Alle 640 Texte von GastIltis

Im Herbst verliert ihr den Charakter. Der sommerwilde Tanz wird fad. Nützt dem Galan denn sein gelackter, doch abgewetzter Sonntagsstaat? Ein jeder Tangoschritt wirkt trister, dein Antlitz, Fee, erscheint gegerbt, im Abgang seid ihr...

Du hast die Lust für uns erfunden. / Und ich den Krieg und auch das Leid. / Du kühlst den Schmerz und heilst die Wunden, / ich wandere stets meilenweit. / Wer hat das Geld-Für-Nichts-Syndrom? / Nur du Gudrun! / Du hast die Zärtlichkeit...

Fass mich nicht an, ich bin geschlechtlich! / Durchlebe gerade einen dunklen Prozess, / der alle Berührungen sofort rein rechtlich / verwandelt zum Post-Traumatik-Exzess. / Was heißt das jetzt biologisch-genetisch? / Es ist exegetisch...

Früher war es kein Verbrechen, irgendwen auf offner Straße anzurempeln / anzusprechen, weil es die* - noch gar nicht gab. Heute ist es ein Vergehen, gerade dich ins Herz zu schließen, weil ich dich mehr aus Versehen heimlich auserkoren hab....

Der Mensch will einen Berg besteigen. Der Berg indes hüllt sich in Schweigen. Der Mensch erhöht sein leichtes Wollen. Der Berg entzieht sich jedem Grollen. Der Mensch besinnt sich seiner Stärken. Der Berg scheint nichts davon zu merken. Der...

Der Unbefugte ist befugt, wenn keiner um die Ecke lugt. Lugt aber einer um die Ecke, macht den Befugten er zur Schnecke. Was strafbar ist und wird versucht, gilt meistens rechtlich als verrucht. Im Altertum ward viel verflucht. Das ist im...

Ich kann sie alle nicht und leiden sowieso. Seh ich mal kein Gesicht, dann bin ich beinah froh. Es wäre schon genug und reichte völlig aus, wär manches Mal der Spuk für immer außer Haus. Dabei bin ich an sich so gut wie neben bei, das heißt...

Draußen liegen unbeachtet Kilometer. Kilometer. Drin wird hin- und hergefrachtet, teils für gleich und teils für später. Innen werden Konditionen umverteilt und ausgehandelt, /   ganze Ãœberproduktionen dimensionsfrei abgewandelt. Vor dem Tor...

Der Wunderheiler lässt durch seinen / Medienberater erklären, / das Gemeinwohl der Menschheit / sei ihm letztendlich scheißegal. / Er könne sich des Gedankens / nicht hinreichend genug erwehren, / aber eigentlich wäre ihm der Kontakt /...

Sobald das Nordlicht uns die karge Gegend, Stadt, Land, Gewässer, Ufer, Luft erhellt, ist das uns, an der Nordmanntanne sägend, ein Zeichen, seht, es gibt sie noch, die Welt. Am Leuchtturm warten schon die ersten Schnitter auf den vertrauten...

In Amerika gibt’s Leute, die gern Flüssigasphalt trinken und am Ätna heiße Bräute, die mit Pech und Schwefel winken. Stets sieht man dort welche anstehn. - Daraus werden dann Gerippe. Viele holen sich vom Wegsehn oft den Tod, wenn nicht die...

Sie haben viel an mir verdient, die Winterkorn und Stadler. Wär ich doch bloß, wie früher noch, ein hoffnungsvoller Radler. Bat ich sie manchmal um Kulanz, vernahm ich ihr Bedauern. Doch wer nicht helfen will, mag ganz alleine weiter mauern.

Oft fehlt mir die Erinnerung. / Ich weiß jetzt auch warum. / Ich bin zu alt oder zu jung, / und manches Mal zu dumm. / Mein Denken flattert fort im Wind / wie Vögel, Blätter und / Papiere die so wertlos sind / wie Banknoten in Pfund. /...

Ich liebe sehr das Ur-Präzise / und kenn manch Lied und jeden Psalm. / Punkt vier sehn wir uns auf der Wiese, / da zähl ich mit dir Halm für Halm. / Tief seh ich dir in die Pupille. / Ist schwer gesagt und leicht getan. / Denn wo ein Weg...

*(mit zwei Zeilen von Friedrich Hölderlin) Geh aber nun und grüße* die Süßen und die Sauern. Noch tragen dich die Füße und treibt dich dein Bedauern. Geh aber nun und preise die Reifen und die Schönen. Beschwerlich ist die Reise, noch...

Das Drehmoment ist ein Moment, / das man vorm ersten Schluck erkennt. / Es wird durch die Bewegung kenntlich / und wer es weiß, erklärt verständlich: / Wenn man nun mehr als ein Objekt, / das ist etwas, was jeder checkt, / an einen Punkt...

