Der neue Journalismus

Glosse

von  Beislschmidt

Der neue Journalismus
Verlage und Journalismus sind gekauft, lautet das Totschlagargument der Populisten. Ist das richtig?
Wenn mann die 220 Millionen, die vom Bund and die Printmedien geflossen sind, lautet die Antwort "ja". Nun sind 220 Millionen auf so viele Verlage verteilt keine Unsumme aber das Signal der Bestechlichkeit ist trotzdem deutlich und wer beißt schon in die Hand, die ihn füttert?
Es hat sich dadurch eine neue Form der Weisungsbefugnis etabliert, die vom Verlagschef bis in die kleinen Redaktionssitzungen reicht und wo jedem Journalisten klar gemacht wird in welche Richtung der Zug fährt. Die Journalisten werden peu à peu degradiert und müssen sich als Gefälligkeitsschreiber ihr Brot verdienen. Da stehen erstmal die Interessen der Anzeigenkunden im Vordergrund, gefolgt von dem politischen Mainstream und innerhalb dieses Spektrums wird dann drauflos recherchiert oder aber als "heiße Kartoffel" gar nicht erst berichtet. Die Leserschaft wird mit entsprechenden Vorwarnungswörtern in die richtige Richtung dirigiert. Das klappt wunderbar und kritische Geister werden so schleichend diffamiert, ob es um Friedenspolitik, WHO Dekrete, Klimawandel oder völkerrechtswidrige Kriege geht. Für alles stehen neue journalistische Begrifflichkeiten bereit.

Richtig etabliert haben sich:
● Zündeln und Raunen
● unlautere Absichten
● Stimmungsmache
● am rechten Rand fischen
● ist irgendwo falsch abgebogen
● befindet sich im Paralleluniversum
● spalterisch verschwurbelt
● Diskursverschiebung
● Opfer Täterumkehr
● gefährlich
● AfD Nähe
● rechtspopulistisch
● antisemitisch
● unvereinbar mit ...

Auf dieser Klaviatur kann und muss jeder Journalist spielen können, will er sich im neuen Blätterdschungel behaupten.
Was kann man überhaupt noch lesen?

https://www.deutschlandfunk.de/geld-vom-staat-die-verlagsfoerderung-des-bundes-100.html




Anmerkung von Beislschmidt:

Und ja, bei der Frage nach der Freiheit der Journalisten hat sich Deutschland im letzten Jahr von Platz 13 auf Platz 16 verschlechtert Anmerkung ... das könnte falsch verstanden werden

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Kommentare zu diesem Text


 Tula (01.07.23, 19:55)
Tja, mein lieber Hans, so kann man die Dinge verdrehen, denn der hauptsächliche Grund für den Abfall im Ranking steht nicht mit üblichen staatlichen Förderungen im Zusammenhang, sondern mit einer zunehmenden Anzahl von Anfeindungen und Übergriffen auf Journalisten am Rande von Demonstrationen. Hat nichts mit dem angeblichen Druck der Regierung auf freie Medien zu tun. Diese Anschuldigung ist in sich selbst ein Zeugnis 'freier Erfindung'. Und es sollte den Medien selbst erstattet werden, den Populismus als solchen zu entlarven. Warum eigentlich nicht? Oder darf man nur die Regierung kritisieren?

LG
Tula

 Beislschmidt meinte dazu am 01.07.23 um 20:02:
Hey Tula  ,
es ist richtig  dass die Zshl der Angriffe auf Journalisten zugenommen hat. Das hat die Verschlechterung mit bewirkt. Aber nicht ausschließlich, wenn man das Ranking insgesamt betrachtet.
Ich unterstütze die Nachdenkseiten monatlich mit einem kleinen Betrag.
Beislgrüße 
Beislgrüße

 Tula antwortete darauf am 01.07.23 um 20:05:
Interessehalber, denn das ist ein sehr ernstes Thema: Ich zitiere mal einen Beitrag aus der Süddeutschen Zeitung zu diesem Thema. Er entspricht generell der Information, die viele andere Quellen dazu angeben.

Tula


Die Verschlechterung der deutschen Wertung begründet die Nichtregierungsorganisation (NGO) mit weiter zunehmender Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten in Deutschland. Mit 103 physischen Angriffen habe man den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2015 dokumentiert, erklärte  Reporter ohne Grenzen. Im Vorjahr waren 80 und im Jahr davor 65 Angriffe verzeichnet worden.

87 der Fälle aus dem betrachteten vergangenen Jahr 2022 seien in verschwörungsideologischen, antisemitischen und extrem rechten Kontexten verübt worden. Versammlungen blieben in Deutschland die gefährlichsten Orte für Medienschaffende. Besonders viele Angriffe zählte die Organisation in den ostdeutschen Bundesländern Sachsen (24), Berlin (17) und Thüringen (13).

