Schlaf und Geläut.

Alltagsgedicht zum Thema Absurdes

von  Orion

Es liegt im Bett ein braver Mann,
doch ist’s, dass er nicht schlafen kann.
Denn nahbei, in dem Glockenturme,
da zuckt ein Klöppel gleich 'nem Wurme
in seiner Glocke hin und her.
Dem braven Mann missfällt das sehr.

Geläut und Schlaf, das sind zwei Sachen,
die sich sehr gern Probleme machen.
Es stellt der Schlaf sich ungern ein,
hört man der Glocke Bronze schrei’n,
und andrerseits geht er sehr schnell,
verteil’n die Glocken ihr Gebell.

Es braucht der Mensch des Schlafes Segen,
der Glocken Singsang steht dagegen.
Und tut sich drum ein Zwiespalt auf
so nimmt das Unheil seinen Lauf.
Der Glocke Laut verstärkt jetzt auch
des braven Mannes Wut im Bauch.

Von Zorn gesteuert kommt nichts Gutes,
der brave Mann ist voll des Mutes,
er will die Störung ausradieren!
Die Schlacht, die wird er nicht verlieren!
Ist die Vernunft nun ausgeschaltet,
wird’s Geistige nicht mehr verwaltet.

Das Denken ohne alle Zwänge,
gepeinigt von der Glocken Klänge,
wird angestachelt bis zum Wahn.
Gier nach Zerstörung bricht sich Bahn.
Die Glocken gilt es zu erreichen -
Und was im Weg steht, das muss weichen!

Die Axt entfernt der Türe Holz,
den braven Mann erfüllt der Stolz.
Dies war das stärkste Hindernis,
sein ist der Sieg, das ist gewiss!
Es blitzt das Beil, die Splitter fliegen,
er ist der Größte, er wird siegen!

Der Kirchenturm wird rasch erklommen,
dann ist am Ziel er angekommen.
Hier dröhnt der Grund für seine Pein,
hier hackt er alles kurz und klein!
Und der Zerstörung dumpfer Klang
beflügelt den Vernichtungsdrang.

Nachdem das grausig Werk zu Ende
nimmt er die Trümmer in die Hände.
Endgültig ist nun alles still
nach dem privaten Overkill.
Nur Trümmer, Rauch und tote Reste
verblieben nach dem Wahnsinnsfeste.

Zufrieden geht der brave Mann
nach Haus, wo er jetzt schlafen kann.

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