Der Laternenmann

Lied

von  JohannPeter

(Für Susi und Uta)

 

 

Er kam sommerabends, viertel vor Zehn

Mit seinem klapprigen Rad

Und seinem Stock mit dem Haken daran

Und machte Licht in der Stadt

Lehnt’ das Rad an den Laternenmast

Stieg auf die schmale Leiter

Zog dann am Gashahn, ganz langsam wurd’s hell

Und fuhr gemächlich weiter

 

Doch ehe er losfuhr, schaute er auf

Das Licht, das er eben entfacht

Prometheus am Stadtrand, als wollte er sagen:

Fürchtet nun nichts bei der Nacht

Und manchmal durften wir an seiner Hand

Auch mal das Licht entzünden

Und wo es uns aufging und allen schien

Uns sehn und einander finden

 

Da lag nun die Straße in sanftem Licht

Die Steine wurden lebendig

Weiß nicht, ob er selbst das jemals so sah

Uns schien dieses Leuchten unendlich

Bis dann ein Morgen kam mit großem Licht

Das Gaslicht ein schwaches Gefunkel

Er sollte es löschen, kam aber nicht

Und es brannte bis ins nächste Dunkel

 

Da lag nun das Straßenpflaster kalt

Und stumm in dem gelben Schein

Auch die flirrenden Schatten der Falter im Licht

Hauchten ihm kein Leben ein

Die Laternen sind heute verschwunden und kühl

Fällt helles Licht auf helle Fassaden

Und gibt uns ein sonderbar flaches Gefühl

Was immer wir auf uns geladen

 

Und auch der da neben uns geht in dem Licht

Muß nicht unsre Nähe finden

Bei soviel Licht find’t er allein seinen Weg

Von soviel Licht kann man erblinden...

Komm, alter Mann, zünd die Lichter an

An Sommerabenden, Viertel vor Zehn

Dass wir, wohin wir immer dann gehn

Den, der mit uns geht, sehn und verstehn.



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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (06.05.23, 22:41)
Die Umrüstung auf Energiesparlampen hat das heimelige Gaslicht ausgelöscht. Ich weiß allerdings nicht wann der Laternenmann oder Laternenknecht abgeschafft wurde.
Mir gefällt dieses Lied sehr gut. Würde gern wissen, welche Melodie Du ihm zugedacht hast.

Liebe Grüße
Alma Marie

Kommentar geändert am 06.05.2023 um 22:43 Uhr

 JohannPeter meinte dazu am 06.05.23 um 23:08:
Bei uns, einer anhaltischen Kleinstadt, war das in den 60er Jahren. Eine solche Laterne stand direkt an unserem Spielplatz, und der Laternenmann wohnte in der Nachbarschaft.
Ich habe den Text selbst vertont, ist aber hier musikalisch freilich nicht vorzustellen.
Liebe Grüße - JohannPeter.

 AlmaMarieSchneider antwortete darauf am 06.05.23 um 23:25:
Ja doch, man kann hier auch mit Ton arbeiten. Ich weiß aber nicht wie und was zu tun ist. 
Teolein könnte da Ratschläge geben. Er vertont oft seine Gedichte.

Liebe Grüße
Alma Marie

 JohannPeter schrieb daraufhin am 06.05.23 um 23:30:
Aha, danke! Im Moment bin ich nicht so gut an den Instrumenten, hatte eine Hand-Op (Karpaltunnel), es wird sicher noch dauern. 
Liebe Grüße und Gute Nacht! - JohannPeter.
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