Die Favoriten von Tintenklexe

Komm, Freund Hypnos, und schließe meine müden Lider, lockere die schweren Glieder, entführe mich in Stunden tiefen Vergessens oder ins Land leichter Träume, ganz, wie es dir beliebt. Du kennst mich und weißt, dass ich...

Suche nach dem, was du noch nicht gedacht oder gefühlt hast. Der Hang zur Selbstbestätigung durch Gewohntes bedeutet Stillstand.

Mag sein ... Mag sein ich bin nicht mehr so jung an Jahren, nicht der Apoll mehr meiner Jugendzeit, dass Lebensspuren sich im Antlitz scharen und dass das Lebensende nicht mehr weit. Mag sein, dass dieses Grau in meinen Haaren wie Asche meines...

Zitronenfalter 2007 Im letzten Herbst da dacht’ ich nicht, daß er noch einmal wiederkehrt. Jedoch im hellen Frühjahrslicht wurd’ ich des Besseren belehrt. In der warmen Märzensonne und den lauen Frühlingswinden sah ich...

Panta rhei (frei nach Rilke) Auch ich - ich fühle manchmal diese Stäbe und sehe hinter Stäben keine Welt. Mir ist, als ob es kein Entrinnen gäbe, als wär’ mein Urteil lange schon gefällt. Ich fühl’, mir...

Wenn der Lärm der Straße verrauscht, das Staccato der Massenmedien für eine Weile verebbt, der geschäftige Wind des Tages sich legt, ist deine Zeit gekommen, tiefe Quelle neuer Kraft. Mein Herz schlägt langsamer, mein...

Selbstbestimmt Nicht ihr bestimmt mir meine Regeln. Nicht ihr entscheidet, wann ich glücklich bin. Ihr zwingt mich nicht zu einem Leben, das fremdbestimmt ist ... gegen jeden Sinn. Mein Seelenheil ist einzig meine Sache und das bestimmt mir...

Herbstseele So wie ein Höhepunkt mit all’ den bunten Farben, mit Früchten – süß von letzten, warmen Sonnentagen zieht jetzt der Herbst ins Land und Wehmut in die Seele. Denn all’ die Pracht läßt doch das Ende mich erahnen, wenn kühle...

Es war ein gutes Jahr Wenn ich’s bedenk - es war ein gutes Jahr! Der Frühling schenkte mir die frische Kraft und Lust für meine letzte Wanderschaft. Mir wurd’ das Ziel der Reise langsam klar. Doch war auch leise Wehmut mit dabei....

Friedwald Die Äste kahl zum Himmel aufgereckt, die Borke rissig, silbergrau verwittert, der starke Stamm vom Sturm geknickt, gesplittert, so liegt mein alter Freund jetzt hingestreckt. An seinem Stamm da hab’ ich oft gesessen, erfüllt...

Ich frage mich ... Woher kommt all’ der Hass und seine Kriege? Warum beugt sich der Mensch vor Macht und Geld? Weshalb zerstört man skrupellos die Welt? Lag die Gewalt schon mit uns in der Wiege? Es wird gesagt, dass nur wer kämpft...

Nächtlicher Kranichzug im Herbst Man hört den heis’ren Ruf von ferne schon lang’ bevor der Schwarm im Keil sich zeigt am Himmel wie ein Pfeil und südwärts zieht im Licht der Sterne. Wie Seelen auf der letzten Reise zieh’n Schatten hin...

Blättertraum Langsam fällt ein Blatt vom Baum so, als wär's der letzte Traum. Auch auf meinem Seelengrund liegen Blätter, viel und bunt Jedes Blatt, das mir geblieben, mit Erlebtem vollgeschrieben. Schönes ewig...

Erntezeit Das Jahr ist reif und trägt jetzt Frucht im Überfluss, es streut die Farbenpracht mit vollen Händen, bemüht sein großes Werk noch zu vollenden, bevor dem langen Schlaf dann Alles weichen muss. Schon deckt der...

Wolkenloser, blauer Himmel, lacht micht fröhlich an, die heiße Sonne küsst mir sanft das Angesicht. Lachend Stimmengewirr klingt an meine Ohren, und vor meinen Augen liegt er da, der kleine See. Ein lauer Wind streift über...

Deine Blätter schweigen Zeit in enge Trichter, Sandströme schmiegen sich wie zarter Duft an raue Kelche, sonnendurchglühtes Wogen gleich einem Wüstentanz – ein Heben und Senken der aufgeblätterten Stunden lässt...

