andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Donnerstag, 31. März 2005, 01:24
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Motor aus! Es stinkt!

So. Haben wir das auch wieder hinter uns...
Diese ständigen Feiertage aber auch. Immer läuft es gleich ab: an einem Tag zu ihren Eltern, am nächsten Tg zu meinen. Toll geplant, dass es an den Festen immer zwei Tage sind.
Gut, wir haben von der Zeit nichts als Laufer- und Fahrerei, aber was soll’s? Hauptsache der Pflicht ist Genüge getan. So auch dieses Ostern.

Und so sitzen wir am Sonntagabend endlich im Auto und denken uns: ‚Puh, die erste Hälfte haben wir hinter uns’.
Noch eine Stunde Fahrt liegt vor uns, wie immer, aber in der letzten Zeit werden längere Fahrten von einem mulmigen Gefühl begleitet. Die Fahrt zum kV-Treffen in Düsseldorf... Der abgerissene Auspuff am Breitscheider Kreuz... Ein leises Aufjaulen des Keilriemens auf der Hinfahrt... Ein Knarren der Bremsen... Hört sich der Wagen nicht lauter an als sonst? Sind wir damals mit dem Ford nicht auch zweimal auf dieser Strecke liegen geblieben?
Nun, unser 41-PS-Monster ist auch nicht mehr das Jüngste. 120 000 Kilometer hat der Elefantenrollschuh jetzt hinter sich gebracht und bisher war kaum etwas; aber die Verschleißteile sind irgendwann fällig. Na ja.

Noch in Paderborn steigt uns der erste unangenehmer Geruch in die Nase. Aus der Lüftung bläst es verbrannt in den Innenraum – oder eher verschmorgelt? Was jetzt, der Keilriemen, die Bremse? Irgend etwas fremdes vielleicht, ein gegrillter Iltis etwa? Nein, der würde kulinarischer... ähm... riechen; eher nach Spaghetti Bolognese oder so.
„Es ist bestimmt der LKW vor uns,“ sage ich ohne viel Überzeugung und denke an den Keilriemen. Der Geruch vergeht wieder, nachdem wir den Laster überholt haben.
Zehn Minuten später schwappt die nächste Wolke zu uns in den Wagen. Es regnet. Die Scheibenwischer quietschen und ziehen fettige Streifen auf die Windschutzscheibe.
„Ich müsste mal neue Scheibenwischer...“ versuche ich abzulenken, doch Brigitte schnuppert vernehmlich. Ab jetzt fahre ich besonders gleichmäßig, immer die gleiche Drehzahl. Man muss es ja nicht herausfordern.
Schon auf den ersten Metern auf der Autobahn kommt es wieder. Kaum quält sich unser Auto die Auffahrt hoch, schon stinkt es. Diesmal ziemlich heftig. Noch stechender als zuvor, als wenn feuchter Stoff im Feuer vergast. Zum Glück vergeht es auch diesmal nach einigen Minuten.
Fünf Minuten danach der nächste Schwall Gestank. Und das, obwohl ich mit stetigen dreieinhalb Tausend Umdrehungen fahre. Wir schauen uns fragend an: Was nun? - Obwohl auch diesmal der verbrannte Geruch nur kurz anhält, nehme ich mir vor, bei der nächsten Gelegenheit zu halten.
“Parkplatz 2 km“ steht auf dem Schild, als erneut die bekannte Duftwolke ins Wageninnere kriecht. Gas weg, von der Autobahn runter, ausrollen lassen und anhalten. Motor aus. Ein Mal tief durchatmen und aussteigen. Um uns herum riecht es brenzlig, wie feuchte Grasbüschel, die in ein Lagerfeuer geworfen wurden. Qualm liegt in der Luft. Es regnet immer noch. Auf der anderen Seite der Autobahn flackert ein riesiges Osterfeuer auf einem abgeerntetem Feld.
Brigitte lacht. Na prima.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 ViolaKunterbunt (31.03.05)
Wie? Hier hat noch keiner kommentiert??????? Was ist los hier?
Klasse ist die Geschichte. So stelle ich mir eine Kolumne vor: kurz und knackig, - mit Pointe.
Tja, sowas kann dann passieren, wenn man sich mit den christlichen Gebräuchen nicht so auskennt, - zumindest nicht daran denkt, was an Ostern auf dem Lande so abläuft. Hihi... echt witzig!
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