andi(e)stirnschlag
Kleinlichkeiten
Eine archivierte Kolumne von AndreasG
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Streugut
Es ist kalt in Deutschland. Endlich. Selbst in Dortmund haben wir Temperaturen unter dem Gefrierpunkt - und das seit Tagen.
Der Schnee bleibt liegen. Was am Wochenende gefallen ist, liegt immer noch an den nicht begangenen und befahrenen Stellen und gibt selbst unserem ungepflegten Vorgarten einen Hauch von Schönheit. Ich mag das, aber eines mag ich nicht: Schnee fegen.
Noch schlimmer ist es Salz zu streuen. Der Gehweg darf keine Gefahr darstellen, muss begehbar sein. Ich möchte nicht, dass jemandem etwas durch meine Schuld passiert. Aber Salz ist falsch. Es vergiftet die Böden und macht den Tieren zu schaffen; - nicht nur Hunden und Katzen. Zum Glück gibt es Streugut.
Aber ich hatte nichts mehr im Haus. Der Versuch, schnell bei Edeka (ja, der mit den jungen Verkäuferinnen) etwas zu finden scheiterte. Salz, mehr gab es nicht.
Also zog ich Montag los, um die Vorräte aufzufrischen. Ab in den Baumarkt, da gibt es im Winter bestimmt Streugut. Dachte ich.
„Gartenabteilung. Draußen beim Kies,“ sagt die Verkäuferin, die gerade ein Regal mit Glühbirnen bestückt. Also einmal quer durch den Laden, ganz nach hinten und dann in den umzäunten Außenbereich. Alles liegt da wie tot. Gefrorene Seen auf den leeren Tischen für die Blumen. Im Geiste sehe ich schlittschuhfahrende Mäuse darauf. Weiße Häubchen auf den Zaunpfählen, weiße Decken auf den Euro-Paletten mit Blumenerde und Grillkohle, weiße Kissen auf den grünen Gartengießkannen und ein harschiges Knirschen unter den Schuhen. Ich frage zwei Verkäufer, die schlecht gelaunt Grillroste auspacken.
„Wir haben nur noch Sand,“ höre ich. „Spielkastensand.“
Also wieder raus und nach Real. Das ist ein großer Supermarkt, die werden doch bestimmt mitgedacht haben...
Aber da stehe ich dann. Kein Streugut, kein Salz. Stattdessen Sonnenschirme, Relax-Stühle, Gartentische und bunte Auflagen. Und Grillkohle, Grillanzünder und verschieden Grillsorten. Ende Februar: in Deutschland hat die Grill-Saison begonnen.
Das kleine Mädchen auf dem Parkplatz vor dem Baumarkt fällt mir ein. Acht Jahre alt, denke ich. Wie sie ihren Vater mit großen Augen anschaute und fragte: „Papa, grillen wir heute abend? Bitte.“
Und ich hab‘ noch gelacht...
Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag
So sollen Kolumnen sein, finde ich.
Aber irgendwie finde ich das Ende etwas zu abrupt oder zu offen. Hast Du denn nun irgendwo Streugut bekommen, - da hätte ich mir irgendwie noch einen Schluss gewünscht, was denn nun mit dem Bürgersteig passiert. Wie wäre es mit gestreuter Grillkohle auf dem Schnee oder sowas. Mir fehlt der Bogen zurück zur Ausgangshandlung.
Aber ich freu mich schon auf nächsten Donnerstag.
Verschneite Grüße, Viola
