andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Donnerstag, 25. Dezember 2008, 01:51
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Geschenke

Weihnachtszeit = Geschenkezeit. Das ist Tradition oder … wie meine Mutter sagen würde: „Das war schon immer so.“
Nun ist es sicherlich müßig darüber zu lamentieren, ob dieses Gehabe um Geschenke nötig ist oder nicht. Es gibt es einfach, die meisten Leute wollen es (eher nehmend als gebend) und abschaffen lässt sich eine solche Tradition nicht so einfach. Warum auch? Die Leute wollen solche Festtage. Und: „Das war schon immer so.“
Woher die Tradition stammt, ist nicht genau geklärt. (und soll hier auch nicht behandelt werden). Vielleicht standen aber auch die ersten Missionare vor dem Problem, dass die gerade Bekehrten Ex-Heiden zu dem Thema “Geschenke um die Wintersonnenwende“ sagten: „Das war schon immer so.“

Was fällt uns regelmäßig am ersten Weihnachtstag auf, nachdem die erste Freude (bzw.: Frust, Verständnislosigkeit, ungläubiges Staunen oder was auch immer) über die Geschenke verflogen ist? – Nein, nicht, dass es wieder viel zu wenige waren und überhaupt die falschen, sondern: irgendwie schenkt jeder anders. (Wie bitte: daran haben Sie noch nie gedacht? – Dann aber hurtig! – Immer schön auf den Kolumnisten hören.)
Es gibt nämlich unterschiedliche Arten von Schenkenden (die undankbaren Beschenkten kommen ein anderes Mal dran) und das ist manchmal ziemlich nervend. Nehmen wir etwa diejenigen, die etwas “Sinnvolles“ oder “Praktisches“ schenken wollen … kluge Nachschlagebücher für Kinder, Benimmbücher für Unangepasste, die vierte Akku-Bohrmaschine für die Heimwerkerin oder das Silberputztuch für den Gepiercten. - Hier sind natürlich nur die Geschenke aufgezählt, die zumindest in die Richtung “Brauchbares“ zielen. Scheußliche Pullover für die heimische Sammlung scheußlicher Pullover, HO-Bahnhöfe für den Spur-N-Sammler oder eine Mini-Fritteuse für die Großfamilie zeugen nur noch von Fehleinschätzung – oder von Ignoranz. Eine Ignoranz übrigens, die es vermutlich schon in der Steinzeit gegeben hat. Etwa, wenn es anstatt eines hübschen Steinmessers nicht ein Paar speichelgegerbte Mokassins gab, sondern nur wieder eine altmodische Keule für die Keulensammlung im hinteren Teil der Höhle.
Ignoranz ist übrigens ein gutes Stichwort beim Thema Geschenke. Die Spreu trennt sich vom Weizen, in die Schenkenden, die (wie auch immer) an den Beschenkten denken und in die, die dabei andere Sachen im Kopf haben (etwa: es muss teuer sein, es muss teuer aussehen, es muss schnell zu besorgen sein, es liegt noch bei mir im Schrank, darüber hätte ich mich in dem Alter gefreut, das braucht ein Mann / eine Frau, das gehört sich so, das habe ich im Dutzend billiger bekommen …). Ehrliche Ignoranten schenken Süßigkeiten, Sekt oder Blumen, an Männer auch mal schwarze Socken. Unehrliche Ignoranten sind schwer zu überführen, denn sie tarnen sich und schenken oft ähnliche Sachen, wie sie von den wirklich Interessierten – aber Unfähigen – kommen.
Nun gibt es aber bei den Schenkenden viele Mischformen. Ja, manchmal kommt es sogar auf die Beschenkten an, ob jetzt ignorant oder interessiert geschenkt wird. Vielleicht sollte darum gar nicht von Typen der Schenkenden gesprochen werden, sondern von Formen des Schenkens. Wobei wir wieder bei einem anderen Thema wären … ähm … oder bei dem klassischen Problem von Kolumnen, die irgendwo den Faden verloren haben.
Aber auch das war wohl schon immer so.


A.G.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 BrigitteG (25.12.08)
Das war Gedankenübertragung - während ich Deine Kolumne las, dachte ich sofort spontan an eine Ein-Personen-Fritteuse, die recht schnell mehrfach die Besitzer gewechselt hat *g* - und sie wurde erwähnt!
wupperzeit (58)
(25.12.08)
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