andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Donnerstag, 13. April 2006, 04:05
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Schuld ist der Bote!

Mäuse sind die besseren Menschen. – Na ja, viele Verhaltensforscher sehen das so und als Versuchsobjekte stimmt das ja auch oft. Sie nehmen nicht so viel Platz weg, sind einfacher strukturiert, fressen weniger, haben einen schnelleren Generationswechsel, sind aber ansonsten fast wie Menschen. Fast.
Gut, es stört einige Leute, mit Nagetieren in einen Topf geworfen zu werden. Diese Tiere strotzen nicht unbedingt vor Intelligent, stellen sich bei Fragen dumm an und haben eine recht schlichte Lebenssicht. Fressen, trinken, schlafen, spielen und ... ähm ja, genau das interessiert die Forscher besonders. Müssen nicht zuerst die einfachen Zusammenhänge verstanden werden, bevor man an die Komplizierten geht?
Da sind zum Beispiel die Wühlmäuse und die Treue ...
Es ist nicht gerade so, dass Nagetiere oft mit diesem Thema in Zusammenhang gebracht werden. Die Tierchen gelten durch die Bank als promisk, was bedeutet, dass sie sehr “flexibel“ in der körperlichen Liebe sind. Ihre Beziehungen ähneln denen vieler menschlicher Großstadtsingle: meistens sind sie alleine und wenn doch mal Männlein und Weiblein aufeinander stoßen, dann hält das nicht länger als einen halben Tag. Oder sagen wir lieber: als eine Nacht. Es gibt nur einen Unterschied: die Mäuse sind noch flotter.
Allerdings gibt es Ausnahmen (wie immer). So leben bei Präriewühlmäusen die meisten Individuen in absoluter Einehe. Aber ein Teil, der sogenannte Bergtyp, hat mit Treue gar nichts am Hut. Hier setzten die Forschungen an.
Wie sich herausstellte, ist bei den treuen Mäusefrauen der Spiegel eines bestimmten Botenstoffes (Oxytoxin) besonders hoch, bei den frei liebenden Mäusedamen aber nicht. Das Gleiche ist auch bei den Mäuserichen zu beobachten, nur bei einem anderen Botenstoff (Vasopressin).
Erhöht man nun den jeweiligen Spiegel bei den Untreuen, so werden sie plötzlich anhänglich, kuscheln viel, kümmern sich gemeinsam um den Nachwuchs – und gehen nicht einmal mehr bei günstigen Gelegenheiten fremd (nein, das Mittel ist noch nicht für Menschen auf dem Markt; kommt aber bestimmt noch).
Umgekehrt werden die normalen Präriemäuse sehr unleidlich, wenn ihnen die Botenstoffe entzogen werden. Dann ist es aus mit der trauten Idylle. Zoff und Ärger ziehen bei Familie Maus ein – und die dann auseinander.

Auf Menschen bezogen soll das auch gelten. Als Beispiel führen die Forscher Frischverliebte an, die von diesen Botenstoffen überflutet werden und darum nie fremd gehen. – Da sieht man mal, wie weltfremd Wissenschaftler sein können ...

Interessant ist eine neue Entdeckung der Verhaltensbiologen: Mäusemännchen sind doppelt so schnell beim Sex, wenn sie andere Männchen in der Nähe wahrnehmen können. Also doppelt so schnell in jeder Hinsicht –inklusive schnellerem Rhythmus und Fertigwerden.
Eifersucht? Konkurrenzdruck? – Die Forscher meinen, dass es daran liegt, dass diese Mäuseriche dann noch ein zweites Mal ... was die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung erhöhen würde ... (Wissenschaft kann so unromantisch sein!)

Also, meine Damen ... Ist ihrer auch immer zu schnell fertig? Dann wissen sie jetzt warum.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Alpha (13.04.06)
hähä. und ich muss ja doch wieder an die fledermäuse denken. die "hodenflieger" und so ... *fg*

 Nicht registrierter Nutzermueller (13.04.06)
Unabhängig davon, dass ich auf unterhaltsame Weise wieder was gelernt habe: Dein Schlussresumée gefällt mir wirklich sehr ... :D Liebe Grüße, Tom
Sally (55)
(15.04.06)
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