Blume der Aphrodite, schwerelos schwebt dein schönes Haupt glutrot wie eine Fata Morgana über fein ziselierter geordneter Landschaft. Wenn die Leidenschaft aus deinen Blättern fließt, dann wird das Paar sub rosa sich Liebe schwören, erfüllt...

Mein Vater liebte die Freiheit, die nicht das Leben kostet. Wie sorgfältig hatte er alles bedacht, um sie für uns zu gewinnen. Er war ein Mann der Mitte. Nicht zu hoch und nicht zu tief, so sollte unsere Flucht sein. Doch ich wollte schon immer...

Wie froh war ich, endlich dort zu sein. Worte können Menschen schlimmer demütigen als Schläge und in einem Land ohne Sprache sollte es um die Menschenwürde besser bestellt sein, dachte ich. Ich war ja nicht so naiv anzunehmen, dass es in dem...

Eisig schweigt die Nacht im Zwielicht des Mondes. Klirrend funkeln Sternenlichter, Ornamenten gleich. Gehalten vom Dunkel flieht die Angst. Für einen Moment hält Frieden Einzug. Einen Lidschlag nur ist es zu spüren, kaum mehr als...

Du bist die Beständigste unter deinen Mutgeschwistern. Die Anmut erlischt nach der Selbstbespiegelung. Die Demut macht sich zu klein und wird verächtlich getreten. Der Hochmut kommt vor dem Fall. Der Gleichmut hat deine Wärme...

Da hat doch neulich einer eine sentimentale Geschichte über ein vergessenes Komma geschrieben. Unfassbar, statt sich meiner zu erinnern, der gewöhnlichen Beistriche zu gedenken. Die gehören auf einen Bierdeckel, damit sich der Gast...

Ich armer, kleiner, unscheinbarer Punkt werde oft übersehen. Dabei habe ich so viel zu erzählen: Meine Bedeutung wird immer wieder verkannt. Doch ich kann so gebieterisch wirken. Wenn zum Beispiel einer sagt: „Wer keine Fehler macht,...

Wenn Skylla und Charybdis drohen, lenk' ich mein Schifflein vorsichtig hindurch. Wenn die Sirenen singen, sind meine Ohren taub. Wenn einer reines Wasser trübt, will ich davon nicht trinken. Wenn der Kompass ausfällt, folge ich den...

Leicht ist Anmut, die alles Schwere vergessen lässt. Leichter ein Wollgrasflöckchen, das mit dem sanften Zephyr tanzt. Am leichtesten dein Lächeln, das durch den grauen Tag schwebt. © Ekkehart Mittelberg, November 2013

Wer jeder Versuchung widersteht, gilt als weise. Wer sich verführen lässt, hat Aussichten, es zu werden. Dezember 2013

Der Wille zur Veränderung fehlt. Das Ergebnis dieser fatalistischen Einstellung wird „Schicksal“ genannt. Dezember 2013

Ich möchte in einer Gesellschaft leben, die es ertragen kann, dass Glück tausendfach unterschiedlich definiert wird. Ekkehart Mittelberg, Dezember 2013

Ein gefallenes Blatt nimmt mehr Raum auf der Erde ein als der Mensch im Universum. Ekkehart Mittelberg, November 2013

Kalter Thymianduft betört die Wiesen, abgemähte Felder bilden gelbe Reih´ n, die Sonne streckt sich in den Süden, schläft im reifen roten Wein. Lavendelblau gebiert verholzte Triebe, die Luft zieht feucht und sickert in...

Stille, du sanfte Freundin der Nacht. Wenn du dich hernieder senkst und die schrillen Geräusche des Tages verschluckst, tauche ich in dich ein. Mein Puls und mein Herz schlagen langsamer, ich sammle mich und gewinne Kraft in deiner...

Der König der Tiere war des ewigen Herrschens müde und beschloss, sich an seinem Hofe mit einem Lyrikwettbewerb unterhalten zu lassen. Die Nachtigall, der Dachs, das Chamäleon und der Fuchs waren in die engere Auswahl gekommen und...

Vorbemerkung: Die neuen Lügengeschichten des Baron von Münchhausen (erzählt von Ekkehart Mittelberg) gehen frei mit Zeit und Raum um. Persönliche und namentliche Ähnlichkeiten sowie Übereinstimmungen mit lebenden...

Kennen Sie das Markgräfler Ländle mit seiner Perle Badenweiler? Zauberhaft idyllisch, bisschen provinziell. Friedrich Nietzsche, Thomas Mann, Hermann Hesse, Nehru und Indira Gandhi waren auch mal da, doch das ist lange her. Der Markgraf hat das...

