andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Donnerstag, 21. Juni 2007, 04:49
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klein ist fein

Ein Mann ist erst dann ein richtiger Mann, wenn er ein Haus gebaut, einen Baum gepflanzt und einen Sohn gezeugt hat, heißt es. In der heutigen Zeit ist das nicht ganz einfach.
Für ein Haus braucht Mann Geld, ein Grundstück und handwerkliches Geschick. Mir wurde mal gesagt, dass ein Fertighaus oder ein Bauauftrag nicht zählen würde; auch nicht die Renovierung eines alten Hauses. Selbst soll die Hand angelegt werden, Wände gemauert, Putz aufgetragen, Holz gesägt werden ...
Solche “Nachträge“ eines Spruchs sind sehr ärgerlich, denn sie verhalten sich wie spezielle Spielregeln, die erst mitten im Spiel verraten werden („Diesen Zug darfst Du jetzt gar nicht machen …“). Und die Verweise auf die Ursprünge einer solchen Weisheit helfen noch weniger: früher ging es um das Heim der Familie (da würde heute oft schon eine Gartenlaube reichen), einen Apfelbaum (oder einen anderen Nutzbaum) und den Stammhalter, der nicht nur gezeugt, sondern auch ehelich geboren sein sollte.
Das ist nicht mehr sehr zeitgemäß.
Angepasst an das Zeitalter der Mietwohnungen kann wohl die Renovierung der eigenen vier Wände anlässlich einer neuen Beziehung gelten (natürlich für Mann und Frau). Allerdings könnte es recht aufreibend sein alle 14 Tage die Wände zu streichen …
Zum Glück gibt es im Spielzeughandel nicht nur Lego zu kaufen, sondern auch Bausätze mit Ton- und Dachziegeln, Holzleisten und Mörtel (der sogar wasserlöslich bleibt und den beschädigungsfreien Abriss gestattet). Sagt der Spruch mit dem “Haus bauen“ etwa etwas über die Größe aus?

Ähnlich funktioniert das auch bald mit dem Pflanzen eines Baumes. Laut der “Landscape Plant News“ (siehe: SPIEGEL vom 20. Juni 2007) haben Forscher an der Manipulation von Wachstumshormone bei Bäumen gearbeitet und können jetzt Pappeln und einige andere Bäume in ihren maximalen Größen festlegen. Das ist nicht nur praktisch für Heckenbesitzer, die dann vielleicht keine Heckenscheren mehr brauchen oder für Besitzer von DIN-A4-Gärten, sondern auch für Männer, die endlich zum “richtigen“ Mann werden wollen. Einfach irgendwo so ein Zwergbäumchen pflanzen, wieder ausgraben und zuhause auf die Fensterbank stellen.
Mir stellt sich nur die Frage, ob nicht vielleicht schon das Umtopfen eines Baumes reicht: Zimmertanne, Bonsai, Gummibaum … So nötig erscheint da eine Zwergzüchtung gar nicht mehr. Wozu sollte ich mir tulpengroße Pappeln in den Garten setzen, die nicht einmal gegen Gänseblümchen konkurrieren können?

Bleibt also noch das Zeugen eines Sohnes.
Nun … nicht so ganz einfach, da bei diesem Spiel noch jemand Zweites mitspielt. Obwohl … das Zeugen selber dürfte nicht so schwierig sein: es wird ja häufig genug geübt. Aber wie soll Mann sicher sein, dass auch ein Sohn heraus kommt, wenn doch die Frau (die zur “richtigen“ Frau werden will) eher eine Tochter will?
Entgegen der Berichte ist auch ein mehrfaches Versuchen angeraten, denn nur etwa ein Viertel der befruchteten Eizellen wächst heran (allein 10 % sind Doppelbefruchtungen, die der weibliche Körper noch vor der ersten Teilung abtreibt – ein Problem, das mir die katholische Kirche nie hinreichend erklären konnte …) und bei denen hat Mann nur eine 50:50 Chance. – Dumme Sache: nach so vielen Versuchen hat Mann dann auch noch eine Frau am Hals (und die Frau einen Mann, was ja angeblich viel schlimmer ist).
Mir ist nicht begreiflich, warum die Forschung nicht daran arbeitet. Die Lösung ist doch so einfach: Zwergmenschen.
Ich meine natürlich keine “natürlich“ kleinen Menschen, sondern eine wirklich praktische Größe: das Barbie-Puppen-Maß. Die Kleidung ist leicht zu beschaffen und modisch immer vorne, die Ernährung ist preiswert („Möchtest Du eine oder zwei Nudeln zum Abendbrot?“) und das Kindergeld wird nicht nach Größe bezahlt. Auch das selbstgebaute Haus hat endlich einen Bewohner, die Zwergbäume können im nachwuchseigenen Garten stehen und die Kinderzimmer schrumpfen auf Schrankgröße.
Schwangerschaften werden (zumindest für eine Generation) total leicht und problemlos; nicht einmal die Figur leidet! – Da sind dann auch mal mehrere Geburten hintereinander oder Mehrlingsgeburten akzeptabel. Die Geburtenrate schnellt also in die Höhe, Abtreibungen werden unnötig und die deutsche Bevölkerung wächst rapide (wenn auch nicht größentechnisch …). Sogar die Gehirngröße passt sich dem politisch geforderten und von den Medien geförderten Maßen an. – Und … ach ja: als Computerersatz können Handys benutzt werden. Die Tasten haben eh die richtige Größe ...

Also, liebe Forscher: macht endlich einmal etwas Vernünftiges. Denkt an die niedrigen Rohstoff- und Heizkosten, an die Überbevölkerung, an die Umweltverschmutzung und an den Kohlendioxidausstoß der unnötig großen Menschen. Die Vorteile überwiegen eindeutig.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

Ropa (33)
(21.06.07)
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