andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Donnerstag, 27. Dezember 2007, 05:36
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glaubhaft

Nachdem Weihnachten vorbei ist, und damit auch das allgemeine Mundzuhalten (was nicht das allgemeine Essverhalten meint), kann wieder auf eine Welt ohne Zuckerguss geschaut werden. – Die Fundamentalisten sind noch da. Auf allen Seiten.
Islamische Rechtgläubige, christliche Sektierer, jüdische Orthodoxe und natürlich Russel mit seiner Teekanne, die zwischen Mars und Erde die Sonne umkreist und viel zu klein ist, um von Teleskopen entdeckt zu werden. Sie alle sehen die Unbeweisbarkeit als Beweis ihrer Weltanschauung an und sagen, dass der Nachweis einer Existenz genau so schwer wiegen müsse, wie der fehlende Nachweis der Nichtexistenz.
Sprich: was nicht widerlegt werden kann KANN nicht nur da sein, sondern MUSS es sogar.

Diese Art der Argumentation erscheint vielleicht fremd und seltsam, aber sie ist gängige Praxis. Besonders in der US-amerikanischen Religionsdiskussion wird dieses Sichtweise immer wieder eingebracht und taugt sogar für Reformen im Schulwesen. So jedenfalls erstritt sich der Kreationismus 2005 den gleichberechtigten Zugang (neben der Evolutionslehre) in den Biologieunterricht von Kansas. In anderen Staaten wurde es in dieser Frage ziemlich knapp.
Dann kam Bobby Henderson und versuchte – leider erfolglos – die Argumentation aufzugreifen und auch sein Weltbild in den Schulen von Kansas lehren zu lassen. Sein Ansatz war absolut stichhaltig und glaubwürdig, die von ihm vorgelegten Statistiken auch. Immerhin sagten sie eindeutig aus, dass die Zunahme der Klimaerwärmung klar mit der gleichzeitigen Abnahme der Piratenzahl zusammen hängen müsse. Die beiden Kurven passten einfach zu gut zusammen, als dass es ein Zufall sein könne.
Klingt das etwa unlogischer als andere Vermischungen statistischer Ergebnisse? Es wird doch ständig gemacht, dass zwei unabhängig voneinander erstellte Statistiken miteinander in Korrelation gebracht werden.

Vermutlich krankte die Auffassung von Bobby Henderson an der fehlenden Weihnachtsgeschichte. In den USA muss eine Weihnachtsgeschichte mit der Religion in Verbindung gebracht werden. Gibt es nicht sogar in Japan Weihnachtsbäume, Geschenke und den Weihnachtsmann? Weltweit wird Weihnachten gefeiert!
Das war schon das Problem bei der Glaubensgemeinschaft an das unsichtbare rosafarbene Einhorn, die sich nie durchsetzen konnte. Einhörner sehen auf Schlitten, die von Rentieren gezogen werden, ziemlich unpassend aus. Der weiße Bart und die rote Mütze, das Rutschen durch den Schornstein und die restlichen Accessoires machten es nicht besser. So ein Glauben schafft es nicht über den Advent hinaus.
Aber Bobby Henderson hatte bewiesen (nach der Beweiskette oben), dass es eine gleichberechtigte Lehre vom fliegenden Spaghettimonster geben müsse. Auch das fliegende Spaghettimonster als Schöpfergestalt ist nicht zu widerlegen; also …

Nur die Sache mit dem roten Mantel und dem weißen Bart. Das steht dem Spaghettimonster einfach nicht!



 Wikipedia
 Homepage FSM

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 BrigitteG (27.12.07)
Wer ist denn "Russel mit seiner Teekanne"? *kopfkratz*

 Isaban (27.12.07)
Bertrand Russel, der, sehr frei ausgelegt, sagte, dass man so ziemlich alles behaupten und als Religion ausgeben kann, solange man nur vorsichtshalber den Grund, warum es keine Beweise gibt mit anführt (Russel's teapot).

Lieb grüßt
Sabine
wupperzeit (58)
(27.12.07)
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