Meine tollwütigen Träume

Text

von  klaatu

Meine tollwütigen Träume
pinkeln stetig neue Feindbilder
in den nassen Zement

&

hinterlassen immer wieder
obszöne Beleidigungen
auf den Anrufbeantwortern der Götter.

***

Vor meinen Fenstern

hat die Welt ihre Vorhänge zugezogen,
doch noch immer kann ich hören,
wie sie draußen Regenbögen anschreien

- die Türen meiner Wahrnehmung sind verschlossen,
doch ich spähe verschämt durch das Schlüsselloch:

Da mäht ein Mann pflichtbewusst den Rasen,
während hinter ihm sein Haus abfackelt,

Menschen führen Hunde ohne Beine
trotzig an der Leine spazieren

&

ein leeres Goldfischglas
treibt verloren
in einem endlosen Ozean.

***

Meine tollwütigen Träume
spielen "Wo ist Walter?"
mit der Wirklichkeit

&

ich bewege meine Lippen synchron
zu den Stimmen in euren Köpfen.

***

Dabei wollte ich nie euer Schlachtfeld sein,
keine Leinwand für gescheiterte Weltbilder,

doch selbst im Schlaf
suche ich nach Wahrheit
zwischen all den Werbespots.

***

Ihr könnt nicht
ernsthaft von mir erwarten,
dass ich eure Alpträume
auch noch mitträume!?

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Kommentare zu diesem Text


 eiskimo (06.05.23, 19:28)
Mir macht der rasenmähende Mann Angst, der das Inferno hinter sich nicht wahnimmt. Von der Type gibt es erschreckend viele. Immerhin bleiben dadurch auf dieser gebeutelten Welt ein paar streng abgezäunte, grüne, auf 13 Millimeter runter rasierte Mustergärten.
Aber das brauchst Du wirklich nicht mitträumen.
ciao
Eiskimo

 klaatu meinte dazu am 19.05.23 um 15:27:
Sorry für die späte Antwort, bin derzeit nicht mehr oft online.

Ja, alles muss man wirklich nicht mitträumen. Es gibt Grenzen. Meine eigenen Alpträume reichen mir.

LG
k
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