Alle 455 Texte von Irma

Ich trenne mich nur schwer von allem Alten und lasse das Vergangene nicht los, versuche weiter daran festzuhalten. Ich schüttle mich bei jedem harten Stoß der Winde - steh doch bald im frostig-kalten Novemberlicht, ganz ungeschützt und bloß....

Grell-bunte Pareos flattern, wehen kokosluftig herüber. Sanft schaukelnde Matratze unter einem wolkenlosen Himmel, sonnengebräunt im Warmton der Augengläser. Schläfrig senkt er sich nieder auf meinem Nasenrücken, trifft...

In meiner Zimmerecke stand einmal ein Bücher-Turm, darinnen hauste ein dicker und höchst gefräß’ger Wurm. Er fraß sich satt durch alles - rauf, runter und auch quer, ob Goethe oder Schiller, gar nichts war ihm zu...

Im Straßennass liegt rotes Licht. Gelb blinkt hektisch, Leute stehen dicht beim Ränzlein und die Räder drehen langsam rund. Kein Blau in Sicht. Verkehrsstillstand. Der Fahrer bricht zusammen, kann es selbst nicht recht verstehen: Viel zu spät...

Rasant radelt Ron eine Rallye im Bergmassiv von seiner Ellie. Als plötzlich die Luft raus, da steuert er gradaus zum Blasen nach Silicon Valley.

Zwei Knaben fahren Bus die Nacht, ein Mann steigt ein, so gegen acht. Der eine bringt ihn um die Ecke, der andre bringt ihn gleich zur Strecke.

Warum? Ach du, was weiß denn ich. Ich kenne dich im Grunde nicht, erkenne mich auch selber kaum mehr wieder. Ich verehre dich, begehre dich, verzehre mich vor Liebe - wehre, wehre mich vergeblich; es verschwindet nicht. Du bist, du bleibst...

Der fleißigen Berta aus Leegen fehlt Platz, um sich frei zu bewegen. Sie schlüpft, lang gehegt, am Zaun raus und legt erregt ihre Eier im Regen.

Ganz still lag sie für viele Stunden. Er quälte sie mit harten Hieben. Die Hände waren ihr gebunden. Ihr Körper schmerzte so zerschunden. Nachher hat er ihn eingerieben. Ganz still lag sie für viele Stunden. Am liebsten...

Mein Herz vergrub ich einst am Rand des Salzsees ellentief im Sand. Und doch hast du es gleich gefunden. Du nahmst es kurz in deine Hand; schon sprang es und hüpfte ganz schnell für Sekunden, schlug heftige Wellen - versank leise und nun ruht...

Rätselhaft erscheinen ihre Züge, ernsthaft, unergründlich. Schicht um Schicht legen sich Schattierungen als trüge- risches Lächeln in ihr Angesicht. Das berühmte Bildnis ward bis dato niemals so gekonnt wie hier...

VIER.E.R. Vier Menschen sind drei viertel vier verabredet zu einem Bier. Den einen hat das arg verwirrt. Er hat sich in der Zeit geirrt und ist verspätet eingetroffen. Drei haben schon vier Bier gesoffen. FÜNF.E.R. Fünf Menschen rechnen mit...

Wahrscheinlich staunst du jetzt nicht schlecht. Wer ist dir da ins Netz gegangen? Du wolltest einen tollen Hecht. Stattdessen hast du mich gefangen. Womöglich wirfst du mich gleich fort, in hohem Bogen über Bord; ich bin ein kleiner...

Wir schaufeln uns den Schnee von gestern auf die Haut, voll altem Winterweh, durch das ein Morgen graut mit dem, was nicht verwunden und noch verletzend ist. In langen Dunkelstunden dringt Frost ins Herz und frisst dort Wörterspalten. - Eis...

Sie hat ihm die Beine weggehauen. Nun steht ihm das Wasser bis zum Hals. Da bekommt sie kalte Füße.

Zwei Knaben ziehen Hemden an, sofort lacht da ein jedermann. Denn reichlich lang ragt einer raus, der andre sieht kurz: ärmlich aus.

