Blau blühender Mohn

Text zum Thema Religion

von  RainerMScholz


Wir wissen es einfach nicht. Unwissende in einer unwissenden Welt. Das blaue Laken über den Kopf und losgefickt, drei, vier Hüftstöße und der frische Same sei gesetzt in die schwarzdrahtige Möse, die Triangel des Bösen und Unnennbaren, ohne Liebe, ohne Gedichte, ohne Kuss. Bis zum Bauchnabel hochgeschürzt, dass ich nur die Scham erblicke, in die ich mein gottgegebenes Gebinde stecke für die Abbilder meiner zukünftigen Geschichte, dessen Gegenwart ich nie kennengelernt habe, auf dass sie ihre Bäuche füllen werden mit meinem gesegneten weißlichen Futter, wie das tönerne Gefäß benetzt werde mit der lieblichen Leiblichkeit des Einen. Und dann ist das blaue Gespenst schwanger und geheiligt vor dem Herrn. Nur der Unersättliche stößt weiter in die Urne seiner Frucht, alle gottgläubigen Hirten nutzen die Hände und das Vieh auf der Weide. Denn nur Steine und Ödnis und Hunger sind das Labsal der Bewohner der Erde. Und so soll es den Frauen ergehen. Denn freudig und das Gesicht abgewandt wartet die auf ihren Herrn, die hungert und dürstet.

Die Weißen versuchten in ihrer ungläubigen Art unsere Berge und Täler. Doch einfältig sei der Knecht vor dem Einen. Schlucken sollst du die Labsal, die dein Herr dir bietet.

Wer da aufbegehret, diese Frau sei verflucht in die Tiefen der See, mit Bleigewichten sei sie behangen an den geknebelten Füßen. Ganz entfernt in der Dunkelheit gibt es hier ein Licht und dort gibt es eines, aber nie wirst du sicher dir sein. Gefräßige Münder gibt es hinter jedem Stein. Die Welt sei vergittert. Und du bist ein Schwamm nur für kurzzeitige Begierden eines im Grunde Fremden dir und seist du vor Gott vermählt. Dann seist du eingeschlossen in Wände aus Stoff, die zugewiesen dir wurden. Das Kind, das du schaust, sei dir uneigen, abhold dir die eigene Brut und alle, die dich umgeben, dein Heim eine Schmach. Der Halbmond wird niemals befreien dich und die Sterne leuchten für andere. Die trockenen Felder sind endlos. Das Wasser ist schwarz. Trinke und tränke – und dann stirb in unbarmherziger Dunkelheit; labe dich an der schwarzen Milch der aufgehenden weißen Sonne.

Allahu akbar. Das sagen die Menschen des Westens und lachen. Die Ungläubigen regieren die Welt nur als Prüfung für die Gläubigen. Ihre Frauen sind unrein und läufige Hündinnen. Gott wird sie strafen.

Lasst uns unsere geschwollenen Spieße heiligen vor Gott. Sie erheben sich zu seinem Himmel und schreien: ich will, ich will, ich will. Unser Fleisch sei dem Herrn so nah! Mein Fleisch in seinem Munde! In diesem heiligen bärtigen Munde, aus dem alles Leben entspringt. Allahu akbar. Niemand erblicke je das Gesicht des Einen. Furcht sei sein Name. Furcht und Zittern der Knie. Dürsten und Hungern. Bis zum Anbeginn der Sonne im Osten. Dann pflüge ich seine Felder und besprenge die Furchen mit dem Nektar seiner Wasser. Und neige mein Haupt hinab unter die blauen Paradiesgewänder des Einen. Wir wurden erschaffen zu dem Einen, sie wurden geboren um neu zu gebären. Und zu vergehen. Der Herr behüte sie alle. Unsere Nachkommenschaft sei Legion, sie erschaffe die Erde neu unter dieser Regentschaft. Gefickt sei sein Name und die gesichtslosen Weiber, die seine Brut werfen müssen unter blauem Mohn.



© Rainer M. Scholz


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