andi(e)stirnschlag

abwerfend

In der Dortmunder U-Bahn läuft eine Art U-Bahn-Fernsehen, um die Wartenden zu unterhalten und abzulenken. Ein Bereich des Programms, neben Wettervorhersagen, Zeichentrick und Werbung, ist die moderne Form des Bildungsfernsehens: eine abgespeckte Version einer Quiz-Show mit jeweils drei Antworten zur Auswahl. Es ist interessant … vor allem das Beobachten der Mitwartenden.
Einige unterhalten sich und bekommen von dem gebotenem Programm nur dann etwas mit, wenn sich die Bilder schnell bewegen. Andere starren auf einen Punkt, der sich etwa zwanzig Meter hinter dem Bildschirm befinden mag. Manche sind völlig uninteressiert und einigen ist schon das Wetter zu schwierig. Dann gibt es welche, die raten heimlich mit und ärgern sich tierisch (begleitet von einem ärgerlichen Aufstampfen des Fußes), sobald eine einfahrene U-Bahn das Programm unterbricht. Ein paar raten gemeinsam und klatschen sich ab, wenn sie Recht behalten. Wieder andere wissen die Lösung auch dann noch genauer, wenn die Antwort auf dem Bildschirm sich von ihrer unterscheidet oder nerven die Mitwartenden mit weitergehenden Weisheiten (zu dieser Fraktion gehöre ich, zugegeben). Und ein paar wenige nicken nur dezent und zeigen damit allen Umstehenden, dass sie die Antwort nicht nur wussten, sondern auch wohlwollend zur Kenntnis genommen haben, dass die Fragesteller keinen Fehler gemacht haben.
Heute war die Frage: welches Tier kann einige seiner Beine abwerfen, wenn es bedroht wird?
Als Möglichkeiten wurden vorgeschlagen: Weberknechte, Kellerasseln und Marienkäfer.

Ein Pärchen riet gespannt mit und beide schienen sich nicht sicher zu sein. Selbst der männliche Teil des Pärchens flüsterte nur leise und posaunte sein Wissen nicht als Balzbeitrag heraus, sehr ungewöhnlich.
Als dann aber “Weberknechte“ als Antwort erschien, änderte sich seine vorher unsichere Haltung und er meinte cool: „Von Leguanen und Fröschen wusste ich das ja, aber das ist mir neu.“
Erstaunlicherweise zuckte bei der jungen Frau nur einmal kurz die Augenbraue. Dann lächelte sie ihn wieder wie ein kleines dummes Mädchen an und schaffte es den Eindruck zu erwecken, als schaue sie zu ihm auf (obwohl sie gleich groß waren). Einzig ein leicht angespitzes: „Leguane verlieren bei Gefahr ihre Beine?“ offenbarte, dass sie mehr verstand, als sie öffentlich zeigen wollte.
Da fällt mir glatt eine Frage für das U-Bahn-Programm ein: „Welches Tier kann seinen Kopf verlieren, wenn es um das Liebeswerben geht?“ – Jetzt muss ich mir nur noch drei Antworten einfallen lassen …