also Wissenschaft betreiben), das tut gerade heute wieder Not.
Ob die Kommunikation dabei in Druckform, als Morsezeichen oder per Vortrag erfolgt, ist m.E. sekundär.
Jedenfalls habe ich mit dieser Meditation einiges Neues gelernt.
vG
Eiskimo
Als Erzieher zum Bücherlesen bin ich, ich muß es sagen, weitgehend gescheitert. Gegen den Trend habe ich vergeblich gekämpft.
Natürlich, es muß über die Motivation gehen.
Eine Anekdote:
Vertretungsstunde. Ich habe den Inhalt von R. L. Stevensons "Der Flaschenteufel" erzählt, bin aber nicht bis zum Ende gekommen, weil es läutete. Ende der Stunde. Empörung. "Das können Sie doch nicht machen, jetzt wegzugehen!"
Das Buch lesen, habe ich empfohlen.
Vier Wochen später Vertretungsstunde in derselben Klasse. Sie wollten die Fortsetzung der Geschichte hören. Kein einziger hatte sie inzwischen gelesen.
Zum Haareraufen.
Natürlich, es muß über die Motivation gehen.
Eine Anekdote:
Vertretungsstunde. Ich habe den Inhalt von R. L. Stevensons "Der Flaschenteufel" erzählt, bin aber nicht bis zum Ende gekommen, weil es läutete. Ende der Stunde. Empörung. "Das können Sie doch nicht machen, jetzt wegzugehen!"
Das Buch lesen, habe ich empfohlen.
Vier Wochen später Vertretungsstunde in derselben Klasse. Sie wollten die Fortsetzung der Geschichte hören. Kein einziger hatte sie inzwischen gelesen.
Zum Haareraufen.
@Graeculus: "Vertretungsstunde. Ich habe den Inhalt von R. L. Stevensons "Der Flaschenteufel" erzählt, bin aber nicht bis zum Ende gekommen, weil es läutete. Ende der Stunde. Empörung. "Das können Sie doch nicht machen, jetzt wegzugehen!"
Das Buch lesen, habe ich empfohlen.
Vier Wochen später Vertretungsstunde in derselben Klasse. Sie wollten die Fortsetzung der Geschichte hören. Kein einziger hatte sie inzwischen gelesen.
Zum Haareraufen."
Meine väterliche Großmutter Emilie Wallentin, geborene Grasser war Märchenerzählerin. Sie konnte Märchen auswendig und erzählte sie uns Enkeln. Wenn ich das Märchenfragment "Das Wasser des Lebens" schrieb, dann wegen ihr, Grimms und Bechstein. Ein Märchenerzähler ist für seine Zuhörer ein Vermittler zwischen Himmel und Erde, zwischen Jenseits und Diesseits. Du toppst jedes TV-Gerät, jedes Kino, jedes Theater und praktisch jeden Gott, weil Du in der Tradition der Schamanen als Erzähler stehst, dem gesprochenen Wort. Niemand will lesen, solange aus deinem Mund Welten entstehen.
Das Buch lesen, habe ich empfohlen.
Vier Wochen später Vertretungsstunde in derselben Klasse. Sie wollten die Fortsetzung der Geschichte hören. Kein einziger hatte sie inzwischen gelesen.
Zum Haareraufen."
Meine väterliche Großmutter Emilie Wallentin, geborene Grasser war Märchenerzählerin. Sie konnte Märchen auswendig und erzählte sie uns Enkeln. Wenn ich das Märchenfragment "Das Wasser des Lebens" schrieb, dann wegen ihr, Grimms und Bechstein. Ein Märchenerzähler ist für seine Zuhörer ein Vermittler zwischen Himmel und Erde, zwischen Jenseits und Diesseits. Du toppst jedes TV-Gerät, jedes Kino, jedes Theater und praktisch jeden Gott, weil Du in der Tradition der Schamanen als Erzähler stehst, dem gesprochenen Wort. Niemand will lesen, solange aus deinem Mund Welten entstehen.
Antwort geändert am 22.01.2020 um 21:40 Uhr
Ich möchte gern nach der Einäscherung in meinem Laptop beigesetzt werden.
Und ich in meinem alten Standgerät.
Asche über meinen Laptop & mein Smartphone!
Das werden sie als Kulturschande empfinden, sofern das Gerät noch relativ neu ist.
Das werden sie als Kulturschande empfinden, sofern das Gerät noch relativ neu ist.
Bücher bzw. schriftliche Aufzeichnungen gibt es seit Jahrtausenden und wird es in auch in Jahrtausenden noch geben.
Ohne Rücksicht darauf, dass es dann schon lange keine Menschenheit mehr gibt
TT
Ohne Rücksicht darauf, dass es dann schon lange keine Menschenheit mehr gibt
TT
Dann können wir nur darauf hoffen, daß Aliens unseren Planeten entdecken, die Bücher lesen und (a) sich wundern oder (b) begeistert sind. Tippe auf (a).
Lieber Graeculus, du bist ein liebenswerter Anwalt der Buchkultur, von dem ich immer wieder lernen kann. Wer sich den sinnlichen Genuss des Umgangs mit Büchern nicht vorstellen kann, dem empfehle ich meine Besprechung von Alberto Manguel: "Eine Geschichte des Lesens" hier bei kV.
Beste Grüße
Ekki
Beste Grüße
Ekki
Ein (zunehmend melancholischer) Anwalt der Buchkultur, das bin ich wohl.
Vor 100 Jahren hätte ich sicher das Pferd gegen das Auto verteidigt.
Deine Manguel-Besprechung werde ich mal suchen und mir durchlesen.
Gruß von
Wolfgang
Vor 100 Jahren hätte ich sicher das Pferd gegen das Auto verteidigt.
Deine Manguel-Besprechung werde ich mal suchen und mir durchlesen.
Gruß von
Wolfgang