Skurriles vom Land / Wenn die Enten quaken und die Gänse schnattern, / ist wieder mal Zeit, mich zu vergattern! / Und wenn Schafe blöken und die Ziegen meckern, / hör ich irgend was wie mit Rum bekleckern! / Wenn dann Pferde wiehern und...

Ich liebe sie, die Promiskusen. / Man muss nicht lächeln und nicht schmusen, / kein Händchenhalten, Kerzenschimmer, / wenn sie nicht will, die andre immer. / Es nickt der Kopf, es zuckt die Braue, / und hurtig rappelt’s in der Kaue. /...

Ich bin gelernter Wortverdreher / und schreibe Lieder und sonst nichts. / Ich frage alle Fraunversteher: / Seid ihr Propheten des Verzichts? / Ich bin besoldeter Beamter / und tue nichts, was man nicht soll. / Sagt man trotzdem: Idiot,...

Ich seh des Winters Rosengarten, des Frühlings eisverhangnen Glanz. Kann auf die Träume nicht mehr warten, ersehnen kaum der Nymphen Tanz. Der Herbst lässt noch den Sommer grüßen. Ich liebe ihn, bis ich vergeh. Er lässt mich alle Freuden...

Ich bitte dich beim nächsten Tanz / ganz herzlich um den Kosekans. / Du weißt, dass ich beim Tango dich / tangiert hab und zwar wesentlich. / Der Sinus war mir ach so dicht, / das war mehr Anspruch als Verzicht! / Und auch der Kosinus lag...

Wer nur den Wald aufschreibt und nicht die Bäume, der weiß nicht, wo ein Mensch bleibt. Und seine Träume. Er kann in Ästen nicht und nicht in Zweigen lesen, er könnte blättern, wenn er Blattwespen das Wesen von solch gestreiften Stück-...

A Klamotte / B Klamotte / C Klamotte / Viertens Stein / Hottentotte / Hottentotte / Hottentotte / Achtens Nein / D ne Flotte / E ne Flotte / F ne Flotte / Segel klar / Hugenotte / Hugenotte / Hugenotte / Purgatoire /

sollst auch leiden wenn ich leide / trage mit an dieser zeit / einen teil der ewigkeit / dulde leide für uns beide / bist scheint’s keine feste größe / doch für mich das große los / weniger als nur ein floß / mehr als tausend...

Ich bin als Leuchtturm in der Nacht des Glühwurms alter Vetter. Mein Licht wird an- und ausgemacht, egal, bei welchem Wetter. Die Wärme bin ich und das Licht, die Ruhe und das Leben. Doch wandern, wandern kann ich nicht, vermag nur Hoffnung...

Die Zeit ergreift zum letzten Mal / den Strohhalm biedrer Ehrbarkeit. / Dann sagt sie sich, ist scheißegal, / es ist doch schließlich meine Zeit. / Der Umgang, den sie bisher pflog, / heißt pflegte, wie sie sich verhielt, / als sie die...

Der Morgen lässt den Tag ein wenig warten. Er hüllt sich tief in Wolken und Verdruss. Dann schreibt er noch der Nacht zwei Ansichtskarten, und eine davon wirft er in den Fluss. Dann steht er da und staunt vor lauter Sehnen. Das haben ihm die...

Mönke sitzt in seiner Bude, / sieht hinaus aufs nahe Haff, / hat wie immer Amplitude / und ist sozusagen baff. / Sieht aufs Haff, wird baff und baffer, / peilt, ob draußen alles stimmt, / er ist Schiffer (oder Schaffer) / und der...

Der Zeigefinger von der Weidel macht mich vom Nabel bis zum Scheidel fast schon ein wenig pädophil, den Rest dann sowieso steril. Wer mit Extremitäten wedelt, der gilt (gefühlt) fast schon entschädelt, im Sinne, weil dem Hirnvolumen...

und irgendwo, beim Glanz der Sterne, / als jemand meinen Namen rief, / der Horizont hing scheinbar schief, / als selbst der raue Nordwind schlief, / da ging sie aus, die Dunstlaterne / und ich fiel fort und fiel so tief / die Nacht ist...

Ich liebe dich - so ungefähr, ich liebe dich - bis zum Erbrechen. Du meinst, wir sollten drüber sprechen? Warum denn nicht - doch hinterher. Schon ist das „Hinterher“ erreicht. Und eine Schwalbe macht noch keinen Juli. Was möchtest du -...

Ich zahle dir ein Element, du gibst mir dafür ein Phantom. Das ist gerechnet in Prozent mehr Geld als Widerstand in Ohm. Wenn man das aus dem Spannungsfeld von Wirklichkeit und Happy End herauslöst und dann registriert, merkt erst der Rest auf...

Was mag im Mondenscheine uns begegnen? / Das Licht es ist so fern, so sanft, so mild. / Die Sterne lassen ihre Taler regnen. / Und selbst der Mond verliebt sich in das Bild. / Der Mensch in seiner Einsamkeit verkümmert. / Die Obhut, die ihm...

