Wüstenmohn-Kapitel 5_

Roman zum Thema Abenteuer

von  knud_knudsen

Kapitel 5

„Vater und Sohn“ stehen in einer Menschentraube vor dem Bus, der seine quirlige Fracht ausspuckt.
Der Busbahnhof von Quetta ist eine moderne Anlage umgeben von noch moderneren Geschäftshäusern Achmed zieht Pierre aus der Masse und verschwindet mit ihm im angrenzenden Basar der Altstadt. Das reine Kontrastprogramm. Eben noch in der Neuzeit, reihen sich hier, in mittelalterlichen Gebäuden, Geschäft an Geschäft. Sie betreten einen Gemüseladen, Achmed begrüßt freudig den Inhaber und auch Pierre strahlt diesen an, als wenn sie alte Bekannte wären. Machmud, der Eigentümer, führt beide in den hinteren Teil des Ladens und öffnet eine Seitentür, durch die sie schlüpfen. Sie stehen auf einer schmalen Gasse, hinter dem Basar, nicht breiter als zwei Meter. Das Kind geht zügig voran, biegt in Seitengassen ab und klopft an eine schmale Pforte, die in eine hohe Umgrenzungsmauer eingelassen ist. Stille. Zögernd öffnet sich die kleine Tür und ein turbanbewehrter, vollbärtiger Mann, mittleren Alters schaut vorsichtig heraus. Als er Achmed sieht nickt er und  Pierre zwinkert er kurz zu, dann zieht er beide hinein und schließt das Tor..Pierre sieht sich um, erstaunt von dem was er sieht. Der  Innenhof wird von zwei großen Gebäuden flankiert. Es herrscht buntes Treiben. Junge Männer in Landestracht und schwer bewaffnet, Frauen in der traditionellen Burka, dem Frauengewand das sie verdeckt. Als die Frauen ihn sehen gehen sie, ohne Hast in ein Nebengebäude. Pierre will gerade Achmed etwas fragen, als er feststellt, dass der Junge wie vom Erdboden verschwunden ist. Er steht allein da und eine Gruppe Männer kommt lachend auf ihn zu. Noch bevor sie ihn erreichen, bleiben sie, wie auf ein geheimes Kommando hin, stehen und schauen zur Freitreppe hin, die das Hauptgebäude mit dem Hof verbindet. Im hinteren Teil des Hofes stehen,  militärisch ausgerichtet, vier alte Lastkraftwagen mit offener Ladefläche auf der sich jeweils eine Ladung Melonen türmt. Auch Pierre schaut zur Treppe auf der ihm ein jüngerer Mann, die Kalaschnikow umgehängt,  entgegenkommt. Der Mann hat feinere Gesichtszüge als die anderen, seine Haut ist etwas heller, sinnliche Lippen und tiefe, ja fast sanfte Augen. Pierre geht ihm entgegen und er fühlt instinktiv, dass dieses sein Ansprechpartner sein wird. “Hattest du eine gute Reise?“ spricht ihn der Unbekannte mit sanfter Stimme an. Pierre hat seine erste Überraschung überwunden, er ist beeindruckt von den Charisma das von dem Fremden ausgeht. Er kennt diesen Typ Mann, bestimmend, zuverlässig und sehr hart in der Sache. „Ja, danke“ entgegnet er. Schon hat der Fremde seinen Arm weich um Pierre`s Schulter gelegt und drängt ihn die Treppe hinauf in`s Haus.
Auf dem Hof geht das Treiben, dass er kurz unterbrochen hat, weiter.
Die Eingangshalle ist dunkel und angenehm kühl. Von hier führt eine geschwungene Freitreppe in das obere Stockwerk. Im Erdgeschoss gibt es ein duzend Türen zu den anderen Räumen. „Ich bin Abu ben Kathar, der Führer des Widerstandes gegen die Kommunisten, in Alubistan und heiße dich, meinen Bruder, herzlich willkommen“, hebt er ohne Einleitung an. „Du willst dich sicher erst einmal erfrischen ? Einer meiner Leute wird dich auf dein Zimmer begleiten“, Mit diesen Worten, winkt er kurz einem jungen Mann zu , und lässt Pierre stehen. Der Junge führt Pierre die ausladende Treppe hinauf in das Obergeschoss und bleibt vor einer Tür stehen, nickt ihm zu, und ist auch schon wieder verschwunden. Vorsichtig öffnet der Franzose die Tür. Ein großer Raum, überladen mit wertvollen Einrichtungsgegenständen, empfängt ihn. Das Fenster führt zum Hof und Pierre schaut durch die arabischen Fensterläden hinaus. Immer noch das gleiche Treiben und auch die Frauen sind zurückgekehrt. Dann sieht er Achmed, der mit Gleichaltrigen im hinteren Teil spielt, wie ein ganz normales Kind. Ein Kind des Krieges, denkt er und öffnet die Tür zum Bad. Vor dem Spiegel prüft er sein Äußeres. Sein mit Mastik befestigter Bart hat sich an manchen Stellen etwas gelöst und darunter wächst schon, schwarz und stark, sein  Barthaar. „Den Falschen kann ich bald abnehmen“, denkt er noch und lässt sich warmes Wasser ein. Nach einem ausgiebigen Wannenbad kehrt er in das Zimmer zurück. Neue Kleider und, das ist ihm wichtig, auch Waffen, liegen für ihn vorbereitet auf dem  Bett. Schnell kleidet Pierre sich an, korrigiert den Bart und nimmt seine Bewaffnung in Augenschein. Eine Kalaschnikow, mit Granatengerät, eine
.44 er Magnum, Marke „Desert Eagle“, mit Laser- Zieleinrichtung und ein  Jagdmesser. Er nickt zufrieden und streckt sich auf dem Bett aus.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram