Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 03. April 2013, 22:57
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DaDaDa oder Metzgerfüllsel

von  Lala


Die unnötigste Form der Zelluloid-Verschwendung oder moderner gesagt von Plattenplatz ist m. E. die Erstellung sogenannter „Making Offs“ auf Film-DVDs oder BlueRays.

Anfangs, keine Ahnung wie lang das schon her ist?, anfangs dachte ich noch: Wow, super, ein Makin Off, ein Blick hinter die Kulissen. Dass muss kurz nach der Erfindung der DVD gewesen sein und der Erkenntnis der Produzenten, dass 90 oder gar 180 Minuten Filmmaterial eine DVD nicht füllen.

Wobei mir einfällt, dass die Qualität von Musikalben unter anderem auch darunter litt, dass irgendwelche Schwachmaten der Meinung waren, dass man eine CD nicht nur mit 30 Minuten Musik füllen dürfe. Zappa war zu seinem Glück ein Künstler der hauptsächlich seine Spuren in LPs einritzte und gar nicht erst in die Verlegenheit gekommen ist, auf Teufel komm raus ein ideenloses Metzgerfüllsel in digitale Speichermedien zu pressen. Und die diversen 30 Minuten Scheiben dieses Herren oder die aus heutiger Konsumentensicht 36 Minütige Frechheit von Cat Stevens (Tea For The Tillerman) gelten heute ja auch zu Recht als Meisterwerke und nicht als Nepp. Auch die großgeniale Scheibe des Trios aus Großenkneten begnügte sich mit guten 38 Minuten. Da kam keiner auf die Idee und meinte, dass dem Konsumenten eine halbleere Flasche nicht zum vollen Preis angedreht werden dürfe.

Klar, die anderen, die mit den endlosen Gitarrensoli sowieso, die In-a-gadda-und-dann-immer-wieder oder mit Stücken wie „Essen ist fertig“ 23 Minuten exquisit auf die B-Seite der LP brachten oder wie Klaus Schulze mit zwei Stücken, Wahnfried und Bayreuth knapp 60 Minütige Klangteppiche ins Venyl einer Scheibe webten, die gab’s auch schon damals. Aber heute wagt es doch kaum noch einer mit einer halben Stunde gut gemachter Musik 12,50 € zu verlangen? Erst kürzlich musste ich mitanhören wie eine Idee auf 15 Songs mit der Laufzeit 59:50 ausgewalzt worden ist. Wobei 30 Minuten eigentlich keiner Idee folgten, sondern nur langweiliges Geräusch war. Aber nicht dass Sie denken, ich schweife ab. Nein. Mit Film DVDs oder jetzt sogar mit Blue Rays, die den Platz, die Leere für Milliarden von Nullen und Einsen einer DVD sogar noch verdoppeln, ist es ganz genauso.

Bei VHS Kassetten gab’s kein Hauptmenu und kein Making Off. Reinlegen, abspulen, auswerfen und fertig. Das geht natürlich nicht und also presst man einfach Füllsel, genannt Making Off in den goldenen oder silbernen Darm.

Wer sich diese Machwerke anschaut, wird in der Regel mit folgendem Inhalt konfrontiert: Aufblende und eine Produzentenfresse (sitzend – die Arbeit ist getan) in der Halb- oder der Amerikanischen Totalen vor schwarzem Hintergrund, die kundtut: Es hätte keinen Zweifel gegeben, dass wir total zufällig, ein tolles Drehbuch in die Finger bekommen hatten oder daran, dass es keinen besseren Verfasser als Ernest Scribbler hätte geben können. Als wir uns im Team darüber Gedanken machten wer dieses tolle Drehbuch verfilmen könnte, wussten wir sofort, dass es nur Dieter – The Didi - Jackalala sein konnte. Gegenschnitt auf das Gesicht der Hauptdarstellerin: Didi war der beste Regisseur für den Stoff. Wir hatten sofort gespürt, dass er immer wusste wohin unsere Reise gehen sollte. Und nun sind wir da. Gegenschnitt auf das Gesicht des Hauptdarstellers: Er hat uns ganz schön rangenommen und mehr als einmal dachte ich nur – lächelt – dieser Schweinehund. Schnitt und schnelle Einspielung von diversen Originalszenen und Didi Jackalala bei theatralischen Anweisungen. Dann kommt der Kameramann, die Nebenrollen und bis zum letzten Best Boy hätte der Scheißfilm aus keinem anderen Anus besser ausgekackt werden können.

Ein Making Off? Ist in der Regel eine Verdauungsform der Vermarktungsstrategie. Langweilig und Metzgerfüllsel. Wie sehr wünschte ich mir ein Making Off in dem beim nächsten öden Gegenschnitt auf die voll authentischen Kommentarfressen samt ihrer Kommentare, der Hauptdarsteller im selben begeisterten Tonfall berichtet, dass nur er dem Regisseur Jackalala einen blasen musste. Wer es immer noch nicht verstanden hat: Making Offs funktionieren wie das Normleben in kV oder Krähenwinkel. Alle sind die Besten und sagen „Cheese“ wenn der Fotograf auf den Auslöser klickt – leider gibt’s hier keinen Auslöser mehr und die Kameras laufen pausenlos und damit produzieren wir uns hier auch pausenlos so wie in einem Making off, statt wie‘s Trio aus Großenkneten nach einer guten halben Stunde zu singen: Bommerlunder, and wie gonna go home bzw.: Los Paul, Du musst ihm voll in die Fresse hauen!, das ist die Gewalt, die wir sehen wollen, wenn auch nicht spüren woll'n.

In diesem Sinne.


PS: Wer ein gutes und umfassendes Making Off sehen will, der sollte sich das zu „Dr. Seltsam oder Wie ich lernte die Bombe zu lieben“ reinziehen.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Lluviagata (04.04.13)
Was du auch wieder für exquisite Wünsche hast! :D

Recht hast du! Schön, dass du meine Meinung schon mal vor-feuilletoniert hast ... bloß, ganz so versaut hätte ichs nicht geschrieben. ;)
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