 Beislschmidt schrieb daraufhin am 01.07.23 um 20:10:
Das ist richtig Tula, die Angriffe auf Journalisten haben zugenommen. Aber zwischen Norwegen Platz 1 und Deutschlan aktuell Platz 21 klafft eine große Lücke, die nicht ausschließlich auf Gewalt zurückzuführen ist. Oder sehe ich das falsch?
Im übrigen ist der Schlusssatz nur ein kleiner Teil der Glosse.
Beislgrüße 

Auch organisierte Desinformation ist in vielen Ländern ein wachsendes Problem: In 118, also zwei Drittel aller Länder, gab eine Mehrheit der Befragten an, dass politische Akteurinnen und Akteure in ihrem Land in massive Desinformations- oder Propagandakampagnen involviert sind.

Hier der Link 
https://www.reporter-ohne-grenzen.de/rangliste/rangliste-2023

https://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/pressefreiheit-ranking-komplette-listen-kriterien-ranking-von-deutschland-id62550781.html

Antwort geändert am 01.07.2023 um 20:18 Uhr

Antwort geändert am 01.07.2023 um 20:19 Uhr

 Tula äußerte darauf am 01.07.23 um 20:27:
Hans
Es geht darum, dass der hauptsächliche Grund für den Abfall im Ranking mit der Sicherheit der Journalisten zu tun hat und nicht mit den von dir im Text angeführten Gründen. Das Bewertungssystem insgesamt hat eine Reihe von Indikatoren, deren Bedeutung und Gewicht ich selbst im Detail auch nicht kenne. Das wäre natürlich interessant, um die Lage einiger Länder besser verstehen zu können.

Insgesamt denke ich, dass die zunehmende Gewalt gegen Journalisten ganz im Zeichen unserer Zeit steht. Diese Gewalt schließt weitergreifend andere Aspekte mit ein: Hetzkampagnen, shitstorms im Internet und hysterische Debatten über gesellschaftlich wichtige Themen, bei denen es eigentlich um Toleranz geht. Die Radikalierung politischen Engagements gehört ebenfalls dazu, einschließlich der Aktivisten, die Kunstwerke beschädigen und sich irgendwo festkleben. Das alles passt in ein Gesamtbild sinkender Toleranz und steigender Gewaltbereitschaft, d.h. nicht nur der körperlichen.

LG
Tula

 Tula ergänzte dazu am 01.07.23 um 20:32:
PS: in Sachen Desinformation würde ich prinzipiell zustimmen. Vor allem weil ich dabei in die sowohl rechte als auch linke Ecke populistischer Strömungen umd deren Verfechter schaue. Andere werden natürlich empört entgegnen, dass alle falschen Informationen aus der Politik und der Regierung kommen, und überhaupt 'von denen da oben'  8-)

 Beislschmidt meinte dazu am 04.07.23 um 15:54:
@Tula

Was kann man überhaupt noch lesen
Ich lese die Nachdenkseiten von Albrecht Müller aber auch den schwarzen Kanal von Jan Fleischhauer bei focus online und Rubicon hat auch interessante Beiträge. Auch Frauennetzwerk und ab und zu Weltwirtschaftswoche vom viel gescholtenen Roger Köppel. Ich wundere mich trotzdem wie wenig Mühe sich die Leser heute machen an Informstionen zu kommen  denn Mainsream ist so verdaulich.

Beislgrüße

 Mondscheinsonate (01.07.23, 20:33)
Haha, schau nach Österreich :)))

 Beislschmidt meinte dazu am 01.07.23 um 20:59:
Ok Dirk, der vorletzte Satz ist missverständlich - werde ich rausnehmen. 
@mondscheins
Österreich Platz 29 verstehe ich auch nicht. Was ist, wenn Servus TV verschwunden ist.
Muckelchen (70) meinte dazu am 01.07.23 um 21:46:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Tula meinte dazu am 01.07.23 um 21:58:
PS: Portugal weit vor Deutschland, zumindest im Platz. Es gibt nichts was staatliche Medien in beiden Ländern wirklich unterscheidet, aus meiner persönlichen Sichtweise. Was beide Länder wirklich voneinander trennt, ist die Radikalisierung gewisser politischer Strömungen. Der Portugiese ist da eher moderat und wird gegenüber Journalisten nicht handgreiflich. Aber schimpfen kann er auch ...  ;)

 Mondscheinsonate meinte dazu am 01.07.23 um 22:05:
Hahaha!

 Graeculus (01.07.23, 23:29)
Du suggerierst am Ende etwas, das Tula ziemlich gut widerlegt.

Die Weisungsgebundenheit von Journalisten seitens der Verleger, für die sie arbeiten, ist nichts Neues - das war schon vor 50 und 60 Jahren so, wie ich mich noch gut anhand bestimmter Fälle erinnere. Auch damals schon durfte man keinesfalls Werbekunden verärgern.

Immerhin darfst Du hier weitestgehend so schreiben, wie Du möchtest. Aber nur, weil Jan Zenker so freundlich ist, das in seinem Forum zuzulassen.

