andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Donnerstag, 05. Juli 2007, 03:43
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Klimaschutz

Vor einigen Wochen flatterte durch den Briefschlitz unseres Hauses eine Hochglanzbroschüre. Werbung, ganz klar, aber doch … dezent gemacht, geradezu edel.
Das Titelblatt entspricht fast einem Informationsblatt öffentlicher Stellen. Allerdings ist es eleganter und mit Sicherheit auch teurer gemacht – und es ist informativer: kurz und knapp wird der Inhalt angekündigt: “Die wahren Klimaschützer“.
Das ist natürlich das Thema der Zeit. Sagt nicht sogar unsere Bundeskanzlerin, dass der Klimaschutz die Aufgabe des 21. Jahrhunderts ist? Versuchen nicht alle Regierungen eine Einigung zu finden? Schmettern nicht die Medien aus allen Rohren die Schreckensnachrichten in die Welt?

Klimawandel, das neue Angstwort. Die letzten Sommer waren viel zu warm (auch wenn der derzeitige Sommer eher an eine Regenzeit erinnert), in den Wintern fehlten Schnee und Frost, Stürme und Überschwemmungen verwüsten die Landschaften, mediterrane Tier- und Pflanzenarten wandern nach Norden, die Polkappen schmelzen …
Der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß ist jedem im Bewusstsein. Manche haben auch im Kopf, dass die fossilen Brennstoffe das gelagerte, also ausgefilterte, Kohlendioxid der Vergangenheit ist. Holen wir uns das warme Klima der Urzeiten zurück?
Und was ist mit Methan? – Einige Wissenschaftler behaupten, dass die intensive Rinderhaltung noch viel stärkere Temperaturerhöhungen zur Folge hat. Pupsen uns die Kühe in die Klimakatastrophe?
Inzwischen wissen wir ja, dass in der historischen Entwicklung der Menschheit das sich verändernde Klima eine große Rolle spielte. Kalte Winter, Sintfluten, Versteppungen und Wüstenbildungen haben Kulturen ausgelöscht und Völkerwanderungen hervorgerufen. Selbst das römische Imperium scheint so untergegangen zu sein. Was würde erst in unserer dichtbevölkerten Welt passieren?

Da ist natürlich jeder Klimaschützer willkommen, also blätterte ich die Broschüre auf und fand … ähm … Kernkraftwerke. Auf jeweils einer Doppelseite wurde ein deutscher und atomarer Energielieferant vorgestellt, mit hübschen bunten Bildern und den “wahren“ Vorteilen. Schon beeindruckend.
Klar … Kernkraftwerke stoßen kein Kohlendioxid aus, sie sind also in dieser Bilanz ausnehmend sauber. Dazu sind sie sehr sicher und überhaupt nicht störanfällig. Kein Krümmel eines Zweifels kann es daran geben … Apropos “Krümmel“ … die Salami-Taktik der Betreiber des Kraftwerkes Krümmel hat nichts mit einer Bekämpfung des Klimakillers “Kuh“ zu tun (auch wenn es sich ziemlich wurstig anhört).

Zuerst war ich im Zweifel. Begriffe wie “Zwischen-“ und “Endlager“ kamen mir in den Sinn, die Kosten für Bewachung und Sicherheit, für Transport und Wiederaufbereitung. Aber dann dachte ich an Tschernobyl!
Ja, Tschernobyl, der Beweis schlechthin. Auf mehr als 4000 km² ist der Kohlendioxidausstoß seit 20 Jahren extrem gering. Die Auto- und Hausabgase sind vorbildlich, die Kühe verseuchen nicht die Umwelt, die Industrie produziert keine Gifte und das Klima wurde durch den “Vorfall“ in keinster Weise verändert.
Der Begriff “Sperrzone“ ist natürlich missverständlich. Es handelt sich um große Waldgebiete mit reichen Wildbeständen, friedlichen Seen und zwitschernden Vögeln; - also um Naturschutz pur.

Zum Glück hat unsere gewinnorientierte Marktwirtschaft die Vorteile erkannt. Zwar ist das Modell “Tschernobyl“ nicht mehr erhältlich, aber die Probeläufe im Werk Krümmel waren vielversprechend. Auch die ehrliche Informationspolitik passt gut (in Tschernobyl starben offiziell nur zwei Menschen durch den Unfall) und lässt den wahren Klimaschützer erkennen.
Endlich unternimmt jemand etwas gegen böse Kühe und zweibeinige Klimakiller.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 apple (05.07.07)
Zu der Passage "Einige Wissenschaftler behaupten, dass die intensive Rinderhaltung noch viel stärkere Temperaturerhöhungen zur Folge hat. Pupsen uns die Kühe in die Klimakatastrophe?" müsste ich eigentlich seitenweise anmerken - Aber ich hab gerade keine Zeit.
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