Hekate - Seiltanz überm Abgrund

Predigt zum Thema Zauberei

von  LotharAtzert

Wenn einer auf dem Seil über den Abgrund balanciert, macht er die Waage/Venus zum Zeichen. Die Ausgewogenheit des Schicksals soll sich im alltäglichen Leben zeigen und nicht, sich in einer waghalsigen Fertigkeit verliered, zur Schau gestellt werden.

Nach diesem verweigerten Prinzip funktioniert heute alles, oder doch über 90%, nur noch aus den Zeichen des Verdrängten.
Und der es zur Sprache bringt, wird am besten gleich mit verdrängt.

 

Als ich eben aus dem Garten in die Wohnung zurück kehrte um das geerntete Kraut zu sortieren, entsprang diesem eine Spinne, die der jadegrünen Farbe der Blätter des Krautes aufs genaueste entsprach: Mimikri, die perfekte Tarnung. Ich lotste sie darauf mit einem Stengel, auf den sie bereitwillig kletterte und wir gingen zum Fenster. Wobei sie sich unterwegs fallen ließ, doch das heißt ja, wie bei den meisten Spinnen nur, daß sie am gut verklebten Faden hing. Ich schüttelte, jetzt mit dem Arm schon außerhalb des Zimmers im ersten Stock das Stengelchen heftig hin und her, doch Faden mit Spinne hingen weiterhin daran. So nahm ich schließlich den Zeigefinger der freien Hand und streifte durch den Faden. Jetzt hingen sie an diesem, und fiel nicht, wie beabsichtigt, in ein kleines Blumenbeet vor dem Haus. Also fuhr ich mit dem Finger an die Hauswand und jetzt hing die kleine grüne Spinne tasächlich an der weissen Wand zwischen Parterre und erstem Stock. Jetzt konnte ich das Fenster schließen und mich wieder dem Kraut widmen.

 

Krauts nannten uns die Amis im 2. Weltkrieg. … Da durchfuhr es mich plötzlich: Sie, die zuvor perfekt getarn war, wurde mit einem mal weithin für scharfe Auge hungriger Mägen sichtbar und das konnte den Tod für sie bedeuten. Ich, als Verursacher des Dramas, (-auch die kleinsten Lebewesen wesen wie wir) rannte nochmal zum Fenster und schaute, ob sie noch hing … konnte sie aber nirgends entdecken. Vielleicht hat sie sich schnell abgeseilt.

… ich seil‘ mich ab … Dann wird die Gerettete jene fressen, die durch mein unbewußtes Eingreifen fast gerettet worden wären. Also Karma ist schon ein riesen Ding. Wie gut, daß über allem Sein der Seienden die Himmelsordnug ewig wacht, der Saturn, die Zeit, das Alter … ( - die Christen sollen halt ein „Gott zeigt sich im Saturn als jenen, der dem Sein Ordnung gibt, lesen.“ Da bin ich nicht kleinlich).

 

Die Seilschaften – ein weiteres Zeichen der Ursprungslosen. Sie müssen beklettern ohne Not und ihre Dürftigkeit des Besteigens hinterlassen – dem Bestiegenen, besser noch Bezwungenen, ihre Spuren als Zeichen hinterlassen.

 

Ja wenn ich Lehrer geworden wäre … ich käme morgens mit der Denkpeitsche zum Lagerplatz der Schläfrigen … (Der Schreibsklave hat Mars in 7 in der Jungfrau, den Merkur in 12 J)

Wie heißt es im Dzogchen so treffend: „Sporne das Pferd der Bewußtheit mit der Peitsche des Gegenwärtigseins an“.

Ein Besuch der Hekate, Wächterin der Kreuzwege, hat immer und überall was magisches.



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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (01.10.22, 14:35)
https://urbanshit.de/phillipe-petit-balanciert-1974-illegal-auf-einem-drahtseil-zwischen-den-new-yorker-twin-towers/

---ein seiltänzer par excellence
voll waghalsig mit top balance!

<3 liche grüße
henning

 LotharAtzert meinte dazu am 02.10.22 um 15:36:
Früher da hüpften wir über das Seil,
- nicht so gefährlich, doch ebenso geil!

<3 liche Dankesgrüße
Lothar

 Graeculus (01.10.22, 15:13)
I am hanging in the balance of the reality of man
Like every sparrow falling, like every grain of sand.

(Bob Dylan: Grain of Sand)

Das geht uns allen so, aber nur die Spinnen machen es sich zum Lebensprinzip. Spinnen beobachten und darüber nachdenken, das hat etwas. Mit den Eingriffen in ihr Leben sollten wir, wie Du schreibst, vorsichtig sein.

 LotharAtzert antwortete darauf am 01.10.22 um 15:55:
Übersetzung:
Ich hänge in der Waage der Realität des Menschen
Wie jeder fallende Spatz, wie jedes Sandkorn.
Dylan kannte Döbereiner nicht. Die Waage (ballance, Causa formalis) ist das erste Zeichen des Himmels. Wir (an der Realität) Hängenden hängen noch an der Jungfrau (Vernunft).

 Graeculus schrieb daraufhin am 01.10.22 um 16:01:
Dylan kennt Döbereiner nicht, wohl aber die Bibel; dort findet man etwas darüber, daß Gott jeden fallenden Spatz kennt, jedes Sandkorn und sogar jedes Haar auf unserem Haupt. Müßte die Stelle jetzt nachsehen.

Antwort geändert am 01.10.2022 um 16:02 Uhr

 LotharAtzert äußerte darauf am 01.10.22 um 22:00:
Ja da finde ich das Wort "Realität" etwas unglücklich. Der Begriff ist jünger als die Bibel - und der Zodiak (wg. Waage) älter.

So hab ich wenigstens das Haar in der Suppe gefunden.

 LotharAtzert ergänzte dazu am 02.10.22 um 15:38:
Ja wars das schon?
Sorry, daß ich nicht so ergiebig bin, wie Taina.

 Regina (01.10.22, 20:58)
Ein Kreuz ist es nur mit der Kreuzspinne. Mit Mr. Kraut meinen die Amis das Sauerkraut. Franzosen und Russen kochen das auch, aber die Deutschen haben dieses Image. Ich für meinen Teil finde es eher positiv, dass du nicht Lehrer geworden bist, da sind die Schüler doch vor Unterricht im Kraut-und-Rüben-Stil bewahrt worden.

 LotharAtzert meinte dazu am 01.10.22 um 22:31:
No dann ist ja alles gut, Gina
Du für deinen Teil - hoffentlich doch nur in Teilzeit :D

Alle Achtfüßler sind Pluto/Skorpion bzw das achte (Todes-) Haus, der Formgrund des Geistes (-die Vorstellung).

Dem Wetterauer und Nachfahre der Chatten ist der Kraut-und-Rüben-Stil gleich Heimatverbundenheit. Das Heim, das Empfinden, der Mond, der Krebs.
Es lebe die Kartoffel, die Scholle, es lebe das Leben.
OM AH HUNG
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