Das Loch

Man sagt, dass es tief ist. Ich strecke meinen Arm hinein. Ein Loch, dunkel, man sieht nichts. Wenn ich einsteige, wird es mir ergehen wie den anderen. So erzählen es die Alten, die mich gewarnt haben und längst gestorben sind. Ich passe sowieso nicht hinein, bin viel zu korpulent. Ein Kind wäre klein genug. Aber wer würde ein Kind dort hineinschicken? Ein Hund! Ich rufe nach einem Hund, an der Leine bitte! Bald schon höre ich Bellen.

So viel Trubel um mich herum, sie alle ahnen Großartiges, ich habe Zweifel. Der Hund ist ein Teckel. Er knurrt mich an, oder gilt sein Knurren diesem Loch, diesem Dunkel? Teckel jagen Füchse, dort drin ist aber gewiss kein Fuchs. Ich nehme ihn hoch, den Hund, jetzt leckt er meine Hand. Mir galt also sein Knurren nicht. Ich bin erleichtert. Die Leute, die bisher um mich herum riefen, schrien und diskutierten, sie sind ganz still.

Ich stecke vorsichtig den Hundekopf ins Loch, der Hund wird unruhig in meinen Händen. Einen Moment denke ich, er will dort nicht hinein. Doch dann zieht er, wird immer unruhiger, er windet sich aus meinem Griff, jault, klettert hinein, ist im Nu verschwunden. Die Meute um mich herum, gerade noch mucksmäuschenstill, sie klatscht, redet wild durcheinander, als würde gerade ein Wunder geschehen. Ich halte die Leine. Wie lang ist sie? Jemand ruft Zehn Meter. Da kann er weit laufen, das reicht allemal. Aber der Hund bellt, zieht an der Leine, dann spannt sie, ist zu Ende. Ich höre ihn bellen. Was hat er? Die Leute verstummen, ich lasse die Leine los, das Bellen des Hundes wird leiser, ferner. Dann kommt nichts mehr.

Die Leute gehen nach Hause. Abendbrotzeit! Ich werde noch ein Weilchen hier sitzenbleiben. Allein. Und warten.