Das Feuer brennt heiß, treibt mich an, nun zu starten, nachdem dich mein Keplersches Auge erblickt. Ich will bei dir landen, kann`s kaum mehr erwarten, als forscher Entdecker von Neuland geschickt die Hügel und Höhlen und dich zu...

Sie ist ihm auf den Leim gegangen. Gerade als sie ganz fest an ihm hing, löste er blitzschnell die Verbindung. Und bekam von ihr eine geklebt.

Weine um ein kleines Wesen, das nicht ist, das nie gewesen, das nicht sein wird - und doch bleibt. Bis am Ende meiner Tage der Jahre Wechsel diese Frage

Da stehst du, Sankt Niklaus aus Myra, Gelüste-Erwecker und -Schürer. Den Mantel lass fallen, zeig köstlich dich allen, du schokobraun-süßer Verführer!

Zwei Knaben dichten angespornt vom Wettbewerb. Es klappt verhornt beim einen nur. Der schaut beglückt, der andre ward verlimerückt.

In Bern haart der Bernd, Dalmatiner. Harrt aus, macht für Wiener brav Diener. Doch gibt ’s nur a Bürschtl anstelle der Würschtl, dann dient er nicht hart, der Schlawiner.

Im Ohrensessel sitzt sie, zupft das Futter raus, die Federn liegen schon frei. Sie puhlt und reißt und rupft, dann lässt sie das Gewölle fliegen. Der Schonbezug wird nicht geschont. Die krummen Finger kratzen, bohren sich...

Früher haben wir uns verstanden, ohne viele Worte. Heute reden wir viel und verstehen uns nicht mehr. Was haben wir uns denn noch zu sagen?

Er hat sich verrechnet. Sie kann sehr wohl eins und eins zusammenzählen. Nun bekommt er die Quittung.

Es ging dir monatelang schlecht. Der Mund blieb dabei fest verschlossen. Dann, irgendwann, ist Blut geflossen. Jetzt geht es schnell! Presst du zu Recht so heftig? - Da! Rasch abgeschnürt und mit der Klinge, gut gewetzt, ein scharfer...

In der Fußgängerzone haben wir uns breit gemacht. Mit krummem Rücken und müden Augen seht ihr uns am Boden. Mit zahnlosem Mund und krächzender Stimme singen wir für euch. Gebt uns ein paar Silberstücke, bevor ihr flüchtet! Wir lassen uns...

Was ich in dir sah, Du wirfst mein Bild war verkehrt nur kalt herum. zurück.

Der Hahn kräht dreimal, es wird langsam heller. Er wird sie bald verraten: Sie rennt schneller. Die fette Katze schleicht zurück durchs Feld vom Nachtgang und der alte Hofhund bellt ihr heiser hinterher „Los, komm zurück! Die Kette lässt...

Du strichst mir abends über meine blassen Wangen, setztest mich auf deinen Schoß, liebkostest mich: „Mein Schatz, du bist schon groß genug, um auf die Kleinen aufzupassen. Ich hab das Fernsehn für euch angelassen. Hier ist noch etwas Toast....

Sie stakste unschuldig-naiv auf Stöckelschuhen. Niemand ahnte, wie sie ihren Aufstieg plante. Sie wollte ganz nach oben, schlief sich bis zur Chefetage hoch, um sich gewieft den Boss zu krallen. Als der dann schließlich vor ihr kroch, ließ sie...

Karl, Kardiologe aus Herzsprung, raubt Mädchen die Herzen, noch blutjung. Die herzlose Hilde führt Böses im Schilde, bricht seins dafür ohne Betäubung.

Wir waren noch Kinder. Ein Zauber verband uns eng miteinander. Ein Märchen, wie wahr! Wir gingen zusammen durch jede Gefahr und hielten das Glück scheinbar fest in der Hand. Die Spur leuchtet hinter uns mondhell im Wald, doch finden wir...

