andi(e)stirnschlag

Versuchung

Noch immer bin ich ganz baff. Die katholische Kirche hat verlautbaren lassen, dass Homosexualität eigentlich gar nichts Schlimmes ist. Also, sie zu haben, so zu sein, so zu empfinden. Ist okay, neuerdings, nicht mehr krankhaft oder exorzierbar. Kein böses Dämon mehr, der vertrieben und bekämpft werden muss. – Hui!
Natürlich gibt es einen Haken bei der Sache. Also allen, die jetzt jubilieren oder aufjauchzen wollten: Obacht!
Denn auch, wenn der Besitz plötzlich nicht mehr strafbar ist, die Benutzung ist es noch immer. Zu früh gefreut, liebe Katholiken (und ihr Anderen schaut nicht so gehässig; euch ist es in den meisten Religionen überhaupt nicht gestattet).

Für katholische Priesterkandidaten heißt das jetzt: drei Jahre Entsagung und schon ist man sündenfrei (aber selbstverständlich muss danach weiterhin entsagt werden!). Bin mal gespannt, wie das nachgeprüft wird...

Noch nicht verstanden? – Also: Die Homosexualität ist von der Sünde zur Versuchung aufgestiegen und somit in Ordnung, solange ihr nicht nachgegeben wird. So wie Fleischeslust ohne Zeugungsabsicht, Wollust (mit zwei oder drei “l“?), Verprügeln der Ehefrau (wahlweise des Ehemannes), Verona Poth, ehemals Feldbusch (nein, die darf auch nicht verprügelt werden...), außereheliche Sexualkontakte (auch die Lewinski-Clinton-Variante) und so viele andere Sachen, die angeblich versuchen (leider kenne ich mich da nicht so aus *heiligenscheinpolier*).
Zwischen den Zeilen ist Pädophilie selbstverständlich mit gemeint, da sie für die katholische Kirche, im Vergleich zur Homosexualität zwischen Erwachsenen, schon immer minderschwer behandelt wurde. Auch hier gilt also: 3 Jahre und schon ist alles gut. – Und bei Rückfall: beichten, büßen und wieder drei Jahre widerstehen.

Damit ist auch geklärt, nach welcher Zeit Versuchungen nicht mehr gebeichtet werden müssen, da die innere Stimme besiegt ist. Das gilt für die Homosexualität und damit auch für die Heterosexualität und jede andere Sexualität.
Willkommen in der Welt des Neutrums.