Restwelt (dritter Teil)

Text

von  nautilus

Sofort nachdem ich die Bar betreten hatte, fiel mir eine Frau die relativ abseits alleine an einem Tisch, mit dem Rücken zu mir saß auf. Kein Zweifel, das musste sie sein. Sie schien bereits bestellt zu haben, also ging ich zuerst an die Theke und holte mir ein Wieselburger. Für solche Situationen gibt es kein richtiges Vorgehen, das man einstudieren könnte. Eine Chance, du lieferst, oder der erste Eindruck geht für immer flöten. Ich wollte sie nicht zu sehr überraschen, schließlich hatte ich ihr nicht auf die Nachricht geantwortet, sondern war direkt gefahren, also näherte ich mich möglichst früh sichtbar und stellte mich vor.
Wir hatten von Beginn an einen Draht zueinander und bestellten ein Bier nach dem anderen. Viola hatte mir auf Anhieb gefallen, sie war auf ungewöhnliche Art hübsch und hatte dieses verschmitzte Lächeln. Gesprächsstoff gab es genug, von Smalltalk über Musik, bis hin zu Trennungen war irgendwie alles dabei. Die Stunden verflogen nur so.
Einigermaßen angetrunken verließen wir die Bar und nahmen uns ein Taxi zu mir nach Hause, da sie scheinbar einen Freund hatte, der meine Anwesenheit weniger begrüßt hätte. Bei mir angekommen ging es unvermittelt zur Sache. Sie war leidenschaftlich und ganz und gar nicht verbohrt. Wäre ich Romantiker gewesen, hätte ich es als magisch bezeichnet, so viel die Wertung einfach ausgesprochen gut aus. Es war Hochsommer und wir sanken am Ende erschöpft in die verschwitzten Laken. Nach ein zwei Stunden Schlaf weckte mich ein dumpfes Geräusch auf. Es war die Wohnungstüre, die ins Schloß viel.
Ich habe Viola seitdem nie wieder gesehen, oder irgendwas von ihr gehört, ihr Account war am nächsten Morgen gelöscht. Alles was ich vorfand, war eine Nachricht auf einem Post-it, auf dem Stand: "I will always be your HIV Angel".

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Kommentare zu diesem Text


 minze (10.02.21)
"sie war auf ungewöhnliche Art hübsch" - das würde ich eher beschreiben und fühlbar machen, kommt für mich nicht so rüber. ansonsten finde ich die ersten zwei Absätze viel flüssiger, als die letzten beiden.

Wobei ich mir diese Eingangsszene noch lebendiger und ausführlicher wünschte - vielleicht ein bisschen ein Eingehen und erlebbar machen der angerissenen Themen.
die letzten beiden Absätze haben so viel Inhalt, da geschieht so viel - aber sie sind so wenig erllebbar, das macht sie geradzu heruntergeleiert. es tut mir leid, das klingt jetzt so doof, aber ich kann außer dem "zwei Stunden Schlaf" vielleicht, dem gar nicht emotional oder bildlich folgen - so meine ich das.

 nautilus meinte dazu am 11.02.21:
Danke für deine Kritik. Nachdem ich es heute nochmal gelesen habe versteh ich dich absolut. Ich weiß nicht ob ich es bald mache, aber ich überarbeite den Text nochmal.

LG Julian

 minze antwortete darauf am 11.02.21:
könnte mir vorstellen, dass da noch viel rein kann/muss. es ist ja ein -äh dezent gesagt- heftiger ritt vom whisky in der badewann hin zum hiv-angel. (:
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