Ordnung

Essay zum Thema Freude

von  LotharAtzert

Was den meisten Zeitgenossen abgeht, ist ein Ordnungsgefüge. Nicht irgendeines, sondern das, wonach sich die Unterordnungen richten.
Das Fehlen einer solchen im Bewußtsein führt beim Einzelnen dazu, daß er oder sie nicht nur herumrät, wie denn die Dinge zueinander passen könnten, sondern auch übergriffig davon ausgeht, daß entweder "so etwas" nicht existiert, oder zumindest noch nicht hinreichend erforscht sei, da man es sonst ja wüsste.
Wenn nun also einer auftaucht, der sagt, er lebe im Einklang mit dem Ordnungsgefüge, so unterstellt man ihm sofort Unlauterkeit, oder relativiert es, bis es in die Küchenschublade passt.

Eine Unterordnung ist zum Beispiel die Bedeutung eines Begriffes. Der darf nicht willkürlich sein, sonst führt es dazu, daß jeder Einzelne dem Begriff nach seinem Gusto eine Bedeutung gibt - und zuende wäre alle Übereinstimmung: Der Begreifer hat sich der Bedeutung des Begriffes unterzuordnen, um des Größeren Willens (-der Kunst). So ist es bei der Notenschrif: nur wer sich der Bedeutung beugt, spielt bei der Musikdarbietung den richtigen Ton zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.

Ordnung ist also nicht gleich Ordnung. Am Schönsten läßt sich das immer wieder in der Musik veranschaulichen. Um mitzuspielen im Abendland, muß ich den Kammerton A mit der feststehenden Schwingungszahl einhalten.  Doch nicht genug damit, ich muß den Bund oder den Punkt am Griffbrett meines Saiteninstrumentes exakt treffen, bei den Tasteninstrumenten sind es die Tasten, bei Flöten die Löcher und so weiter.

Nun die Denkordnung - auch hier gilt dasselbe, aber wir sollten einen Moment innehalten und bedenken, daß dieser Gedanke hier bereits dem Instrument entlockt ist. Um beim Himmelskonzert mitzuspielen,  - wir wollen ja nicht bloß den Sound vom Porsche hören, da müssen wir freilich die Entsprechungslehre befragen, bevor wir das Denkinstrument stimmen können: Nach welcher Schwingungszahl ist das Hirnstübchen gestimmt?

Die Ordnung des Himmels - wenn ich mich recht entsinne, umkreisen alle Planeten auf elliptischen Bahnen die Sonne. Die Schwingungsfrequenz weist jedem Körper seine Bahn zu, dh. der Abstand zur Sonne "ent-spricht" auch dem Wesen des Umkreisenden. Dasselbe in der Musik - es sind die Wirbel bei den Zupf- und Streichinstrumenten, welche die Saiten fixieren und dadurch bespielbar machen. Dasselbe beim Körper: Alle aufeinander abgestimmten Organe folgen einer geordneten Schwingung.

Die Sonne hält alles in Schwung, aber sie ist nicht der Schwung, dh. sie schwingt ihrerseits wieder durch ein Kreisen um das, was so schwer in Worte zu fassen ist, bzw. es ist nur noch in die bekannte Formel zu bringen von Yin und Yang, den beiden sich ursächlich bedingenden Kräften.
Dem Sadhu ist alles Kreisen ein Tanz von Parvati um Shiva. Und Sadhu, Parvati und Shiva sind eins.
 
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Kommentare zu diesem Text

Bette (70)
(06.01.17)
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 LotharAtzert meinte dazu am 06.01.17:
Im "Hirnstübchen" jaja! Ursprünglich wollte ich von der Sonne zum Herzen übergehen ... aber man wird, wegen Unterforderung, immer träger ...
Danke auch für das Sonderlob.

 Oskar (06.01.17)
Nee. Das was du Ordnung nennst, dann noch mit Notenschrift in Verbindung bringst, hat die Funktion eines Dammes. Dem ist es aber total Hupe, aus was er besteht. Der eine gibt sein letztes Hemd, der andere scheißt Gold.

Demut ist nicht Unterwerfung. Einem Bergiff unterwerfen?

Du verwechselst da was. Der 1Tanz hat nichts mit der Ordung/Unordnung auf der einen Seite zu tun.

