Kotzbroker KI und Lethe

Groteske zum Thema Erschöpfung/ Müdigkeit

von  LotharAtzert

Einmal wollte ich ins Brokern reinschnuppern, um vielleicht vom Gewinn das Elternhaus sanieren zu können, und gleich nach der Anmeldung wollten die Geld von mir, 250 Euro Startkapital für zum Üben. Als ich an einem bestimmten Tag ordentlich bekifft war, klingelte das Telefon und sofort bereute ich, den Hörer abgenommen zu haben, so ein Typ war dran, der sagte mir, es wäre die letzte Gelegenheit für mich, bis Montag das Geld zu überweisen, dann könne er nichts mehr für mich tun und ich solle jetzt die Email lesen und ich machte die Email auf und flog über den Schwarzwald, den Habichtshorst bei Görwihl. In der Ferne, auf der anderen Seite des Rheins – das Schweizer Atomkraftwerk odr und knapp 800 Meter weiter der Puff. Ich wusste einfach nicht, was das sollte und sagte, ich hab keine Mastercard, kein Handy, kein W-Lan und vor allem kein Interesse am Geldscheffeln… wenn er mich aber danach in Frieden ließe, zahlte ich ihm das Startkapital und aus die Maus.

Nein, so liefe da nicht, erst das Geld und dann geht das und dann das und sie brauchen dies und das und dann kriegen Sie Ihr Geld plus Gewinn zurück. Da lachte ich, er war beleidigt und ob ich glaubte, er wolle in den Knast. Mir sei das wurscht, versicherte ich ihm und meinen Glaube habe ihn nicht zu interessieren.

 

Dem voran gingen tagtägliche Anrufe, die ich zuletzt nicht mehr annahm.

Irgendwann hatte meine Tochter Camilla die Idee, mitzuspielen, mit der Drohung, die Bundesnetzagentur einzuschalten, weil ihr alzheimerkranker Vater

immer wieder genötigt werde zur Geldüberweisung, falls noch ein einziger Anruf bei ihm, also bei mir eingeht, würde sie den Fall der Aufsicht vorlegen.

Von da ab war Ruhe. Das heißt, ich war jetzt beunruhigt: der an Alzheimer erkrankte Vater. – Was, wenns tatsächlich so ist? Vergesse ich nicht immer mehr? Ich weiß nicht einmal mehr, wie man emails verknüpft. Das Schwierige daran: ich hab das ja vorher nie beobachtet. Was man nicht benutzt, das verschwindet wieder … aber was benutze ich denn groß? Ein Teller, zwei Töpfe, naja … da war noch was, jetzt hab ich das … Outlook verweigert den Zugriff auf den Mailverkehr und ich kann sie doch nicht schon wieder anrufen. Gerade hat Camilla noch das Konto eingerichtet. Nein, das ist nicht mehr meine Welt.




Anmerkung von LotharAtzert:

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Kommentare zu diesem Text


 S4SCH4 (26.03.24, 17:40)
Mir geht es aber auch so...
Und du hast es schon gesagt, was man nicht gebraucht, vergisst man. Hier gilt doch: Wenn es zuwenig ist, denkt man, es ist kaum Gebrauch da (also Mangel), wenn es zuviel ist, gibt man der Komplexität (Überfluss)) die Schuld. Beides in Kombi ist noch schlimmer. Ich würde mir erst Sorgen machen wenn die unendliche Endgültigkeit einer "nicht mehr Welt" erreicht scheint. 

Der Witz den Du jetzt bräuchtest ist vielleicht schon aufgebraucht (mit der Ausrede von wegen Alzheimer)...

"Kopf" hoch... :)


vg

 LotharAtzert meinte dazu am 27.03.24 um 09:34:
Die Quantität ist nicht so wichtig, solange die Qualität stimmt. Aber die kann schon fehlen, wenn man eine schlaflose Nacht hatte. Oft hänge ich an einem Satz fest und plötzlich sagt die innere Stimme "laß es einfach sein" - das passierte mir früher nie.

Aber heute morgen ist es mir gelungen, einen wunderbaren Darjeeling zuzubereiten und dann ist der Tag sowieso gerettet, zumal alle jetzt alle vom Gesetzgeber erlaubt seienden Grassamen gekeimt sind.

Über dem Kopf ist der tausendbättrige Lotus.
Dankesgruß
L.

 Graeculus (26.03.24, 17:40)
Wir können uns immerhin damit trösten, daß wir mehr vergessen haben, als andere jemals wissen werden.

Aber wir sind jetzt in dem Alter, in dem man mit Anrufen rechnen muß, die uns "informieren", daß die Tochter, der Sohn gerade einen schweren Unfall mit Todesfolge gebaut haben und dringend 50000 Euro als Kaution benötigen.
Wir müssen dann nicht emotional, sondern kühl reagieren ... und sind außerdem dadurch gesichert, daß man einem nackten Mann nicht in die Tasche greifen kann. 50000 Euro!

Altwerden ist nicht einfach, das war es nie - zumal wir zwar hoffen dürfen, aber nicht den Großen Hugo anflehen wollen, einen gnädigen Tod zu erlangen.

 LotharAtzert antwortete darauf am 27.03.24 um 10:04:
Wir können uns immerhin damit trösten, daß wir mehr vergessen haben, als andere jemals wissen werden.
Das klingt besser, als es ist, jedenfalls in einer Welt, in der Terror, Kriege und Raffgier den Alltag in weiten Teilen der Welt bestimmen. Lieber wüsste ich weniger, wenn die Welt dadurch friedlicher würde.

Der nackte Mann, jaja, das ist wahr ... und das mit dem großen Hugo stimmt natürlich auch.
Auf den Alzheimer habe ich meine Tochter vermutlich selbst gebracht. Als es nämlich um die Erbschaft des Hauses ging und meine Schwester keine Eile diesbezüglich zeigte, äußerte ich nämlich, daß ich dann halt meinen Anteil dem Karma Kagyu Verein Deutschland vermache. Fünf Minuten später schon rief sie Camilla an und teilte ihr mit, daß ihr Vater seinen Hausanteil "einer Sekte" vermachen wolle. Da haben wir uns köstlich amüsiert damals. ...

 FRP (26.03.24, 18:54)
Alzheimer ist, wenn Du Camilla fragst, wie sie heißt, und sie antwortet, und Dir immer noch kein Licht aufgeht. Das dauert noch

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 27.03.24 um 10:28:
FRP, wer sind denn Sie?
Nein, ist schon klar.
Es dauert noch, bis mir ein Licht aufgeht - auch damit dürftest du natürlich richtig liegen. :)
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