andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Donnerstag, 23. März 2006, 03:30
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Haltet den Dieb!

Im Grunde ist Alles schon da gewesen, heißt es. Nichts ist mehr neu, nichts wirklich schöpferisch. Keine Idee, die nicht schon Dutzend mal niedergelegt wurde. - Klingt nach einer Binsenweisheit, denn nach vielen hundert Jahren voller Schriftsteller und Dichter ist das wohl kaum anders zu erwarten. Wo sollen die neuen Themen denn auch her kommen?
Besonders für einen Roman ist es fast unmöglich die Rahmenhandlung in noch nie da gewesener Art zu gestalten (und dabei lesbar zu bleiben!). Selbst Science Fiction hat es da schwer.
Und der Plot? Hier sind die Möglichkeiten noch viel abgegriffener. Nicht nur “Mann-trifft-Frau“, auch die anderen Variationen und Kombinationen sind längst durchgehechelt.
Also bleibt doch nur das Thema. Irgend etwas leidlich Originelles halt, frisch durchgemischt, mit einer (möglichst) eigenen Sprache gewürzt, in die heutige Zeit gepflanzt (oder ins Mittelalter oder Altertum, wenn sie gerade wieder Mode sind) und so verändert, dass nicht sofort geschrien wird: „Das ist von dem (oder der) abgeschrieben!“ – Geistiges Eigentum scheint sehr beliebt zu sein.
Aber ich hätte da mal eine Frage ...
Ganz ehrlich ...
Wurde nicht immer schon fürs Schreiben geklaut? – Pardon. Es heißt natürlich: “Ich habe Anleihen genommen“, “mich inspirieren lassen“. Und wo doch sowieso schon jeder Gedanke einmal gedacht wurde, gehört schon verdammt viel Glück dazu einen zu finden, der nie aufgeschrieben wurde oder dessen Erstverfasser so lange tot ist, dass die Erben keine Ansprüche mehr stellen können. - Andererseits vergeben wir heutzutage sogar auf Gene oder Erblinien Patente.

Pech hat jetzt Dan Brown mit seinem Bestseller “Sakrileg“. Es zog ihn vor Gericht, weil die beiden Autoren Michael Baigent und Richard Leigh das Copyright für die Idee beanspruchen, dass Maria Magdalena einige Kinder von einem später sehr bekannt gewordenen Nazarener bekommen hätte. Nun ja ...
40 Mio. Exemplare hat Dan Brown vom “Sakrileg“ verkauft. Nicht schlecht, was? – Aber hätten die beiden Herren auch bei einer Veröffentlichung von 40 Exemplaren auf ihr geistiges Eigentum gepocht?
Immerhin nennt sich das angebliche Vorbild des Romans “Sachbuch“ (halt eines von “diesen“ Sachbüchern, wie sie viel zu häufig erscheinen). Schon schwierig, wenn jetzt für einen Roman nicht einmal mehr nachgeschlagen werden darf. So gesehen könnte auch Erich von Däniken jeden Autor und Filmemacher vor den Kadi ziehen, der über außerirdische Relikte spekuliert. Hatte “das 5. Element“ nicht richtig Kasse gemacht? Stört es da eigentlich, dass sowohl Baigent und Leigh, als auch Däniken die Ideen selber geklaut haben?

Dan Brown kann einem schon leid tun, nicht? Oder doch eher die beiden Autoren, die mit ihrer Klage sicherlich untergehen werden?
Nun ... Die Bücher der Prozessierenden verkaufen sich neuerdings wieder sehr gut. Übrigens beim gleichen Verlag veröffentlicht, was bestimmt nichts zu sagen hat, - oder?

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

Sektfrühstück (41)
(23.03.06)
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 Eumel (23.03.06)
Ideenklau ist irgendwo schon eine Sauerei!
Wobei mir Dan Brown nicht unbedingt leid tut...Wo doch nun eines seiner Bücher "Der Davinci Code" (Ich glaub das hieß so) mit Topbesetzung verfilmt wurde....hat auch etwas von Marketingstrategie, dass sich die Bücher dieser Herren nun wieder besser verkaufen....
Ropa (33)
(27.03.06)
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