andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Montag, 23. Juli 2007, 05:42
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Schnecken und Schweineohren

Neulich kamen mir beim Bäcker wieder einige seltsame Gedanken.
„Was,“ ging es mir durch den Kopf, „mögen Übersetzungsprogramme in Zukunft wohl schaffen?“
Die junge Backwarenfachverkäuferin (oder wie das auch immer heißen mag) auf der anderen Seite der Theke fragte nach meinen Wünschen und ich entgegnete (noch) gedankenlos: „Ein Schweineöhrchen, zwei Berliner und ein Krümelkissen.“

Nun …
Vermutlich versteht das selbst innerhalb Dortmunds nicht jeder (Krümelkissen sind nämlich ganz neu).
In München und Berlin hatte ich sogar Probleme Brötchen zu bekommen … gar nicht so lange her … mir wurde gesagt, dass sie keine Brötchen hätten (dabei lagen die da rum!). Stattdessen brabbelten sie etwas von Semmeln (Mensch, die sind rund, nicht länglich!) und Schrippen (als wenn ich keine Milchbrötchen erkennen könnte!).
Dagegen war es in Österreich und der Schweiz total einfach einzukaufen: darauf zeigen und die Anzahl drei Mal wiederholen und schon klappte es. Sollte man in Österreich mal gar nichts verstehen, egal, einfach etwas bestellen: das schmeckt schon.

Aber was würde ein Übersetzungsprogramm anstellen? – Kann es überhaupt jemals eine perfekte Übersetzung für eine dynamische Sprache geben? Deutsch ist Deutsch ... ja, ja …

Neulich beim Bäcker packte ich mein Schweineöhrchen, meine zwei Berliner Ballen und mein Krümelkissen ein, da hörte ich die beiden jungen Männer, die nach mir dran waren:
„Zwei von denen hier.“
„Wovon?“ hakte die etwa gleichaltrige Verkäuferin nach.
„Na, von diesen hier.“ Der junge Mann lächelte zaghaft und deutete auf einen unübersehbaren Haufen Gebäck.
„Wie heißt das?“ – Eine gewisse Strenge in der Stimme der Verkäuferin war nicht zu überhören.
„Ähm … von denen da.“
„Wie heißen die?“
Der angesprochene junge Mann beugte sich zu dem Schild herunter und las:
„Waldfruchtschnecken. Zwei von den Waldfruchtschnecken.“
Die Verkäuferin strahlte und griff zur Zange:
„Na, geht doch.“

Daran sollten sich Übersetzungsprogramme orientieren. Diese ganzen elektronischen Hilfen sind eh viel zu freundlich.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Isaban (02.08.07)
Klasse, Andreas!
(Mir ist letztens im Taxi aufgefallen, dass die richtungsweisende automatische Damenstimme regelrecht ungehalten klang, als der Fahrer zweimal ihre Anweisung nicht befolgte. HAL lässt grüßen.)

Ich grüße auch, lieb,
Sabine
wupperzeit (58)
(02.08.07)
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 Theseusel (06.08.07)
Schnickers hin Pigears her Andreas:) ... Hunger übersetzt alles:"Haben Sie Schweineöhrchen?" wurde meine Mütter mal gefragt (wir hatten eine Bäckerei) ..."Natürlich" - "Tja, dann sehen Sie aber lecker aus!" *ggg* postwendend haben wir bei Metgzer angerufen und nach Schweinefüßchenen gefragt ... der kannte den Gag nicht - aber meine Mutter;) ... Hat Spaß gemacht zu lesen!
Ropa (33)
(06.08.07)
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