Ich habe mit dem Beitrag „Postmoderne Literatur“ (2007) im Autorenweb bereits einen Überblick über diese Epoche gegeben. Im Folgenden beschreibe ich in einem überarbeiteten Text (Autorenweb 2009) wesentliche Merkmale...

Die mohnroten Segel (samtener Klang im weißen Licht) blühen nicht mehr – es bricht die Kapsel in meiner Hand das Leuchten erloschen ausgebrannt ich streue die schwarzen Körner auf ruhendes schweigendes Land

Hilde Domin [Das Gedicht als Gebrauchsartikel] Das Gedicht, selbstständig geworden, ist also eine Art Gegenstand, den Dritte ’brauchen’, das heißt: dessen sie bedürfen und dessen sie sich auch bedienen können. Man hat gesagt, dass das...

Hans Magnus Enzensberger: ins lesebuch für die oberstufe lies keine oden, mein sohn, lies die fahrpläne: sie sind genauer. roll die seekarten auf, eh es zu spät ist. sei wachsam, sing nicht. der tag kommt, wo sie wieder listen ans...

Der Tod: Deine Zeit ist abgelaufen. Ich komme, dich zu holen, mein Freund. Der Sterbende: Ich habe dich erwartet und bin bereit. Der Tod: Ich treffe nur selten jemanden, der nicht um eine Verlängerung seines Lebens kämpft und bereit ist...

Der große Bildhauer hatte besessen an seinem Werk gearbeitet. Es sollte Charis, die Göttin der Anmut, darstellen, und das war seine bisher größte Herausforderung. Jetzt hielt er erschöpft inne, um sein Opus einer...

Euch, ihr unbezwingbaren Kämpfer unter den Pflanzen, wird selten ein Dichterwort zuteil. Doch selbstbewusst mehret ihr euch in verschwenderischer Fülle zwischen meinen Rosen und nehmt den Schönen die Luft zum Leben. So muss ich...

1 Totgeschwiegene stehen mit Lärm wieder auf. 2 Ein Totensonntag und Allerseelen - 363 Tage fürs Vergessen. 3 Vergessene Tote sind mehrfach gestorben. 4 Liebevolle Erinnerung ist die schönste Totenurne. ©Ekkehart Mittelberg,...

1 Viele Aphorismen sind Irrlichter. Sie leuchten betörend, doch verführen zum Irrtum. 2 Aphorismen geht es nicht um Wahrheit, mit der Ausnahme, dass alle Dinge relativ sind. 3 Gute Aphorismen verkünden oft einseitige Meinungen. Wer würde...

Naturalismus Im Folgenden wird der Naturalismus insoweit beschrieben, wie das für die Gedichtinterpretation aufschlussreich ist. Dauer: Der Naturalismus als literarische Epoche dauerte von 1880-1900. Naturwissenschaften als Grundlage des...

Gottfried Benn [Kritik am sogenannten modernen Gedicht] Ich stelle mir (...) vor, Sie richten jetzt an mich die Frage, was ist eigentlich ein modernes Gedicht, wie sieht es aus, und darauf antworten werde ich mit negativen Ausführungen,...

1 Augenblicke, in die Netzhaut eingebrannt, verlieren ihre Flüchtigkeit. 2 Wer intensiv hinschaut, kann durchblicken. 3 Was ins Auge fällt, ist noch nicht durchschaut. 4 Wer offen hinschaut, kann einsehen. 5 Es gibt unterschiedliche Motive, den...

Leise bin ich, leise, leise, dieses Lied klingt nur im Kopf, klingt auf rätselhafte Weise richtig unter meinem Schopf und ich atme, singe, brumme seinen Untext vor mich hin, weil ich, wenn ich mal nicht summe, nur noch halb so spürbar bin und...

Berge werfen Schatten …….. schweigend bleibt das Echo stumm nur der Wald wirft leise Schattenlieder in den stillen Atem der in Bäumen schläft.

Tränenbenetzt ist deine Sternenwelt. Der Anfang war ein Weg durch ihren Glanz - und heb´ ich Eden aus dem Geröll von Steinen, die einst als Saum zur Nacht gelegt, dann werfe ich den ersten Satz in deine Gier, du Dunkelheit, um zu...

Von keinem gehört, in leisen, zarten Liedern, starb Orpheus in einer Nacht, die von Trauer überdacht, ein Falter, ganz im schwarzen Trauerflor, hob zitternd bleiche Flügel ins Dunkel empor. Gesänge klangen wie von Ferne...