Im Maul einer Kröte, da klebte ein spanisches Flieglein. Es lebte im feucht-warm’ Milieu, sanft kitzelnd - „Mon Dieu!“ - den Gaumen, der freudvoll erbebte.

Herr Ohaus mit Häuschen in Derben würd gern seine Nichte enterben. Sie kam in sein Haus, warf Onkelchen raus. Herr O. soll im Heim einsam sterben.

Es lag klar auf der Hand. Zwar schien es kostbar, schwer, vielleicht sogar als wär da noch ein Stückchen mehr. Doch alles, was ich fand, war Tand. - Verstand ich ’s auch: Mein Herz blieb leer.

Zwei Streicher schmieren Butterbrot streichzart, bevor die Probe droht. Den einen reizt der Aufstrich mehr, den andern wurmt der Abstrich sehr.

Der dünne Mond scheint seltsam blass und fahl, von der Oblate fehlt ein sattes Stück. Bald breitet sich das Nachttuch übers Tal, doch hell gießt Rotwein sich in Wolkenlük- ken über einer Bergwelt, karg und kahl. Am...

Dezember haucht das letzte Jahr-Wort auf so stille Winter-Welt, treibt die wilde Flockenherde dicht gedrängt ins weite Feld. Wie verlassen liegt das Dorf heut, ruhig schläft umringt der See, einsam ragt der Kirchturmzipfel, weiß...

Zwei Knaben schneiden Verse zu, mit Wörtern ausstaffiert im Nu. Beim einen soll es kleidsam, fein, beim andren anzüglich mehr sein.

Schweigend stehe ich vor dir, Gänseblümchen in der Hand, und Herr Fuchs, dein Kuscheltier, reist mit dir ins Märchenland. Sorgsam löse ich das Band von dem feingewebten Leinen- säckchen, streue Sommerstrand in den Wind. Ich kann nicht...

Am Fenster lehnt sie im Quartier des Halles, schwingt lässig ihre grünen Nylon-Beine, bis Nestor, Polizist in diesem Fall, ihr Lude wird. Verliebt will er die Seine für sich allein. Verkleidet mit Moustache und Augenklappe macht er...

1) Ein besoffenes Kamel spuckt die Weisheit aus, sich doch ruhig auf eine Eheschließung einzulassen. Denn wer sich ordentlich einschleimt und der lästigen Familie forsch in den Hintern kriecht, setzt diese völlig außer...

Zwei Ärzte sollen beim Sezieren verlernen auch sich zu ge-Nieren. Dem einen ist es wohl ge-Lungen, der andre ist nie eingedrungen.

Wann Wann See Wann See Bad Wann See Bad Ende Wann See Bad Ende Ich Wann See Bad Ende Ich Endlich Wann See Bad Ende Ich Endlich Wieder Wann See Bad Ende Ich Endlich Wieder Seen Wann See Bad Ende Ich Endlich Wieder Seen Wannsee

Am Fenstersims klebt Taubenschiss. Das Glas durchzieht ein langer Riss. Die Krähe knackt sich eine Nuss. Schon wieder hält ein leerer Bus. Der Zeitungskiosk macht gleich Schluss. Ob du noch kommst, ist ungewiss.

Meine Haare färbe ich mir schwarz, Wangen und Lippen male ich rot. Ich weiß, dass mein Spiegel mich nicht belügt. Und dennoch möchte ich heute um alles in der Welt die Schönste sein, in deinen Augen.

Die Kinder erwarten dich voller Freude mit kurzer Sommerhose, knallbuntem Hemd und sonnenroter Nase. Sie lieben dich! - Und ich reiße mir mit einem kräftigen Ruck das letzte Kalenderblatt von meiner Herzscheide- wand und lache, lache über mich.

Der Masochist Marvin aus Weiden will alles, was weh tut, vermeiden. Er übt Schmerzversagen und quält sich mit Fragen wie: „Werd‘ ich beim Schmerzstillstand leiden?“

Zwei Räder rollen hinterher, vorn dran zu bleiben, das fällt schwer. Dem einen ist es noch gelungen, das andere ist abgesprungen.