andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Donnerstag, 06. April 2006, 06:46
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Allgemeinwohl

Noch immer wird die Frage diskutiert, wofür wir nun die Bundeswehr haben. Einen Krieg wollen wir nicht mehr anzetteln und besonders militaristisch sind die Deutschen zur Zeit nicht gerade. Aber wir wollen trotzdem eine größere Rolle in der Weltpolitik spielen – und dafür müssen wir ein Zeichen setzen. Also:
- Verteidigung des Landes? – Klar. Keine Frage.
- Unterstützung von Verbündeten im Kriegsfall? – Na ja ... gehört sich wohl so.
- “Friedenseinsätze“? – Im Grunde eine vernünftige Sache.
- Verteidigung deutscher Interessen? – Schon schwieriger, denn was sind deutsche Interessen?
- Verteidigung finanzieller Interessen? – Nein, da sind sich die meisten Menschen einig (noch?).
Die Entscheidung scheint noch nicht getroffen worden zu sein, noch meinen die Menschen, dass sie es mitentscheiden würden ...

Beim Thema Zivildienst sind wir da schon viel weiter. Dessen Dienstleistende müssen neuerdings nicht mehr “dem Allgemeinwohl dienen“, sondern nur noch “dem Allgemeinwohl dienende Aufgaben erfüllen“. Hört sich zuerst total ähnlich an, oder? Es stellen sich keine Fragen ... Oder doch?
Warum wird denn der Aufwand betrieben, ausgerechnet die Formulierung zu ändern? Gibt es nichts Wichtigeres zu tun?
Nun ...
Durch die neue Formulierung können jetzt Zivildienstleistende auch von Firmen ... äh ... Organisationen angefordert werden, die auf die Erzielung von Gewinn ausgelegt sind. Natürlich nur, wenn die Leistungen besonders schützenswert sind (bla-bla).
Es ist eine kluge Entscheidung von Ursula von der Leyen, die nur den Gegenbenheiten Rechnung trägt. Immerhin haben wir weder einen Pflegenotstand, noch unbesetzte Stellen bei der momentanen Regelung. Unsere Krankenhäuser und Pflegeheime quellen ja geradezu über vor (preiswerten) Hilfskräften ... Die Flut der “Zivis“ muss einfach untergebracht werden und die armen Privaten darben doch so.

Schön, dass der Zivildienst hier den Vorreiter spielt.
Dienstleistende für die private Wirtschaft, heißt die Devise. Da können sich die Wehrdienstleistenden ja auf eine baldige Anpassung freuen. Bundeswehrsoldaten als Werkschutz bei Bayer? Oder als Verteidigung von “deutschen“ Ölfeldern im Irak? – Während Zivildienstleistende in Saudi-Arabischen Krankenhäusern Dienst tuen? – Dient doch alles dem Allgemeinwohl, - irgendwie.

Endlich mal ein verständliches Zeichen!

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

Sektfrühstück (41)
(06.04.06)
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