Grillabend

Kräuterbaguettes, Nackensteaks im Paprikamarinadenbeutel, Basis-Kartoffelsalat mit Creme Fraiche verfeinert, Rostbratwurst im Sechserpack, zwei Tüten Grillbriketts.

Vor mir an der Discounterkasse stehen zwei Frauen - augenscheinlich Mutter und Tochter. Der Abend soll warm und trocken werden. 

Zeit, den Grill anzumachen. Die Familie, nah und fern, einzuladen. Vielleicht ein Likörchen zu trinken. 

Die Wartenden rücken nur langsam voran, ich schaue mir die beiden Langeweile bedingt an. 

Die Tochter, Anfang Dreißig, ist auffällig unauffallend und in einer Menschenmasse nahezu unsichtbar. 

Mama hingegen hat ihre schöne Print-Bluse mit Glittersteinchen von Bonita oder dem Wochenmarkt angezogen. Zur Feier des Tages - auch das Einkaufen für den geselligen Abend wird schon mit Vorfreude zelebriert - ist die gute Handtasche im Einsatz. Sie ist ohne Fleck und ohne Fehl. Gegensätzlich zur Besitzerin: Zornesfalten, Tränensäcke und ein grauer Ansatz im Haar und Damenbart. 

"Wie ein richtiger Bauerntrampel. Ein von oben bis unten gut abgeschrubbter, emsig bemühter Bauerntrampel mit ein bisschen Geschmack."

Unfair. 

Wie werde ich wahrgenommen?

Will ich wahrgenommen werden?

64,61€. 

Ein Hundert Euro Schein wird aus dem speckigen Portmonee mit Bild der Enkelkinder über die Kasse gereicht. 

Sie backt sicherlich einen weltklasse Frankfurter Kranz. Hat immer ein offenes Ohr für die Familie. Kümmert sich um die altersschwache Nachbarin. Ist sicherlich ein guter Mensch.

Während die beiden den Laden verlassen, wünsche ich ihnen in Gedanken einen tollen Abend. 

Ich wäre gerne eingeladen.