Freiheit der Meinungsäußerung meint auch nicht, daß jeder in jedem Medium sagen bzw. schreiben darf, was er möchte, sondern nur, daß er dafür von der Seite des Staates aus nicht bestraft werden darf - im Gegensatz zu vielen anderen Staaten, beispielsweise Rußland.
Und Du darfst selber ein Medium gründen nach Deinen Spielregeln ... falls Du das Geld dafür hast.

 Beislschmidt meinte dazu am 02.07.23 um 09:42:
@ graec
Danke für den Rechtschreibehinweis.


Die Glosse kann nicht die Einzelkriterien der Fragen rund ums Ranking und der Platzverteilung abbilden aber es allein auf Gewalt von außen auf Journalisten zu reduzieren, halte ich für schwer vorstellbar.
Bezüglich der gelobten Pressefreiheit sollte man noch die behördliche Schließung der Portale RT und Sputnik, anlässlich von Fake News erwähnen. Nur ein Nebenschauplatz?
Der Rückgang der auflagenstärksten Blätter hat den ehemaligen Burgfrieden der Platzhirsche im Verlagswesen gestört. Im Verdrängungswettbewerb von Augstein, Springer, DuMont, Holtzbrink leaken sich die Verlage gegenseitig über frisierte Bilanzen, Warburg Bankendeals oder bei den Affären um Julian Reichelt oder Mathias Döpfner.
Dass es früher schon Direktiven um die Ausrichtung der Verlagsprofile gegeben hat, steht weniger zur Diskussion als die peinliche, akribische Durchsetzung bis runter zum kleinen Praktikanten. Da ist kein Spielraum mehr für Journalismus, auch weil es kaum noch unbefristete Arbeitsverträge gibt und man sich von Projekt zu Projekt durchmogelt.
Dass hier auf kv der Seiteninhaber uns gnädigst gestattet zu schreiben, kann doch wohl nicht dein Ernst sein, denn so viel Opportunismus hätte ich dir nicht zugetraut aber eigentlich hast du Recht damit, wenn ich mir die Kleingeistigkeit meines letzten Schreibportals anschaue.
Beislgrüße


Und Du darfst selber ein Medium gründen nach Deinen Spielregeln ... falls Du das Geld dafür hast.
Die Seite Die Kunstfechter hatte ich drei Jahre. Es war mir nicht mehr die Mühe wert, wenn auch die Hostinggebühren nicht teuer waren.



Antwort geändert am 02.07.2023 um 09:51 Uhr

 Thal (02.07.23, 03:32)
Verlags- und Medienförderung war gestern,  der neueste Schrei ist direkte Wählerstimmen-Förderung mithilfe Steuergelder.
Das dazu notwendige Gesetz ist bereit zum Abnicken.

 Beislschmidt meinte dazu am 02.07.23 um 09:47:
Wählerstimmen-Förderung mithilfe Steuergelder.
Das hatte ich noch gar nicht auf dem Schirm.

 Graeculus meinte dazu am 02.07.23 um 12:08:
Und da das auf Deiner Linie liegt, glaubst Du es sofort? Eigentlich sollte die Reaktion doch sein: Woher hast du das? Wie kann man das überprüfen?

Und das wäre doch gute alte journalistische Tradition, oder?

 Thal meinte dazu am 02.07.23 um 13:26:
Das Stück nennt sich "Demokratieförderungsgesetz".
https://m.youtube.com/watch?fbclid=IwAR2mZrkccZRcadQpzuwnJKOH8pUczV4czUkxBRC7Ixuwc1M_NlPWJG3ttjM&v=4kfWvO4A4SY&feature=youtu.be
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/bundestag-beraet-gesetzentwurf-fuer-ein-demokratiefoerdergesetz-222646

 Beislschmidt meinte dazu am 02.07.23 um 16:34:
Ganz klar, es geht weniger darum die Demokratie zu schützen, sondern eher die olivgrüne Macht abzusichern. Mit zweifelhaften NGOs wird eine weitere Generation von Sesselpupsern mit Denunziantentum herangezogen. Am Beispiel der unsäglichen Amadeu Stiftung bekommt gut gemeint ist selten gut gemacht ein Geschmäckle.

[#] Die Bundesregierung will Vereine und Gruppen dauerhaft fördern, die sich gegen Extremismus engagieren. Faktisch aber prämiert sie erwünschte Weltanschauungen – und spaltet die Gesellschaft.
Man erlebe in Integrations- und gesellschaftspolitischen Debatten einen "grünen Habitus, der von Absolutheit Moralisierung und mangelnder Diskursfähigkeit" geprägt sei. Das sei das Gegenteil von Vielfalt. 
Doch schon jetzt will die FDP Nachbesserungen an dem Gesetz. Und springt dafür etwa auf eine aktuelle Kampagne gegen die Meldestelle Antifeminismus der Amadeu Antonio Stiftung auf, die sexistische Vorfälle sammelt. Die Stiftung wird derzeit vom Bund gefördert. 
Insgesamt werden diese Verwaltungskosten auf rund zehn Millionen Euro pro Jahr geschätzt.[#]
Daniel (50)
(11.07.23, 23:25)
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