andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Freitag, 17. Juni 2005, 16:19
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Back to the roots

Eigentlich wollte ich mich ja in der nächsten Zeit nicht mehr durch den SPIEGEL inspirieren lassen....
Aber jetzt hat er da einen Artikel, der gleich zwei meiner bisherigen Kolumnen-Themen streift (DER SPIEGEL Nr. 24 - 2005, Seite 58, von Christine Böhringer).
Da hatte ich doch von den Diamanten berichtet, - die neue Bestattungsart (wenn man da noch von Bestattung reden kann). Und prompt gibt es noch etwas Neues. Etwas, das auch noch hervorragend zu meinen sauerländischen Erfahrungen mit diesem esoterischen Möchtegern-Guru passt. Diesmal allerdings nicht, weil mit Bäumen geredet wird. Auch wenn der Artikel heißt: “Zurück zu den Wurzeln“.
Der Wald als Friedhof, als Urnenstätte, um genau zu sein. - Was könnte ich jetzt darüber lästern, mich über die Namen der beiden Firmen amüsieren, die das anbieten: “Friedwald“ und “Ruheforst“ oder Seitenhiebe in Richtung “bewusstes-wahrnehmen-von-Bäumen“ austeilen. Oder ich könnte von den “Gemeinschaftsbäumen“ berichten und dass sich schon ein Kegel- und ein Ruderverein so einen gesichert haben (mit Hinweis auf ein mögliches: keinGrab.de). Doch ich mag nicht, denn es erinnert mich an meine Ideen als Jugendlicher. Schon mit 14 liebäugelte ich mit diesem Gedanken.
Das glaubt mir jetzt vielleicht kaum jemand. Tja...
Auf einer Klassen-Party habe ich zum ersten Mal öffentlich darüber geredet. Ich erinnere mich noch gut daran. Es war eine alte Linde, unter der wir saßen und über den Tod sprachen; darüber diskutierten, wie aufwändig wir beerdigt werden wollten und wie; ob es ein Leben nach (oder vor) dem Tod gäbe – und wie denn ein humaner Tod auszusehen habe. – Soooo eine Unterhaltung halt.
Natürlich wurde ich damals aufgeklärt, dass das deutsche Bestattungsrecht das nicht erlaubt. Klar. Besserwisser gibt es ja immer (oft genug bin ich das *schäm*).
Aber das heißt nicht, dass mir der Gedanke aus dem Kopf getrieben wurde. Mit Interesse verfolgte ich die zunehmende Akzeptanz zum Thema Verbrennung, die ansteigende Zahl der Seebestattungen, die ersten “Streuwiesen“ in Holland (und den Bestattungstourismus dahin) und gewisse alternative Ideen (etwa seine Asche ins All schießen zu lassen – oder auf den Mond). Und immer war diese Idee mit den Bäumen in mir. Ich liebe Bäume.
Deine “Zeit-ist-noch-nicht-gekommen“ wird es jetzt wieder durch manch einen Kopf gehen. Nun... das kann sehr schnell gehen, schneller als man denkt. Das ist etwas, was MIR sehr bewusst ist, doch beherrscht mich der Gedanke nicht. Warum auch? Es passiert so oder so. Irgendwann ist es vorbei.
Der Gedanke jedoch, dass meine Asche unter einer Buche liegen könnte, von den Wurzeln durchzogen wird und irgendwann Teil des Baumes sein könnte... (dadurch vielleicht später ein winziger Teil eines Schreibtisches, an dem der größte Roman seit Menschengedenken geschrieben wird... Bei meinem Glück wohl eher ein Schundroman.)
Jetzt fehlt mir eigentlich nur noch die richtige Baumart. Rotbuchen mag ich (oder Blutbuchen *träum*), Linden sind toll, Edelkastanien, Rosskastanien, Eschen, Ebereschen, Robinien, Walnuss... Keine Eiche bitte (ist mir zu symbolisch), keine Birke, Platane oder Pappel. Vielleicht Stechpalme oder Eibe (obwohl die auch Symbolcharakter haben), aber nicht so gerne Koniferen...

Hmmm... Wenn ich an die Revival- und Retromoden denke, dann wäre vielleicht Weißdorn das Richtige. Ein früher sehr vielseitig genutzter Baum, sehr nützlich. Aus den Blüten kann man Tee machen (dann wäre ich endlich einmal abgebrüht), die Blüten riechen sehr gut (kein Kommentar), die Inhaltsstoffe sind leistungssteigernd (was für ein Witz) und gut für das Herz (...hach...), angeblich helfen sie gegen innere Schmerzen (... hach-hach-hach...), das Holz ist hart und haltbar (*kicher*), aus der Rinde kann man ein blutdrucksenkendes Tonikum herstellen (hehe - ausgerechnet), die Früchte (“Mehlfässchen“) eignen sich für Marmeladen (passt: ich neige ja zum eindicken) und die Blätter eignen sich als Tabakersatz (da könnte ich noch mal in der Pfeife geraucht werden...).

Ich denk‘ noch mal drüber nach...

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 ViolaKunterbunt (23.06.05)
Sehr interessantes Thema, über das ich auch schon viel nachgedacht habe.Wobei ich auch die Überlegungen mit einbeziehe, wie denn meine Beerdigung ablaufen soll, - was ich für Musik hören möchte und so was... (Niemals geht man so ganz, - von Trude Herr,, - oder What a wonderful world, - das fände ich klasse!) Unter welchem Baum... also ich mag Birken sehr gerne. (Warum wolltest Du die nicht????) Aber genau weiß ich, dass ich nicht verbrannt werden möchte! Schließlich mag ich jetzt auch solche Hitze nicht so gerne und nach dem Tod wird das nicht anders sein. Das wäre mir alles zu heiß.
Und... obwohl ich ja auch noch nicht so ganz im Greisenalter bin, - ich habe das alles schriftlich festgehalten... schon vor Jahren... Ist ein wichtiges Thema! - Lebensfrohe Grüße, Viola
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