Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Sonntag, 23. Juni 2013, 20:25
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Freiheit für die Raubtiere?

von  SchorschD


Freiheit für die Raubtiere?

"Freiheit, die ich meine" heißt ein Volkslied". Sicher wird niemand allen Gedanken in diesem zustimmen. Aber ein Problem, das die Menschen schon immer berührt, stößt es an. Ist Freiheit das Recht des Stärkeren? Hat ein Mensch mit einer sehr hohen Intelligenz die Berechtigung, zu tun, was er für richtig hält, weil er -denkt er- alles besser weiß? Hat jemand das Recht und die Freiheit, Strafen für Verbrecher selbst festzusetzen, wenn er meint, die bestehenden Gesetze seien zu lasch? Ein philosophisches Problem, das viel durchdacht wurde, das wohl nie endgültig gelöst werden kann, aber eines ist sicher und auch notwendig. Was darf Freiheit, die gemeint wird, nicht? In der Schule lernte ich einmal, dass meine Freiheit dort aufhört, wo Rechte und Wohlergehen anderer eingeschränkt würden. Eine typische Schulweisheit, denn sie löst das Problem nicht, sondern wirft neue Fragen auf, Die Nation, deren Angehörige fest davon überzeugt sind, dass bei ihnen die Freiheit wohnt und sie das freieste Volk der Welt vorbildlich repräsentieren, ist die USA.
Da lohnt es sich, aus der Geschichte der USA ein paar Gegebenheiten genauer anzuschauen um nachzusinnen: Was meinen sie denn mit "Freiheit"? War es Freiheit, dass der Kommunistenjäger Joseph Mc Carthy in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts seinen Ruhm mehren wollte, indem er überrall verkappte subversive Elemente Moskaus durch Denunzation entdeckte? Ist es Freiheit, wenn der amerikanische Geheimdienst Profihacker anstellt, die auf der ganzen Welt alles ausschnüffeln sollen? Singen die US-Bürgerinnen und US-Bürger zu Recht in ihrer Nationalhymne vom Land der Freien und der Tapferen? Kann man es den tapferen Bewohnern glauben, wenn sie in einer ihrer Nebennationalhymnen, nämlich "America the Beautiful" verkünden, Gott müsse ihre Güte krönen? In einer weiteren "Nebennationalhymne", die die Überschrift "God Bless America" trägt, fordern sie dazu auf: "Lasst uns Treue schwören dem Land, das frei ist" und " Lasst uns dankbar sein für dieses so gerechte Land". Aha, so ist das also, wenn ein Weltkonzern mit Hilfe seiner Schädlingsbekämpfungsprodukte fruchtbare Ackerflächen kaputt macht. Natürlich weiß ich, dass nicht alle in den USA so denken, aber die Mächtigen, die ihre Interessen rücksichtslos durchsetzen dürfen.
Freiheit heißt für sie, Ellenbogenfreiheit für die mit den stärksten und eckigsten Ellenbogen, Waffen für die Bevölkerung ohne Ende zu produzieren, den europäischen Sozialstaat durch ein Freihandelsabkommen zu erledigen. Das ist eines ihrer nächsten Ziele. Diese Raubtierkapitalisten möchten in einen Vertrag mit der EU reinschreiben, dass unsere Sozial- und Gesundheitsstandards aufgeweicht werden. Natürlich nennen sie das anders. Man nennt dies Deregulierung und meint damit, dass sich die Wirtschaft die Rosinen herauspickt und unangenehme Aufgaben dem Staat überlässt. Das hat dann noch einen Synergieeffekt. Man kann voll Freude behaupten, dass staatliche Einrichtungen nur Verluste machen können.
So nimmt sich ein Busfahrer z.B. in Alabama die Freiheit, nicht anzuhalten, wenn an der Haltestelle nur Farbige warten und einsteigen wollen. Der Bus ist weniger ausgelastet, der Ertrag der öffentlichen Verkehrslinie sinkt.
Und somit kann ich nur die Verfasser unseres Grundgesetzes preisen. Denn sie haben nicht hineingeschrieben, dass die Raubtiere unbegrenzte Freiheit haben sollten, sondern dass wir eine freie und soziale Marktwirtschaft organisieren sollen.

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