jährungen 100/50

Gedicht

von  W-M

Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehn:
Die Zeit kehrt zurück in die Schale.
(Paul Celan, Corona, in: Mohn und Gedächtnis, Gedichte, Stuttgart, 1952)



es tut gut
nach einem todeszyklus wieder ein gedicht
über das leben zu schreiben
zehn gedichte über die zehntägige reise eines leichnams in einem fluss
über eine strecke von zehn kilometern
vom pont mirabeau nach courbevoie
und zehn tage später weiter nach thiais
sind zu viel

der erste tag im toten winkel
der erste kilometer
ist der schwerste
der tod zählt nicht rückwärts nicht vorwärts
alles sterben geschieht gleichzeitig

in diesen fluss passt kein langgedicht
kein blick nach einem fisch
keine hand die den aal fängt
der sich windet mit dem fluss
streift deine stimme das wasser

dieser fluss fließt
von der mündung zur quelle
ein nebenfluss nur
er endet
an seiner quelle
deinem meer


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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (10.03.23, 07:12)
Da steh ich eher einsilbig visavis: GroßArtig!

 W-M meinte dazu am 10.03.23 um 11:07:
Danke sehr für das große Lob. Da freue ich mich sehr darüber.

Das Gedicht, 2020 geschrieben, ist gerade auch noch andernorts in einer Internetzeitschrift online

 http://www.ag-offene-literatur.net/sites/literart/2023_017_literart_02.html

und außerdem in meinem neuesten Lyrikband "vivisektionen" drin (dort gleich als zweites Gedicht auf S. 14/15), der gerade erst, am 6.1.2023 in der edition offenes feld (eof, Hrsg. Jürgen Brôcan), Dortmund, mit einem Nachwort von Jan Kuhlbrodt, Leipzig, und einem Coverentwurf von Yannick Meusel, erschienen ist

 https://weimar-mazur.de/buecher/vivisektionen/

 http://www.offenesfeld.de/WeimarMazur2.html

Antwort geändert am 10.03.2023 um 11:08 Uhr
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