Sackhüpfen

Glosse

von  Beislschmidt


Wer da glaubt dieses Land wäre nicht innovativ, irrt sich gewaltig aber hallo,  denn neuerdings liest man vor den Fußgängerzonen neue Schilder "Zone der Zufußgehenden". Überhaupt sind  Beschilderungen, Wegweiser, Warteschleifendurchsagen und gut gemeinte Digitalisierungen der Behörden stark im Kommen, wenn sie auch so unausgereift sind wie die Zugfahrpläne der Bahnhöfe. War Deutschland zu Boomerzeiten ein Garant für Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, schaukeln wir uns heute im gemütlichen "Laisser faire" von einer Katastrophe in die nächste. Dabei werden wir von einer ausgeklügelten Staatsraison dauerberieselt, welche Autos wir fahren und welche Schnitzel wir essen sollen. Sogar der Gesundheitsminister mischt sich ein mit Hitzeratschlägen, als hätten die über Sechzigjährigen  verlernt wo der nächste Schatten ist. Ob Regen oder Sonnenschein, nichts geht mehr ohne die Hinweise auf den lebensbedrohlichen, menschengemachten Klimawandel.

Auch im Sicherheitsbestreben entdeckt der Staat mit dem Hinweisgeberschutzgesetz neue Geldvernichtungsanlagen für deutsches Denunziantentum. Tausende Mitarbeiter der Meldezentralen müssen Schimpftiraden von Verhaltensauffälligen dokumentieren. Danach schwärmt Polizei und Ordnungsamt aus, um rasende Radfahrer, nicht angeleinte Hunde und Balkongriller zu bestrafen.

Der Generation FFF wird ebenso innovativ Rechnung getragen und so musste eine Frauenskulptur, die schon 60 Jahre auf dem Unigelände in Flensburg abstrakte Kunst verkörperte ausgelagert werden, weil bei dem Anblick ihrer breiten Hüften eine Anzahl von woken Studentinnen sich zunehmend "unwohl" fühlten. Jetzt wissen wir auch weshalb 170 Professuren für Genderstudies in Deutschland gebraucht werden. Es gibt noch viel zu tun.

Die Auswirkungen der eingeläuteten Zeitenwende sind unübersehbar. Das Dauerabonnement für die letzten Plätze beim ESC Germany no points,  der Absturz des deutschen Fußballs und die Ĺeichtathletik Europameisterschaft ohne eine einzige Medaille stehen sinnbildlich für die neue Generation der Sackhüpfer an Kindergeburtstagen.

Das alles wird interpretiert und moderiert von den Öffentlich Rechtlichen mit eingebauter Belehrungsfunktion oder vom kompetenten Wirtschaftsminister mit Marie Antoinette Weisheiten:-- "wenn der insolvente Bäcker kein Brot mehr hat, sollen eben alle Kuchen essen".

Politikverdrossenheit wird weggewischt, schließlich haben wir die rote Linie, die von keiner Partei überschritten werden darf. Trotz allem braucht es keine Wirtschaftsweisen, denn die Wählerschaft weiß sehr wohl, dass wir in einem schon seit  Jahren anhaltenden Dauersommerloch festkleben und da hilft weder Doppelwumms noch Solidaritätsaufruf des wankenden Kanzlers. Deutschland hat sich und wird sich verändern und wir freuen uns mit Frau Göring Eckhardt darauf.

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Kommentare zu diesem Text


 Aron Manfeld (27.10.23, 19:44)
Das hat Marie Antoinette aber nicht gesagt, Hans, es wurde ihr in den Mund gelegt.

Du bist doch in Deinem Alter finanztechnisch im Trockenen - woher diese Peter-Maffay-Wut auf den Staat?

 Beislschmidt meinte dazu am 28.10.23 um 08:59:
Gut, dass du Peter erwähnst, denn er hat Vorbildliches geleistet.

 Vor allem sein Lied,-- Und es war Sommer", ist herausragend. Ich zitiere:--- und ich war 60 und sie war 32 und über Liebe wusste ich nicht viel. Sie wusste alles und sie mich spüren -- ich war kein alter Sack mehr ... piuuhh pihuuu piuuuuhhh.

 Na? Das muss man erst mal Texten- einfach nur toll. Peter ist der Größte, wenn auch nicht in Zentimetern. Made my day.

Antwort geändert am 28.10.2023 um 13:37 Uhr
Muckelchen (70)
(27.10.23, 19:48)
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 Beislschmidt antwortete darauf am 28.10.23 um 09:09:
Du sagst es Muckelchen....

NGOs, Vermieter/Hoteliers, soziale Vereinigungen aller Art, Dolmetscher usw. 
Und nicht nur die, nein, auch die berühmten "Modeketten" Primark oder KIK, ganz zu schweigen von Rechtsanwälten für Sozialrecht, Taxiunternehmern, Selbstverteidigungskursen, Securityunternehmern, Pfeffersprayherstellern, Küchenaufstellern, Spermüllentsorgern usw Das alles ist ein nicht nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. 