Der Leuchtturm mag / die ferne Boje. / Erst blinzelt er, / dann blinzelt sie. / Der Leuchtturmwärter / in der Koje / spürt diese seltne / Harmonie. / Aus dunklem Grau / von Nebelwänden / versucht vom Turm / das Nebelhorn / der Boje...

Nun steht er da, der alte Knochen. Das Fleisch hat man ihm abgelöst. Es hätte auch nicht gut gerochen. Hohläugig steht er da und döst. Ein Anblick für extrem Gesunde, er wirkt doch reichlich abgewrackt. Früh klappert er ’ne halbe Stunde...

Dem Menschen bleibt es unbenommen, sich in ein Vogelhaus zurück zu ziehn. Dort kann mit Vögeln und mit frommen zum Beispiel Sprüchen oder Regeln er sich bewegen und bemühn. Bringt er mit Worten und Zitaten den Stahl zum Bersten oder Glühn,...

Man sieht den Wald vor Häusern nicht / und die Alleen nicht vor Fabriken. / Die Algen streben an Fassaden / in Chlorophyll gehaucht zum Licht. / Wenn von Balkonen zu Balkonen / sich grüne Balustraden winden; / der Traum, im Zauberwald zu...

Ich fass dir kurz mal unters Leder. Du siehst es locker: „Untern Schuh?“ Das wär ein Fall, ent- oder weder, der andre käme noch hinzu. Und der wär echtes Nappa: Ziege. „Wie, du bist imitatberockt, und ahnst es nicht, worauf ich...

Du spürst nicht, wenn ich dich umschwirre, / so wie ein Falter, den das Licht / verbrennen wird. Mich macht es irre. / Du bist das Licht und ahnst es nicht. / Dich stört nicht, wenn ich von dir reise, / so wie ein Tag, der von der Zeit /...

Die Muse hat mit ihrem Fächer, vielleicht auch einer sanften Schwinge, dem Duft des Weines aus dem Becher, der wie in Weben sich verfinge, versucht, mich schwebend zu berühren. Ach, wär ich nicht am falschen Orte, an öder Stätte blinder...

Lasst, liebe Kinder, euch niemals vom Staat beim Geschlechtsverkehr ertappen! Er müsste sonst in der Tat in euren Führungslappen einen Eintrag deplatzieren. Ihr kämt nicht aus dem Stieren, und müsstet soviel berappen, ihr würdet alles...

Farben spür ich mit Entsetzen; allem Guten fehlt die Bleibe. Nachts seh ich die Bösen hetzen, nur weil ich Gedichte schreibe. Schlimmer als den Leu zu wecken, sind die Verse über Zahlen. Weil sie sich unendlich strecken, wie das Thema freie...

Einsam auf dem weiten Meer, über mir die Sterne, fahre ich als Irgendwer. Ringsum nichts als Ferne. Treibe zeitlos mit dem Wind, grüße Wetter, Wellen. Dort, wo dann das Nichts beginnt, wird mein Boot zerschellen.

Das Leben ist ein andermal. Nur wann, das weiß noch keiner. Falls umgekehrt proportional, dann ein paar Nummern kleiner. Die Liebe findet anderswo. Und wenn, dann muss man wollen. Am besten ist geteilt durch zwo als Schöpfung aus dem Vollen....

es ist das selten-spröde Glück, dem man sich anvertrauen kann, wenn es kein Vor noch ein Zurück zu geben scheint vom Irgendwann wenn es kein Hin gibt und kein Her und kein verblassendes Vielleicht, nur ein besetztes Vielvielmehr und ein...

Sag mal, Flinte, bist du heute oder immer mehr latent, und verteilst unter die Leute du dein Pulver so patent? Hat zum Abschluss der Sondierung Frieden als Begriff gefehlt? Fortschritt, Fantasie, Regierung wurden lang und breit gequält. Reiche...

(nach einem Gedicht von Felix Dörmann) Ich meide die dicken bequemen Kartoffeln. Sie machen bloß dumm. Verachte, was andere nehmen und seh mich danach nicht mal um. Ich meide die Landpomeranzen, wie Kürbis gezüchtet auf Mist, und andre...

Es ist traurig, trostlos, bitter, dass von Zweien oft ein Dritter feld, halt: fiel, nein: hat gehangen, den man gar nicht eingefangen. Andrerseits lebt man in Witten- berg in Angst um jeden Dritten, weil man mitten von zwei beiden keinen kennt,...

Ich blase Trübsal, du die Flöte, schon haben wir ein Streichquartett. Du streichst den Mahler, ich von Goethe, so sind wir lyrisch voll komplett. Wir pfeifen auf ein Land wie Bremen, umjubeln Kölln an Rhein und Spree. Wir geben nichts. Will...

Montag kommen die Migranten, Dienstag dann schon die Mutanten, Mittwoch Riesenschwärme Mücken, danach Heim- und andre Tücken. Freitag kotzt der Clan der Satten armen Fans in die Rabatten, eine Form der Bio-Düngung oder Anti-Age-Verjüngung....