 LotharAtzert antwortete darauf am 06.01.17:
Ach, jetzt muß ich ja doch noch aus dem Schnarchmodus raus. War schon ganz woanders.
Also, ich fang mal an, einfach so bei "Demut ist nicht Unterwerfung." - wer wüsste das besser, als ich? - Demut ist Hingabe - Hingabe an den Urgrund usw. Unterwerfung ist 8. Haus. bzw. Skorpion. Die Unterwerfung basiert immer auf geistigen Zwangsvorstellungen, während Demut gänzlich vom freien Willen kommt und sich dem Himmel unterordnet.
Daß Du Unterordnung durch Unterwerfung ersetzt, ist nicht korrekt. Die Unterordnung ist im Einklang mit der umfassenderen Ordnung. (Ich habe das früher schon mal anhand der Oktavsaiten der Sitar versucht darzustellen, die schwingen aufgrund ihrer Verwandtschaft ohne manuelle Betätigung durch die Hand eines Spielers einfach mit.) Wir habe da den Begriff der "Übereinstimmung."
Wenn zwei Instrumente in der Stimmung nicht überein sind, gibt es beim Versuch des Zusammenspielens statt Musik Lärm bzw. Geräusche.
Und last but not least ordnen sich auch die Planeten der Sonne unter, wenn sie sie auf der einzig möglichen Bahn umkreisen. Sie ziehen ihr Leben da heraus, wandeln es (im Falle der Erde zB.) für ihre Bewohner und sind, wie diese, keine Unterworfene. Das gilt auch für die Organe. Lungs, Darm und Leber sind dem Herz untergeordnet, aber keine Unterworfene. Sonst hätte es unmittelbar Krebs zur Folge.
Wenn Du es anders siehst, müsstest Du ein bißchen mehr dazu sagen, als bloß "Damm". Ich sag aber Danke für die Anregung. Ist ja selten hier bei mir, daß jemand so mutig ist;)
(Antwort korrigiert am 06.01.2017)

 Oskar schrieb daraufhin am 06.01.17:
Damm: du versuchst einen Krebs zum Konkreten zu bringen? Nice try.

Das Instrumenten-Bild beschreibt halt nur die eine Seite. Die, wo scheinbar eine Ordnung notwendig ist, damit etwas harmonisch klingt (Horamonie ist eine Strategie). Aber sagt nichts, gar nichts, über die andere Seite. Die du aber versuchst mit dem 1Tanz einzufangen. Eben mit Ordnung. Als Damm. Als etwas, dass dich vor dem da draußen schützt. Dem einen ist es Gold, dem anderen das letztes Hemd und wieder anderen, die Kakophonie.

Schlaf ruhig weiter. Die Weite weilt lange.

https://www.youtube.com/watch?v=R2LQdh42neg

 LotharAtzert äußerte darauf am 06.01.17:
"Schlaf ruhig weiter. Die Weite weilt lange."
Krebslein, Krebslein. Ich erzähl ja zu gern die Anekdote. Der Steinbock lebt hoch oben in Schnee und Eis, der Steibock ist wie der Berg. Der Krebs ist das Tal, der See, das Empfinden. Man kann sagen, der Krebs ist ein weibliches Zeichen.
Nun ertragen es viele männliche Krebse nicht, weiblich zu erscheinen. Silvester Stallone mimt dann den Rambo und der kleine Scintologe Tom Cruice den Samurai.
Apropos - wer hat den höchsten Berg Mt. Everest als erstes bezwungen? Na logo - ein Krebs war es: Edmund Hillary musste ganz hoch hinaus. Es ist eine ewige Konkurrenz zwischen den Oppositionszeichen - statt daß sie voneinander lernen.
Hier eine Krebsdame - ich mag sie.
 Hope Sandoval
Die Ordnung ist nicht "scheinbar" notwendig, sondern gesund, solange wir noch in Abhängigkeit von der Erde leben. Jedenfalls spricht nichts dagegen, den Organismus gesund zu erhalten.

 Oskar ergänzte dazu am 06.01.17:
Guter Song. Danke. Wirklich passend. Alter Hexer.

Es spricht nichts dafür oder dagegen. Alles wird Sand, irgendwann. Auch deine Bockshörnchen.
(Antwort korrigiert am 06.01.2017)

 LotharAtzert meinte dazu am 06.01.17:
Bockshörnchen, wie Zwickerchen - weißt Du, ich bin halt irgendwann mal Seiner Heiligkeit, dem Karmapa begegnet. Der ist jenseits von wirklich allem.
Und trotzdem betont er die Wichtigkeit von Mitgefühl, denn:
alle wollen Freude, niemand will leiden. Aber leider wissen die Wesen nicht, was zu was führt und es bedarf großer Anstrengungen, ein wenig auszugleichen.
Ich danke für das anregende Gespräch.

 Dieter_Rotmund (06.01.17)
Respekt, Lothar, wenn du mal nicht polterst, können da ja richtig gute Essays rauskommen (!): Verständlich und mit dem prima-Beispiel Musik-Noten, das sogar ich Musik-Muffel verstanden habe.
Bitte mehr davon!

Hinweis: "Notenschrif": Soll wohl "Notenschrift" lauten?
Und bei "d.h." macht man auch hinter dem "d" einen Punkt, ist aber eher Konvention als Regel, wobei auch der Duden "dh." nicht zuläßt.

 LotharAtzert meinte dazu am 06.01.17:
Oh danke, Dieter.
Ich will mir Mühe geben und in Zukunft etwas weniger poltern. Wie weit das gelingt - wir werden sehen ...
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