andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Donnerstag, 10. September 2009, 18:15
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echt Banane

Eigentlich wollte ich endlich mal das große Thema ”Liebe” anpacken, aber ein langes Telefongespräch hielt mich gestern davon ab zu schreiben und heute drängte sich mir etwas anders auf: auf eines der Dortmunder Denkmäler soll eine dreißig Meter große Banane gesetzt werden und zum Wahrzeichen der Kulturhauptstadt Dortmund 2010 werden.

Wenn es um Früchte geht, so ist die Banane sicherlich in aller Munde. Zum einen ist sie gesund und sattmachend, zum anderen ist sie in mehrfacher Hinsicht sprachbildend tätig gewesen.
Ein sportlicher Klassiker ist etwa die Bananenflanke im Fußball. In der Mode ist der Bananensattel ein echtes Highlight, filmisch hatte die Bananenschale über viele Jahre ihren festen Platz, kulinarisch gilt Bananensplit als Dauerbrenner und technisch ist der Bananenstecker ziemlich verbreitet. Physiker sprechen von Bananenverbindungen bei Molekülen und viele Hobbysportler sind gerne auf Bananenbooten unterwegs.

So finden sich noch weitaus mehr Wortspiele, Anspielungen und Namensgebungen. Mal ist es die Form der Banane, die gemeint ist, mal die Farbe, der gesunde Cocktail der Inhaltsstoffe, die politische Situation in den Anbaugebieten oder der (angeblich) häufigste tierische Konsument.
Die gängige Handelspraktik hat auch zum Begriff Bananenprinzip geführt, das ironisch den Umstand meint, dass Produkte “unreif“ zum Kunden kommen, um erst dort zu reifen (ein beliebtes Phänomen bei Software und auch ansonsten zunehmend). Das darf nicht mit dem Begriff Bananenrepublik verwechselt werden, hinter dem sich ein völlig anderes Prinzip versteckt. Da kann man wirklich Banane werden.
So schafft es die Banane als die vielleicht gesündeste Frucht zu gelten und gleichzeitig für Narrentum und Unfreiheit zu stehen, Halbfertiges zu bezeichnen, Wohlstand zu meinen (Stichwort “Wiedervereinigung“) und in die Erotik Einzug zu finden (wobei der laszive Charakter oft schon viel zu plump ist und darum nur angedeutet wird).

Als Markenlogo scheint die Banane nicht zu taugen. Sie ist dort auch kaum zu finden, obwohl sie doch eine Mineralienbombe ist, mit der sich Hersteller von Zusatznahrungsmitteln schmücken könnten. Offenbar leidet die Frucht durch die dunklere Seite der Wortverwendung nur für Bananenprodukte und Spaßbotschaften.
Das ist schon schade, denn es gibt so viele Facetten, die im Zusammenhang mit der Banane gar nicht beleuchtet werden … apropos Beleuchtung: bei den Bananenlampen sind sich die Hersteller nicht einig, ob sie jetzt die gelben und gebogenen Lampen oder die aus Bananenblättern gefertigten Lampen meinen sollen. – Das aber nur am Rande.
Die Banane kommt aus … ähm … Afrika? - Bananenfressende Schimpansen sind jedem präsent, aber trotzdem kommen die vom Menschen genutzten Bananen aus Asien (Malaysia? Indonesien?) und wanderten erst durch den Menschen nach Afrika ein (später dann nach Süd- und Mittelamerika, auf die Kanarischen Inseln und, und, und …). Dabei sind die Früchte botanisch gesehen Beeren, was aber keine große Rolle spielt, weil in dieser Hinsicht eh ein großes Durcheinander herrscht (über Erd- und Himbeeren wollen wir in diesem Zusammenhang gar nicht reden).

Aber zum Thema zurück:
Was will uns der Künstler Thomas Baumgärtel damit sagen, eine riesige Stahlbanane auf einen ehemaligen Hochofen zu setzen? Welche Botschaft vermittelt so ein Ding an den unbeleckten Betrachter, der noch nichts von der Bananenkunst gehört hat?
Wird es als Werbegag eines Bananenimporteurs verstanden?
Kommen den Leuten die wertvollen Inhaltsstoffe in den Sinn?
Denkt jemand an das Unreife – und das Nachreifen zuhause?
Wird es so verstanden, dass Kunst und Kultur auch Spaß machen kann?
Fühlen sich die Dortmunder Bürger und Bürgerinnen zum Affen gemacht?
Sieht jemand dahinter eine Kritik an die politischen Zustände?
Heißt es bald nicht mehr: “macht Schwerter zu Pflugscharen“, sondern: “macht Stahl zu Bananen“?
Oder: früher war Dortmund Deutschlands Bierstadt. Jetzt gibt es hier nur noch eine große … Banane?

Vielleicht denkt auch jemand an: “Zwei Apfelsinen im Haar und auf dem Dach ne Banane …“ (ja, es war ursprünglich die Hüfte mit den Bananen, aber auch die Musik wandelt sich) … oder an die schwarz-gelbe Borussia (der Fußballverein) … oder an das große U auf dem Dach der ehemaligen Union-Brauerei, das bisher als Wahrzeichen galt … oder an die internationale Bedeutung der Banane …

Im ersten Moment mochte ich die Idee mit der Riesenbanane nicht, doch inzwischen freunde ich mich immer mehr damit an. Irgendwie passt das Ding prima zu der tollen Grundidee: das Ruhrgebiet (53 Kommunen!) soll die Kulturhauptstadt 2010 sein!
Das ist wirklich …

[exturl=]Zeitungsbericht[/exturl]



Andreas Gahmann

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 BrigitteG (10.09.09)
Oh, es exisitiert allem Anschein nach ein morphogenetisches Bananenfeld...  schau mal hier *g*
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