Läuft bei uns.
Beislgrüße


Antwort geändert am 28.10.2023 um 09:19 Uhr

 uwesch (27.10.23, 21:10)
Köstlich herausgearbeitet was unsere MitbürgerInnen so beschäftigt - ob in der Politik oder auch sonst so im Alltag. :) Wow - es geht doch :)
LG Uwe

 Beislschmidt schrieb daraufhin am 28.10.23 um 09:11:
Danke Uwe, ""ich warte noch auf Altersmilde"" aber das wird wohl nix mehr in diesem Leben aber eine Zweitauflage schon, denn da hat sich wieder reichlich Material angesammelt.
Läuft bei uns.
Beislgrüße

Antwort geändert am 28.10.2023 um 09:18 Uhr
Agnete (66)
(27.10.23, 21:58)
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 Beislschmidt äußerte darauf am 28.10.23 um 13:16:
@Agnete

Die Zeichnung ist von meinem FB Freund Stefan. Abwarten wohin die Zeitenwende uns führt, ich habe kein gutes Gefühl beim Gedanken an diese schöne neue Welt.
Beislgrüße 

 Fridolin (28.10.23, 02:45)
Besonders putzig finde ich den piktographischen Hinweis auf Brandgefahr bei Feuerzeugen. Ob der wohl auch für Edelfeuerzeuge verpflichtend ist? Auf einem goldenen Dupont macht sich das gelbe Warndreieck vermutlich ganz wunderbar. Macht sich ein Verkäufer strafbar, wenn er ein solches Etikett entfernt?

 Rosalinde ergänzte dazu am 28.10.23 um 09:40:
Ja, Beislschmidt, das Unwohlsein mit Zeit und Ort verstärkt sich ganz allgemein. Du hast mal herausgepickt, was dir aufgefallen ist, und das machst du voller kabarettistischem Sarkasmus. Der durchaus angebracht ist. 

Aber das sind nur Symptome einer Zeit, die uns die Herren Rockefeller, Gates und Konsorten verordnet haben, aus Angst, sie würden verhungern, wenn sich die Menschheit noch mehr vermehrt, und ihre angehäuften Billionen würden sich auf Milliarden reduzieren. Ein Beweis dafür, dass sie Angst haben. Aber nicht nur das. Es ist auch ein Beweis dafür, dass sie nicht die Superintelligenten sind, die sie gerne wären, sondern wie die meisten Menschen nur Mittelmaß, mit außerordentlich menschlichen Defiziten. Weil du nur bei den Symptomen bleibst, erwähnst du diese Zusammenhänge nicht. Finde ich schade, denn halbe Sachen sind eben nur halbe Wahrheiten. Du bleibst mit deiner Kritik im bürgerlichen Milieu, trotz allem Sarkasmus. Oder eben gerade deshalb. Nach dem Motto:
Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.

Lieben Gruß, Rosalinde

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.23 um 13:12:
Hallo Beissl,

nicht immer spiegelt der Überbau die Produktionsverhältnisse getreu. Hier ist er ihnen ein wenig weggelaufen und ruft ihnen ätsch  über die Schulter zu.
Grinsegrüße
Ekki (28.10.23)

 Beislschmidt meinte dazu am 28.10.23 um 13:22:
@Fridolin
Früher gab's zum Bordwerkzeug eine Anleitung wie man die Zündkerzen wechselt. Heute steht auf der Batterieflüssigkeit der Hinweis:-- Vorsicht, nicht trinken. 
Ich kannte mal einen, der hatte ein Dupont Feuerzeug, ich bin Fan der Bic Feuerzeuge im Dreierpack, damit ich immer eines zur Hand habe. So ändern sich die Zeiten.
Beislgrüße

 Beislschmidt meinte dazu am 28.10.23 um 13:28:
@Rosalinde
Eine Glosse sollte wie ein Schlaglicht groteske Gegebenheiten beleuchten und nicht zu lang sein. 

Die "Gates Konsorten" und ihre Missetaten sind in einem detaillierten Kommentar besser aufgehoben.
Beislgrüße

 Beislschmidt meinte dazu am 28.10.23 um 13:34:
@Ekki 
Die Produktionsverhältnisse sind durch 600 Insolvenzen pro Jahr in eine Schieflage geraten. Das Ätsch kommt derzeit hauptsächlich aus China, die uns zum Frühstück verspeisen.
"Wir spiele wie eine Flasche leer" hatte Trappatoni gesagt.
Beislgrüße

 harzgebirgler (29.10.23, 10:47)
Mir graut es jedenfalls bei dem Gedanken, dass Napoleon richtig gelegen haben könnte, als er einst zu Goethe sagte: "Die Politik ist das Schicksal!"

Sonntagsgrüße vom Harzer

 RainerMScholz meinte dazu am 31.10.23 um 21:30:
Dieter Nuhr war `mal ein Linker (dachte er).

Grüße,
R.

 Beislschmidt meinte dazu am 31.10.23 um 23:33:
Zwischen Austerlitz und Waterloo da liegen Welten.
WIe will der Nuhr da noch 
noch was gelten?

Das Land von den Woken befreien.
Wer würde das jemals
 bereuen?

Beislgrüße

Antwort geändert am 31.10.2023 um 23:34 Uhr
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